Feuerwehr-Retter aus Gütersloh: "So stelle ich mir Krieg vor!"

Gütersloh. Aus dem Kreis Gütersloh sind am Freitag gut 100 weitere Hilfskräfte der Feuerwehr und der Hilfsorganisationen (DRK, Malteser) in die Hochwassergebiete in den Kreis Euskirchen gefahren.Der Einsatz der Feuerwehrleute soll vorerst bis Samstag dauern, nach Rücksprache mit der Bezirksregierung müsse man sich jedoch auch für die kommende Woche auf weitere Alarmierungen einstellen. Vor Ort wird das Ausmaß einer der schlimmsten Unwetterkatastrophen der Nachkriegsgeschichte immer deutlicher: &bdquo;Abgeschnittene Ortschaften, tote Menschen, eingestürzte Häuser – es ist unbeschreiblich. So stelle ich mir Krieg vor. Gerade die jüngeren Leute von uns haben derartige Bilder noch nicht gesehen. Wir sind immer noch mit der Rettung von Personen beschäftigt. Viele Kräfte von uns haben Leichen geborgen", schildert der stellvertretende Kreisbrandmeister Uwe Theismann aus Gütersloh am Freitag eindrücklich. Der 62-Jährige und seine erschöpften Kollegen wurden am Freitagnachmittag von insgesamt rund 100 &bdquo;frischen" Kräften unter Bereitschaftsführer Udo Huchtmann (58) aus dem Kreis Gütersloh abgelöst. In Dörfern spielen sich Dramen ab Diese hatten sich am Morgen im Konvoi mit Kollegen aus Lippe auf den Weg ins Rheinland gemacht. "Auf den Autobahnen deuten gelegentlich Schlammreste an, was hier passiert. Aber die eigentlichen Dramen spielen sich in den Ortschaften und Dörfern ab, die teilweise total von der Außenwelt abgeschnitten sind", erklärt Huchtmann. Einsatzkräfte aus dem Kreis Gütersloh sollen bei den Rettungs- und Hilfsmaßnahmen bislang nicht zu Schaden gekommen sein. Seine Kollege Uwe Theismann weist darauf hin, dass der Schutz im Kreis Gütersloh trotz der überörtlichen Hilfe vieler Feuerwehrleute gewährleistet ist. THW-Kräfte pumpen Wasser aus Klärwerk ab Auch andere Hilfsorganisationen aus dem Kreis Gütersloh sind weiterhin im Einsatz oder befinden sich in der Bereitschaft. Das Technische Hilfswerk leistet mit 111 Personen aus ganz Ostwestfalen-Lippe Dienste in den betroffenen Gebieten. 13 Kräfte aus Gütersloh wurden am Freitag nach Solingen verlegt, um dort Wasser in einem Klärwerk abzupumpen. Zuvor hatten sie in Iserlohn geholfen. "Wir rechnen damit, dass der Einsatz noch weit in die nächste Woche reingeht", so Marc Scheuffler (48) vom THW aus Gütersloh. Lesen Sie auch: Einsatzkräfte aus SHS suchen nach Überlebenden in Katastrophengebieten DLRG-Kräfte an Campingplatz-Evakuierung beteiligt Zehn Retter der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft aus dem DLRG-Bezirk Kreis Gütersloh waren mit Tauch- und Boots-Trupp für den Wasserrettungszug 7 des Landesverbands Westfalen im Einsatz. Sie halfen unter anderem in Iserlohn und Altenau. In Drüpplingsen waren die DLRG-Kräfte an der Rettung von 110 Personen von einem überfluteten Campingplatz beteiligt. "Nach Abarbeitung des Einsatzes haben die Kameraden an den Heimatstandort verlegt und sich nach mindestens 18 Stunden auf den Beinen in Ruhezeit begeben", teilte Björn Beil von der DLRG mit. Personal und Material seien zwar schlammig geworden, aber es gab weder Personal- noch Materialschäden bei Einsatzkräften der DLRG aus dem Bezirk des Kreises Gütersloh. Lesen Sie auch: Flutkatastrophe - "So etwas ist auch in Ostwestfalen-Lippe möglich" Hilfsbereitschaft im Kreis Gütersloh Im gesamten Gütersloher Kreisgebiet zeigt sich nach den Ausnahmezuständen im Ruhrgebiet, im Rheinland und der Eifel eine große Hilfsbereitschaft. Rettungsorganisationen erhalten etliche Anfragen. "Wir bekommen immer mehr Angebote aus der Bevölkerung von Menschen, die helfen wollen - tatkräftig und spontan, aber auch mit Spenden", erklärt Thorsten Heß vom Malteser Dienst. Der 49-Jährige weist darauf hin, dass "aufgrund der Gefahrenlage in dieser Akutphase ausschließlich spezialisierte Fachkräfte aus den dafür vorgesehenen Katastrophenschutzstrukturen zum Einsatz kommen". Deshalb könne man trotz der großen Not das Angebot nicht annehmen. Zudem appellieren die Malteser, nicht unaufgefordert in das Schadensgebiet zu fahren. "Mastholte hilft" mit Spendenaktion Auch &bdquo;Mastholte hilft" startet eine Aktion für die Opfer der Hochwasserkatastrophe. Am Samstag werden auf dem Betriebsgelände der Firma Anton Röhr (Gewerbestraße 8 in Mastholte) zwischen 10 und 16.30 Uhr Spenden, die gegen 17 Uhr in die Hochwassergebiete transportiert werden sollen. Dringend benötigt werden einem Aufruf in den sozialen Medien zufolge Kleiderspenden, Baby- und Kinderbekleidung, Decken und Schlafsäcke. Auch Getränke und haltbare Lebensmittel werden gesammelt. Die Spenden sollten gut verpackt und beschriftet sein.

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