Stahlpreise schnellen in die Höhe: Neue B61-Brücke in Gütersloh wird teurer

Gütersloh. Böse Überraschungen wie vor ein paar Jahren mit der neuen Feuerwache oder anschließend mit der Dritten Gesamtschule, als die Kosten plötzlich durch die Decke geschossen sind, möchte die Stadt sich und den Bürgern ersparen. Es gehe darum, die Öffentlichkeit frühzeitig über die aktuelle Lage und die damit verbundenen Risiken zu informieren, sagte Bürgermeister Norbert Morkes am Freitag in einer Pressekonferenz, an der auch Stadtbaurätin Nina Herrling sowie Kreishandwerksmeister Georg Effertz und der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Alexander Kostka, teilnahmen. Mit der &bdquo;aktuellen Lage“ waren die seit Monaten massiv steigenden Materialpreise auf dem Bau, zumal für Holz, sowie schwere Lieferengpässe gemeint. Drohen nun also erneut Kosten bei städtischen Bauvorhaben aus dem Ruder zu laufen? Herrling gab darauf keine eindeutige Antwort, sagte: &bdquo;Es ist zu befürchten, dass vorkalkulierte Budgets nicht eingehalten werden können.“ Aber in welchem Umfang, das sei unklar. Und Morkes fügte hinzu: Derzeit könne seriös kein Zeitraum genannt werde, bis wann sich die Lage entspanne. Neue Brücke wohl noch später fertig Dass die neue Fußgänger- und Radfahrer-Brücke über die Bundesstraße 61 merklich teurer wird als geplant, daran ließen die Verantwortlichen jedoch keinerlei Zweifel. Denn bei dem 206 Meter langen Bauwerk handelt es sich um eine Konstruktion aus Stahl. Und Stahl zählt momentan zu den Materialien mit den größten Preissteigerungen, neben Holz und Dämmstoffen. Zuletzt waren für das Neubauvorhaben 3,75 Millionen Euro veranschlagt. In wenigen Wochen liege das Ergebnis der Ausschreibung vor, so Herrling. Dann sehe man klarer. Auch der Zeitplan für das Projekt verschiebt sich weiter. Denn die Unternehmen hätten wegen der unsicheren Lage um eine Verlängerung der Abgabefrist für ihre Angebote gebeten. Eigentlich sollte die Brücke bis Ende dieses Jahr freigegeben werden. Nun heißt es: &bdquo;Wir wollen in diesem Jahr mit dem Bau beginnen.“ Aber es gibt auch Grund zum Aufatmen. So hätten jetzt für den Teilneubau der Dritten Gesamtschule 14 weitere Gewerke vergeben werden können, ohne dass die Preise den normalen Rahmen gesprengt hätten, sagte Herrling. In dem Zusammenhang wiesen die Handwerker-Vertreter darauf hin, dass lediglich einige Materialien teurer würden, aber nicht aber die Leistung. Und der Arbeitslohn mache etwa zwei Drittel der Gesamtkosten bei Bauvorhaben aus. Überraschung beim Schulausbau Aber wie sieht es bei der geplanten Erweiterung von 15 Grundschulen mit Holzmodulen aus? Auch hier wagten Herrling und Morkes keine Prognose. Grund: Zur Zeit seien erst die Planungsleistungen, zum Beispiel für die Architekten, ausgeschrieben. Bislang waren für das Ausbauprogramm in den kommenden Jahren insgesamt 72 Millionen Euro einkalkuliert. Außerdem stellte Herrling - für manchen Beobachter überraschend - klar, dass Holzmodule lediglich 50 Prozent des Gesamtumfangs der Erweiterung ausmachten. Denn immer dort, wo viel Technik zum Einsatz komme, etwa in den Mensen, werde ohnehin auf herkömmliche Bauweise zurückgegriffen. &bdquo;Da kann man nicht einfach Legostein auf Legostein setzen.“ Auch Haltestellen und Spielgeräte betroffen Die aktuelle Materialknappheit hierzulande und europaweit, vor allem wegen der extrem hohen Nachfrage aus den USA und Asien, führt laut Verwaltung auch dazu, dass auch kleinere Projekte im Tiefbau und bei den Grünflächen verspätet angegangen werden. Als Beispiele wurden der Austausch von Bushaltestellen und die Erneuerung von Spielgeräten auf Spielplätzen genannt. Geschäftsführer Kostka sprach denn auch von einer Verzögerungsproblematik, die derzeit die Lage am Bau beherrsche. Eine Folge des fehlenden Nachschubs sei, dass die Handwerker gezwungen seien, die Hände in den Schoß zu legen. &bdquo;Wir werden uns wohl bald ernsthaft mit Kurzarbeit auseinandersetzen müssen.“ Vorsorglich habe man sich bereits an die heimischen Abgeordneten im Land- und Bundestag sowie den Bundeswirtschaftsminister gewendet, berichtete Kreishandwerksmeister Effertz. Hauptforderung: Die Verlängerung der zum 30. Juni auslaufen Kurzarbeitergeldverordnung. Die sieht vor, dass die Betriebe von den auch während der Kurzarbeit abzuführenden Sozialversicherungsbeiträgen für ihre Mitarbeiter entlastet werden.

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