Darf Schüttflix seinen markanten "Tower" in Gütersloh bauen?

Gütersloh. Das Erfolgsrezept von Schüttflix ist es, auf den Punkt zu liefern. Sand, Schotter und Kies sollen genau dann auf der Baustelle ankommen, wenn sie gebraucht werden. Nun hat das Gütersloher Unternehmen, eine digitale Plattform für die Vermittlung von Schüttgut, auch in eigener Sache geliefert: Es hat den Bauantrag für seinen &bdquo;Tower" gestellt. Entstehen wird die mehrstöckige Firmenzentrale auf dem Gelände von &bdquo;Gleis 13" am Langen Weg. Der Antrag liegt der Stadt seit einigen Wochen auf dem Tisch. Auch der Gestaltungsbeirat hat sich schon damit beschäftigt. Die Ansichten, entnommen einem Werbefilm für das gesamte Quartier, zeigen einen ziemlich spektakulären Bau. Sieben- bis siebeneinhalbgeschossig, ist ein gläserner Bau zu sehen, der sich im Winkel vom Langen Weg, Carl-Bertelsmann-Straße und Bahnhofsgleisen erhebt – ein Turm, der die Vorgabe der Stadt erfüllt, am Entree zum Gleis 13 einen Blickfang zu schaffen, der über die anderen Neubauten noch hinausragt. Mit dem Einstellen von Personal kommt die Firma kaum nach &bdquo;Die Stadt wünscht sich eine städtebauliche Markante. Wir sind zuversichtlich, diesem Wunsch entsprechen und noch in diesem Jahr mit dem Bau beginnen zu können", sagt Rick Mädel, Geschäftsführer der Hagedorn Revital GmbH. Der Schütfflix-Tower wäre das noch ausstehende, vierte Gebäude von Gleis 13. Setzt man eine Bauzeit von anderthalb bis zwei Jahren an, wäre das Quartier 2023, acht Jahre nach dem Baustart, komplettiert. Dass Schüttflix den Bau angehen kann, liegt an der dynamischen Entwicklung des Unternehmens. 2018 gegründet, verzeichnet die GmbH eine konstante monatliche Zuwachsrate von 40 Prozent. Aus einer Handvoll Leuten sind 80 Mitarbeiter geworden; die Geschäftsidee ist derart eingeschlagen, dass Schüttflix mit dem Einstellen neuen Personals kaum hinterher kommt; junge, digitalaffine IT-Entwickler seien bei der Zweitniederlassung in Köln derzeit leichter zu rekrutieren als in Gütersloh, heißt es. Deutschlandweit noch immer ohne Konkurrenz Tech-Entwickler, Vertriebler, Personaler, Marketingfachleute: Sie bilden das Gros der Belegschaft. Denn: Schütfflix ist kein Handwerksbetrieb, sondern ein IT-Start-Up. Das Unternehmen betreibt eine digitale Plattform für Schüttgüter, eine Drehscheibe für Sand, Schotter und Split. Braucht ein Bauunternehmer dringend Material? – Schüttflix vermittelt es ihm. Die App verbindet Lieferanten, Spediteure und Baufirmen und stellt sicher, dass das Material binnen vier Stunden auf der Baustelle ist. Mit dieser Idee – einen schnellen, transparenten, überregionalen Markt für alle gängigen Schüttgüter zu schaffen – sind die Gütersloher im Begriff, die Baubranche zu verändern. Drei Jahre nach Gründung disponiert Schütfflix mit 15.000 Lkw eine riesige Flotte. Immer mehr Betriebe springen auf. &bdquo;Wir sind mittlerweile bei 3.200 Partnern", sagt Firmensprecher Gerrit Kisters. Noch immer sei Schüttflix deutschlandweit ohne Konkurrenz, &bdquo;diesen Vorsprung wollen wir nutzen." Die Gründungsidee hatte Christian Hülsewig, einst bei Arvato und bei Microsoft in Seattle beschäftigt. Weitere Gesellschafter sind der Unternehmer Thomas Hagedorn, die Markenbotschafterin Sophia Thomalla sowie die Venture Capitalists Speedinvest und HV Capital. &bdquo;Wir wollen mit der Stadt und den Architekten möglichst bald auf einen Nenner kommen" Seinen Gründungssitz in der Hagedorn-Zentrale nahe der Osnabrücker Landstraße hat Schüttflix inzwischen verlassen. Vor circa zwei Monaten zog die Belegschaft in die großteils leerstehende Post an der Kaiserstraße um – eine praktische, naheliegende Lösung, denn auch diese Immobilie gehört Hagedorn. In der Post sei bis zur Fertigstellung des Towers genügend Platz, sich auszubreiten, sagt Schüttflix-Sprecher Kisters. Die Post-Tochter DHL ist bekanntlich in ihr neues Logistikzentrum auf dem alten B&R-Areal umgezogen, das Kundencenter der Post und die Postbank wechseln bald die Straßenseite und ziehen in den Neubau an der Ecke Strengerstraße ein. Die Neubaupläne auf Gleis 13 treiben Hagedorn und Schüttflix zügig voran. &bdquo;Wir wollen mit der Stadt und den Architekten möglichst bald auf einen Nenner kommen", sagt Rick Mädel. Auf den bisherigen Ansichten, erstellt vom Bielefelder Büro Jonek+Dressler, ist ein Komplex zu erkennen, der aus zwei Teilen besteht: Tower und Boarding-Haus. Die Maßgabe der Stadt, dass dort &bdquo;ein Hochpunkt" errichtet werden soll (Stadtplanerin Inga Linzel) scheint damit allemal erfüllt. Im obersten Stock lockt die Bar mit Dachterrasse Im Erdgeschoss des Towers könnte sich laut Mädel ein Café oder eine Bäckerei ansiedeln. Der oberste Stock, auf etwa 22 Metern Höhe, soll dagegen einer besonderen Location vorbehalten sein - einer Bar mit Dachterrasse; diese Vision umtreibt Firmenchef Thomas Hagedorn schon lange. Auf den fünf Stockwerken dazwischen liegen die Büros. Schüttflix werde mit seiner Belegschaft nach und nach hineinwachsen, bis dahin könnten auch Mitarbeiter von Hagedorn oder anderen Firmen die Räume nutzen; &bdquo;Anfragen haben wir so einige", sagt Mädel. Andocken will Hagedorn ein Boarding-Haus. Es soll etwas niedriger sein, mit fünf bis sechs Etagen, die Zahl der Mikro-Appartements soll zwischen 40 und 50 liegen. &bdquo;Die Mitarbeiter können dort wohnen, essen, leben", sagt Mädel. Um das Grundstück nicht mit vielen Autos zu belasten und den von der Stadt geforderten Stellplatznachweis zu erbringen, will Hagedorn auf der anderen Seite des Langen Weges, zwischen der Waschstraße und dem Park des Wasserwerkes, einen Parkplatz anlegen.

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