Nach tödlichem Unfall am Bahnübergang: Warum gibt es noch keine Schranke?

Gütersloh. Der tödliche Unfall vor drei Wochen an einem unbeschrankten Bahnübergang in Harsewinkel, bei dem eine 71-jährige Autofahrerin mit einem Güterzug zusammenstieß, löst die Erinnerung an einen anderen schweren Unfall in Gütersloh aus. Am Pfingstsonntag 2016 hatte ein 24-jähriger Fahrer den ebenfalls unbeschrankten Bahnübergang am Blankenhagener Weg gekreuzt und war dabei mit einem Zug der Osningbahn kollidiert. Dabei starben die Eltern des Fahrers, er selbst wurde schwer verletzt. Aus Sicherheitsgründen sollte eine Schranke dort errichtet werden. Doch das ist bis heute nicht geschehen. Eine Woche nach dem tödlichen Unfall vor fünf Jahren hatte eine Unfallkommission mehrere Maßnahmen beschlossen, um die Sicherheit an dieser Stelle zu erhöhen. Experten von Stadt, Kreis, TWE, Polizei und Landeseisenbahnverwaltung hatten den Bahnübergang bei einer Ortsbegehung geprüft, um Maßnahmen zu finden, &bdquo;mit denen das Optimum an Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer herausgeholt werden kann", wie Henrik Wilkening, Geschäftsführer des Streckenbetreibers Teutoburger Waldeisenbahn (TWE), vor fünf Jahren sagte. Erste Sicherungsmaßnahmen waren kurz nach dem Unfall erfolgt Damals war die Kommission dem Vorschlag der TWE gefolgt, den Bahnübergang mit einer Halbschranke zu versehen. Zudem waren kurz nach dem Unfall Warnschilder am Bahnübergang aufgestellt und die Höchstgeschwindigkeit von 50 auf 30 Stundenkilometer gesenkt worden. Auf die Straße aufgebrachte, gut sichtbare Piktogramme machen Autofahrer seitdem auf den Bahnübergang aufmerksam. Mit 300.000 Euro wurde die Realisierung der Schrankenanlage veranschlagt, die je zu einem Drittel die TWE, die Stadt und das Land tragen. Weil alle Beteiligten die Kosten erst im Haushaltsplan 2017 bereitstellen konnten, wurde eine Realisierung erst für 2018 angenommen. Obwohl die TWE bereits in der Vergangenheit im Rahmen ihres Schienenpersonennahverkehrskonzept den Bahnübergang entsprechend überplant hatte, stellte Wilkening die Öffentlichkeit auf einen aufwendigen Planungsprozess mit Ausschreibung und Sachverständigengutachten ein. &bdquo;Möglicherweise muss für die Installation der Schrankenanlage auch etwas Grundstück dazugekauft werden", so Wilkening 2016. Ein notwendiger Grundstückserwerb zum Bau der Schranke zieht sich weiter hin Letzteres war in der Tat der Grund, warum auch 2018 noch keine Bahnschranke gebaut worden war. 2019 teilte die TWE der NW auf Anfrage mit, dass noch Gespräche zum Grundstückserwerb liefen. Erst wenn die abgeschlossen seien, könne ein Planfeststellungsverfahren eingereicht werden. Sobald dieses genehmigt sei, könne der Bau beginnen, der nur wenige Wochen in Anspruch nehme. Es handelt sich dabei um eine Lichtzeichenanlage mit Halbschranken (LzH), die &bdquo;zur Zeit den aktuellen technischen Sicherungsstandard" darstelle. Die Baukosten allerdings erhöhen sich – auf nunmehr 400.000 Euro. Der Regionalrat in Detmold hatte dafür im Frühjahr 2018 bereits einem Förderzuschuss an die Stadt Gütersloh in Höhe von 95.000 Euro zugestimmt. Doch bis heute ist die Schrankenanlage nicht gebaut. Und ihr Bau verzögert sich weiter, wie eine Nachfrage bei der TWE an den Tag bringt. Grund dafür ist nach wie vor &bdquo;der Grunderwerb in Verbindung mit der Errichtung eines Haltepunktes im Rahmen der Reaktivierung des SPNV", also der TWE-Strecke, wie Robert Renner, Sprecher des Mutterunternehmens Captrain, mitteilt. Man rechne 2022 mit der Fertigstellung. Die Kosten bleiben bei 400.000 Euro, &bdquo;vorbehaltlich der Ausschreibungsergebnisse", so Renner. Da es derzeit aber eine Gesetzesinitiative gebe, &bdquo;nach der die Kostenanteile der kommu-nalen Straßenbaulastträger durch das Land übernommen werden sollen", könnte der städtische Anteil von rund 133.000 Euro entfallen. Weitere Probleme mit Lichtzeichenanlagen auf der TWE-Strecke im Gütersloher Bereich Die TWE hatte in der Vergangenheit aber auch andere Baustellen auf ihrer Strecke im Stadtgebiet. So sorgte unter anderem am Bahnübergang auf der B61 Anfang Februar eine ohne erkennbaren Anlass leuchtende Lichtzeichenanlage für einen viertelstündigen Stillstand und lange Rückstaus. &bdquo;Die Ursache dafür war eine fehlerhafte Einschaltung", klärt Robert Renner auf. &bdquo;Die entsprechende Instandsetzungsmaßnahmen wurden mittlerweile vorgenommen." Das Vorkommnis könnte einen Vorgeschmack darauf geben, wie schnell beispielsweise auch auf der Verler Straße Rückstaus entstehen können, wenn mit der für 2025 geplanten Reaktivierung der TWE-Strecke sich die Schranken alle halbe Stunde senken. Schon jetzt kommt es zuweilen zu Rückstaus, die über die Kreuzung mit dem Stadtring Sundern reichen. Robert Renner entgegnet, dass im Rahmen der Reaktivierung optimierte neue Bahnübergangs-Anlagen installiert würden. &bdquo;Dadurch werden Annäherungsstrecken und Schließzeiten optimiert." Die TWE sei zu diesem Thema im Austausch mit der Stadt Gütersloh.

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