Fußball-Saison noch nicht abgebrochen - Folgen für Oberliga wären brisant

Gütersloh. Die Tendenz steht eindeutig auf Abbruch, aber mehr als dieses klare Signal konnte der westfälische Fußballverband (FLVW) bei einer mit Spannung erwarteten Pressekonferenz nicht setzen. &bdquo;Ich halte eine Annullierung der Saison für die sinnvollste und gerechteste Lösung, weil ich eine sportliche Beendigung nicht mehr für möglich halte", sagte Gundolf Walaschewski in seinem Eingangsstatement. Manfred Schnieders teilt die persönliche Meinung des Präsidenten weitgehend, doch der für den Amateurfußball zuständige Vizepräsident stellte klar: &bdquo;Ein Abbruch ist zum jetzigen Zeitpunkt aus rechtlichen Gründen nicht möglich." Die Satzung erlaube dem Verband eine solche Maßnahme erst dann, wenn in der verbleibenden Zeit bis zu dem unverrückbar auf den 30. Juni festgelegten Saisonende nicht mehr die erforderliche Quote von 50 Prozent aller Spiele einer Staffel erreichbar sei. Eine Generalabsage sei nicht zulässig, sondern es müsse jede Staffel einzeln betrachtet werden. Die 50-Prozent-Quote sei derzeit selbst in der Oberliga, mit 21 Mannschaften die größte Liga Westfalens, noch zu erzielen, obwohl erst 87 von insgesamt 420 Partien absolviert sind. "Hier gibt es die Chance, Geld zu verdienen" Voraussetzung ist, dass die aktuelle, bis zum 18. April gültige Corona-Schutzverordnung, nicht verlängert wird. Nur dann kann nach einer vom Verband eingeräumten vierwöchigen Trainingsphase der Spielbetrieb Mitte Mai fortgeführt werden. Da sich die maßgebliche Inzidenz der Corona-Infektionen aber nach oben entwickelt, läuft alles auf eine weitere Verzögerung des möglichen Re-Starts und auf eine Annullierung der Punktspielsaison hinaus. &bdquo;Für die Oberliga ist es am engsten, die wäre als erstes dran", erklärte Schnieders. Keinesfalls wolle der Verband die Saison &bdquo;durchprügeln". Gespielt werden soll nur an Wochenenden sowie an den beiden Donnerstag-Feiertagen. Unterstrichen wird die Tendenz des FLVW zu einer Annullierung von einem Beschluss, dem Westfalenpokalwettbewerb Priorität bei der Ansetzung von Spielen einzuräumen. Damit fallen weitere freie Termine für den Meisterschaftsspielbetrieb weg. &bdquo;Hier gibt es für die Vereine die Chance, Geld zu verdienen", nannte Schnieders als Grund für die Bevorzugung des von der Krombacher-Brauerei gesponserten Wettbewerbs. Aus dem Kreis Gütersloh sind dort noch der SC Verl (3. Liga), der SC Wiedenbrück (Regionalliga), Victoria Clarholz (Oberliga) und der VfB Schloß Holte (Bezirksliga) vertreten. Sollte die laufende Oberligasaison annulliert werden, wird es keinen Absteiger geben Bis zum 30. Juni muss der FLVW dem DFB seine beiden Teilnehmer für den nationalen Pokalwettbewerb benannt haben. Ein Platz geht an den Westfalenpokalsieger. Den anderen erhält der bestplatzierte, teilnahmeberechtigte westfälische Regionalligist – derzeit der SC Preußen Münster. Ursprünglich war festgelegt worden, dass in dieser Saison der Oberligameister automatisch qualifiziert ist. Diese Regelung wurde aufgrund der Pandemie geändert; nun soll der Oberligameister 2022 direkt zum Zuge kommen. Sollte die laufende Oberligasaison annulliert werden, wird es keinen Absteiger geben – und definitiv auch keinen Aufsteiger in die Regionalliga. &bdquo;Ich sehe ohne sportliche Wertung keine Grundlage, dem Westdeutschen Verband zwei Aufsteiger zu benennen", erklärte gestern Manfred Schnieders. Aktuell führt der FC Gütersloh die Tabelle mit 25 Punkten (8 Siege, 1 Unentschieden) vor dem Holzwickeder SC (18) an. Keinesfalls sei es eine Lösung, einfach die Klubs zu benennen, die einen Zulassungsantrag für die Regionalliga gestellt haben. &bdquo;Es sind mehr als zwei", erläuterte Schnieders, ohne die Zahl zu verraten. Bis heute einschließlich haben die Oberligisten noch Zeit, ihren Antrag abzugeben. Ob die Oberliga in der nächsten Saison wegen ihres potenziellen Anwachsens durch die Regionalliga-Absteiger in zwei Staffel gespielt wird, ließ Schnieders offen: &bdquo;Grundsätzlich ist so etwas denkbar. Wir werden das gegebenenfalls mit den Vereinen besprechen." Beim FC Gütersloh zeigte man sich nicht überrascht von der verbandlichen Strategie und den in der Pressekonferenz getätigten Aussagen. &bdquo;Das Thema beschäftigt uns ja schon ein paar Tage", blickt Helmut Delker auf diverse Videokonferenzen zurück. &bdquo;Das muss aber nicht heißen, dass wir damit zufrieden sind", stellt das Vorstandsmitglied klar. "Wie sollen wir das unseren Spielern erklären?" Er möchte die FLVW-Funktionäre nicht allzu sehr schelten, denn er hat Verständnis für deren schwierige Situation. Gleichwohl bedauert er: &bdquo;Der Verband hat sich größte Mühe gegeben, für diesen Fall gerüstet zu sein. Jetzt stellen wir fest, dass er doch nicht gerüstet ist." Aus seiner Sicht wäre der FC Gütersloh im Fall der Annullierung einer der größten Verlierer der Pandemie-Saison: &bdquo;Wir verlieren sowohl die 25 Punkte, die wir uns erarbeitet haben, und damit die Tabellenführung sowie die Möglichkeit zum Aufstieg als auch die Chance auf die Teilnahme am DFB-Pokal." Er glaubt einerseits, dass der FLVW seinen juristischen Spielraum nicht ausreichend nutzt und verweist auf Paragraf 38 der WDFV-Spielordnung. Der gestattet dem Verband die Festlegung eines anderen Modus zur Ermittlung von Meister, Auf- und Absteigern, falls die Saison wegen der Corona-Pandemie nicht ausreichend zu Ende gespielt werden kann. &bdquo;Eine solche Entscheidung ist unanfechtbar", heißt es in dem Paragrafen. Zum anderen mahnt der FC Gütersloh die uneinheitlichen Regelungen in Fußball-Deutschland an, wo diverse Landesverbände längst den Saisonabbruch beschlossen haben und trotzdem Aufstiegspläne geschmiedet werden. &bdquo;Wie sollen wir unseren Spielern und unseren Fans erklären, dass es andernorts Aufsteiger gibt, in Westfalen aber nicht?", fragt Helmut Delker. Für ihn ist klar, dass der Verein nachteilige Beschlüsse nicht widerstandslos akzeptiert. Er nimmt das Wort Klage nicht in den Mund, sagt aber: &bdquo;Wir müssen uns schlau machen, was man da machen kann."

Meistgelesen