Tabellenführer FC Gütersloh hofft weiter auf den Re-Start in der Oberliga

Kreis Gütersloh. Die nächsten Wochen und die nächsten Videokonferenzen zwischen dem Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) und den Vertretern der Fußball-Oberliga mit den beiden heimischen Klubs FC Gütersloh und Victoria Clarholz werden entscheidend sein. Es geht um die mögliche Fortsetzung der Saison. Nach den aktuellen Beschlüssen der Politik wird es nun zeitlich sehr eng, das angestrebte Minimalziel, wenigstens 50 Prozent aller Spiele auszutragen, zu erreichen. Deshalb bat der Verband am vergangenen Donnerstag zum Gespräch – oder besser gesagt: zum Zoom-Meeting. Und er wird am 9. März, also zwei Tage nach dem Ende des aktuellen Lockdowns, erneut zum Gespräch bitten. &bdquo;Dann wird es sicherlich konkreter und wir wissen hoffentlich, ob eine Chance besteht, dass wir wieder trainieren können", sagt Helmut Delker vom Vorstand des Tabellenführers FC Gütersloh. Einen zeitlichen Puffer gibt es für die Oberliga nicht mehr Denn an einer Stellschraube können die Beteiligten noch selber drehen: an der Länge der Vorbereitungszeit. Sollten die Vereine für eine eher kürzere Trainingsphase vor der Wiederaufnahme des Spielbetriebs plädieren – etwa zwei bis vier Wochen –, könnte die Liga theoretisch (sofern es alle anderen Rahmenbedingungen zulassen) Mitte bis Ende April wieder in den Ligaalltag zurückkehren. Doch bei diesem Punkt scheiden sich die Geister. &bdquo;Ich habe mit unserem Trainer Julian Hesse gesprochen. Er sagt, dass zwei oder drei Wochen Vorbereitungszeit ausreichen, weil alle Spieler bereits seit Wochen individuell nach speziellen Trainingsplänen arbeiten. Dass das nicht ideal ist, ist aber auch klar", sagt Helmut Delker. &bdquo;Die Verletzungsgefahr ohne vernünftige Vorbereitung ist viel zu groß. Die Oberliga ist Vorreiter für alle anderen Ligen. Wer sich schwerer verletzt, wird mit dem Fußballspielen aufhören", betont dagegen der Clarholzer Trainer Christopher Hankemeier. Und: &bdquo;Wir müssen uns die Frage stellen, wie wir junge Leute beim Fußball halten können und somit langfristiger denken, anstatt die Saison nach einem halben Jahr Pause innerhalb von zehn Wochen auf Biegen und Brechen durchzupeitschen." Mitte oder Ende April wäre tatsächlich der späteste Termin. Einen zeitlichen Puffer gibt es für die höchste Amateurspielklasse in Westfalen nicht mehr, 21 Mannschaften und satte 42 Spieltage lassen das nicht zu. Es blieben maximal elf Wochenenden (plus drei Feiertage), um die Spielzeit zu Ende zu bringen. Weitere Unterbrechungen durch das Wetter, neue Lockdowns oder neuerlich aufflammende Corona-Hotspots und -Erkrankungen nicht berücksichtigt. Um wenigstens die Hinrunde zu Ende zu bringen, also die für eine Wertung nötigen 50 Prozent der Spiele, müssten die Klubs noch zwischen zehn und 14 Begegnungen austragen. Konkret: Der FC Gütersloh hätte noch elf Spiele vor der Brust, Aufsteiger Victoria Clarholz deren 13. Sollten sich die Oberliga-Vertreter indes für eine länge Vorbereitungszeit von mehr als vier Wochen entscheiden, käme dies faktisch einem Saisonabbruch gleich. Denn dann sind die 50 Prozent nicht mehr realisierbar. Bei einer Umfrage dieser Zeitung Ende Januar war das Stimmungsbild sehr uneinheitlich. FLVW-Vizepräsident Manfred Schnieders bestätigt dies: &bdquo;So ähnlich habe ich das auch wahrgenommen." Helmut Delker sagt über die jüngste Videokonferenz: &bdquo;Die meisten Vereinsvertreter haben nur zugehört. Aber es gab auch emotionale Beiträge, die einen klaren Interessengegensatz deutlich gemacht haben." Wenn nun in der kommenden Konferenz &bdquo;Butter bei die Fische" müssen, dürften die Standpunkte deutlich werden. Die Klubs, die gegen den Abstieg spielen, und die Vereine, die um die &bdquo;Goldene Ananas" kicken würden, dürften tendenziell eher für eine lange Vorbereitungszeit und damit den Saisonabbruch votieren. Und die potenziellen Aufstiegskandidaten wären an einer schnellen Fortsetzung der Serie interessiert. Delker: &bdquo;Man musste sich nur die Redebeiträge der Vereinsvertreter anhören und dann eins und eins zusammenzählen." Sollte das Meinungsbild pro längerer Vorbereitung ausfallen, gäbe es keinen Re-Start mehr. Die Spitzenklubs – allen voran der FC Gütersloh – guckten in die Röhre, die abstiegsgefährdeten Vereine wie Hamm, Herne oder Clarholz wären gerettet. Man muss kein Prophet sein, um zu behaupten, dass dies in den unteren Spielklassen ähnlich laufen könnte. Mit dem Unterschied, dass die kleineren Staffeln de facto noch einige Wochen mehr Zeit hätten. Der Verband, der laut Satzung dazu verpflichtet ist, sich um die Durchführung von Ligaspielen zu kümmern, kann die Saison nicht einfach absagen. Deshalb beteiligt er wie schon im vergangenen Frühsommer die Vereine, um zu einer rechtlich sauberen Lösung zu kommen. &bdquo;Der Verband hat auch dargelegt, dass es bei einem Abbruch zu Schadensersatzansprüchen kommen kann. Die Vereine sind verpflichtet, die vereinbarten Gegenleistungen gegenüber den Sponsoren so gut wie möglich zu erfüllen", sagt Helmut Delker und betont: &bdquo;Oberliga heißt für mich: Es besteht nicht nur das Recht zu spielen, sondern auch die Pflicht. Und die Spieler wollen nach der langen Pause endlich wieder kicken. Für den Sport wäre es es auf jeden Fall das Beste." "Für uns würde die Welt nicht untergehen" Christopher Hankemeier verweist unterdessen darauf, dass er auch als aktueller Tabellenführer die gleiche Meinung vertreten würde: &bdquo;Zumindest als Trainer des Tabellenführers Clarholz. Wenn ich Trainer von Gütersloh oder Meinerzhagen wäre, hätte ich vielleicht eine andere Meinung, weil diese Klubs sehr viel ambitionierter sind." Wichtig ist dem 31-Jährigen, dass seine Worte nicht nur als Negativäußerungen rüberkommen: &bdquo;Eins ist klar: Wenn die Saison fortgesetzt wird, werden wir nicht rumheulen, sondern Vollgas geben und alles tun, um die Liga zu halten." Umgekehrt sieht das auch FCG-Mann Helmut Delker so: &bdquo;Wenn die Saison abgebrochen würde, wäre das für uns als ungeschlagener Spitzenreiter natürlich sehr schade. Aber für uns würde die Welt nicht untergehen. Wir würden dann in der neuen Saison wieder angreifen." Die nächsten Wochen werden zeigen, wie sich die Mehrheit der Oberligavereine entscheidet wird.

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