Soziales Netzwerk

Nutzer im Kreis Gütersloh kritisieren Elon Musks X: Melden sie sich nun ab?

Die Vorwürfe gegenüber der Plattform, die einst Twitter hieß, nehmen zu. Vereine denken über ihren Abschied nach, eine Verwaltung hat sich kurzfristig verabschiedet.

Die Plattform X (vormals Twitter) von Milliardär Elon Musk ist zuletzt deutlich in die Kritik geraten. | © dpa

Max Maschmann
16.01.2025 | 16.01.2025, 16:20

Kreis Gütersloh. Permanente Vorwürfe wegen Desinformation sowie Hassrede und nicht zuletzt das umstrittene Gespräch von Eigentümer und Milliardär Elon Musk mit AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel: Das soziale Netzwerk X (früher Twitter) ist massiv in die Kritik geraten. Mehrere Hochschulen haben der Plattform unlängst den Rücken gekehrt. Nun hat sich auch die Stadt Gütersloh kurzfristig dazu entschieden, zu gehen.

Noch am Mittwochvormittag hatte die Stadt bei X Informationen zur Briefwahl bei der Bundestagswahl gepostet. Einige Stunden später ist in der Bio zu lesen, dass der Account inaktiv sei. Bürgermeister Matthias Trepper (SPD) lässt über eine Sprecherin ausrichten, dass die Stadt Gütersloh X künftig nicht mehr nutzen wird. Weitere Details zu dieser Entscheidung gibt die Stadt auf „NW“-Nachfrage jedoch nicht bekannt.

Der internationale Gütersloher Medienkonzern Bertelsmann ist gegenwärtig noch auf X vertreten, dort allerdings vergleichsweise sporadisch aktiv. Ende August 2024 wurden auf dem Kanal, der beinahe 2.500 Follower zählt, zuletzt die Halbjahreszahlen des Konzerns gepostet.

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Bürgermeister Matthias Trepper hat angekündigt, dass die Stadt Gütersloh die Plattform X künftig nicht mehr nutzen wird. - © sport/presse/foto Dünhölter
Bürgermeister Matthias Trepper hat angekündigt, dass die Stadt Gütersloh die Plattform X künftig nicht mehr nutzen wird. | © sport/presse/foto Dünhölter

FCG-Vorstand nennt Arminia-Abschied „sehr respektablen Schritt“

Gefragt nach der Zukunft bei X antwortet Bertelsmann gegenüber der „NW“ allgemein: „Die Unternehmenskommunikation beobachtet und analysiert die Entwicklung und Nutzung der relevanten Social-Media-Kanäle kontinuierlich“. Das gelte für Instagram, Tiktok und Linkedin - die im Fokus der Aktivitäten von Bertelsmann stehen -, aber auch für X oder Facebook.

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Nachdem sich zuvor unter anderem schon die Fußball-Erstligisten FC St. Pauli, Werder Bremen und SC Freiburg von der Plattform verabschiedet hatten, hat zuletzt auch Fußball-Drittligist DSC Arminia Bielefeld die Reißleine gezogen und ist inzwischen nicht mehr bei X vertreten.

Helmut Delker, Vorstandsmitglied des FC Gütersloh, nennt den Entschluss des DSC einen „sehr respektablen Schritt“. Der FCG hat bei X aktuell 800 Follower, das Netzwerk spielt im Vergleich zu Instagram und Facebook für die Kommunikation aber eine untergeordnete Rolle. „Wir teilen Neuigkeiten unseres Vereins. Um den Kanal speziell zu bespielen, ist unser Medienteam zu klein.“

Deutliche Kritik vom SC Verl am Musk-Weidel-Gespräch

Delker zufolge denkt auch der FC Gütersloh darüber nach, sich perspektivisch von der Plattform zurückzuziehen. „Ob und wann wir so einen Schritt gehen, hängt von der weiteren Entwicklung ab“, sagt der FCG-Vorstand. Aus Sicht des Vereins erziele der Fußball mit einem Rückzug nämlich nur dann eine breite Wirkung, „wenn Vereine und Verbände gemeinsam vorgehen“.

Delker verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass Bielefeld, Bremen und Co. zwar die Plattform verlassen haben, große Klubs wie Bayern München und Borussia Dortmund jedoch nach wie vor bei X aktiv sind. „Sollte es eine gemeinsame Linie der großen Fußballvereine in Deutschland geben, werden wir uns auf alle Fälle daran beteiligen“, versichert Delker.

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Der SC Verl übt derweil deutliche Kritik am Austausch von Musk und Weidel bei X. „Als Sportverein, der auf gegenseitigen Respekt, soziale Integration und Vielfalt setzt, können wir uns von wesentlichen Gesprächsinhalten nur distanzieren“, sagt SCV-Sprecher David Eusterhus. Diese ließen sich nicht mit „unserem Wertegerüst“ vereinbaren.

Verler Vorstand beschäftigt sich demnächst mit dem Thema X

Auch der Fußball-Drittligist denkt über seine weitere Zukunft auf X nach. „Wir beobachten und überprüfen aktuell die sehr kritische Entwicklung der Plattform seit der Übernahme von Elon Musk“, sagt Eusterhus. Der Vorstand, so teilt Eusterhus weiter mit, werde sich in Kürze intensiv mit dem Thema auseinandersetzen.

Die Verler nutzen ihr X-Konto, dem gut 3.300 Nutzer folgen, als Kommunikationsplattform, schildert Eusterhus. „Aber nicht primär.“ Ähnlich wie beim FC Gütersloh stehen Instagram, Facebook und Youtube in der Hinsicht ungleich stärker im Fokus.