Post reagiert auf Paket-Boom und will Paketstationen verdoppeln

Gütersloh. Ein bisschen Zeit muss man schon einplanen, will man sein Paket bei der Post auf die Reise schicken. Die Schlange der Kunden mit demselben Wunsch wird immer länger - Päckchen und Pakete fluten die Postfilialen. Der Boom bricht nicht ab. "Wir verzeichnen ein dreifaches Aufkommen an Paketen als zu normalen Zeiten", erklärt Uwe Minuth. Er betreibt die Postfiliale an der Haller Straße in Isselhorst. "Normal", das war die Zeit vor Corona. Schon beim ersten Lockdown im Frühjahr 2020 war für ihn erkennbar, dass das Paketaufkommen deutlich steigt. "Vor Weihnachten war es wirklich ganz extrem", 260 Pakete warteten vor den Feiertagen bei Minuth im Hinterzimmer auf Abholung, weil die Kunden bei Zustellung nicht zuhause waren. Die gleichen Erfahrungen macht Jörg Brinkmann. Er betreibt zwei Postfilialen in Gütersloh. Während die Filiale am Berliner Platz gerade leidet weil die Geschäfts ringsum alle geschlossen und keine Kunden in der Innenstadt sind, herrscht an der Filiale an der Herzebrocker Straße ein reges Kommen und Gehen. "Geschlossene Läden sind der Hauptgrund", erklärt Brinkmann, "Gerade, wenn man zu Hause verweilen muss, kauft man im Netz. Für den stationären Handel die viel beschriebene Katastrophe." Post will Anzahl der Packstationen bis 2023 verdoppeln "Die Leute bestellen wie verrückt", weiß auch Rainer Ernzer, Pressesprecher der Deutschen Post in Düsseldorf. Deutschlandweit lag das durchschnittliche Wachstum beim Paketaufkommen in den vergangenen Jahren stets bei 7 bis 8 Prozent. "Wegen Corona hatten wir in 2020 eine Zunahme an Paketversendungen von 15 Prozent", so Ernzer. Er ist sich sicher: Die Paketmengen werden weiter extrem steigen. Längst richtet sich die Post darauf ein. "Es gibt aktuell 6.500 Packstationen in ganz Deutschland. Bis 2023 sollen es 12.000 sein", zusätzlich soll das Geschäft mit den Paketshops ausgebaut werden. Wo genau in Gütersloh das ein oder andere demnächst entstehen soll, ist bislang nicht bekannt. "Aber bei einer Verdopplung der Paketstationen wird es auch in Gütersloh demnächst neue Anlaufstellen geben", so der Unternehmenssprecher. Die Hauptpostfiliale verteilt um, sonst wird's zu viel Um die Hauptpost an der Kaiserstraße bei der Vielzahl der Pakete zu entlasten, verteilt die Post bereits seit Sommer letzten Jahres verstärkt um auf andere Gütersloher Postfilialen - ein Umstand, der sich zum Beispiel in der Filiale an der Herzebrocker Straße 45 deutlich bemerkbar macht. "Durch die exzellente Parksituation ist der Laden für Abholer sehr bequem. Wir haben unseren Lagerraum mit mehr Regalen ausgestattet, um dem Ansturm gerecht zu werden", erklärt Jörg Brinkmann. Vor Weihnachten war auch hier der Höhepunkt der Paketzustellung erreicht. "Durch den Lockdown sind heute wieder mehr Menschen für die Paketfahrer zu Hause erreichbar." Die Ausgabe sei dadurch etwas reduziert. Kein Flohmarkt? Dann halt online! "Hundefutter, Schuhe, Wein, einfach alles", würden die Leute inzwischen online einkaufen und sich zuschicken lassen, beobachtet Uwe Minuth. "Mehr als die Hälfte aller Pakete sind Retouren." Und sind das vor allem nur junge Leute, die online bestellen? "Nein, gar nicht", so Minuth, "viele ältere Menschen sind auf den Geschmack gekommen. Sie haben sich ein Smartphone oder Tablet gekauft und erkunden in der eher langweiligen Lockdownzeit die Möglichkeiten im Internet." Durch Kundengespräche weiß er, dass auch die ausbleibenden Flohmärkte eine große Rolle spielen. "Die Menschen haben viel Zeit und verkaufen ihre gebrauchten Sachen auf den einschlägigen Internetplattformen und versenden sie dann per Post." Dass der Paket-Boom nach der Coronazeit weiter anhält, daran glaubt auch Postfilialbetreiber Jörg Brinkmann: "Die Bequemlichkeit des Online-Einkaufs werden die Paketdienste weiter auf Trapp halten." Je länger jedoch die Geschäfte weiter geschlossen blieben, je mehr Kunden würden sich wohl aktuell ans Kaufen im Netz gewöhnen. "Hoffen wir, dass das Gefühl eines schönen Einkaufsbummels nicht völlig einschläft."

Meistgelesen