Fußballsaison fortsetzen oder abbrechen? So würden Trainer entscheiden

Gütersloh. Bis zum 14. Februar gilt die Corona-Schutzverordnung. Damit ist klar: Der für diesen Termin anvisierte Re-Start fällt im westfälischen Fußballverband flach. Ob überhaupt und wenn ja, wie die Saison fortgesetzt werden soll, daran scheiden sich bei den Vereinsvertretern die Geister. Wir haben uns im Kreis Gütersloh umgehört. 2. Frauen-Bundesliga Steffen Enge (Trainer FSV Gütersloh): &bdquo;Ich hoffe, dass wir in die Luxussituation kommen und am 28. März wie geplant die Saison inklusive Hin- und Rückrunde fortsetzen können – mit den gleichen Testungen und Hygienekonzepten wie in der Bundesliga der Frauen oder den drei höchsten Ligen der Männer. Auf diesen Termin arbeiten wir hin, dafür wollen wir Ende Februar wieder ins Training einsteigen. Das funktioniert aber nur, wenn wir wie Profis behandelt werden. Für den Frauenfußball wäre das ganz wichtig, weil in der 2. Liga die Talente entwickelt werden. Wenn man uns lediglich einen Amateurstatus zugesteht, bin ich sehr skeptisch, was die Wiederaufnahme des Spielbetriebs angeht. Unser Vorteil ist auch, dass wir nicht so viele Spiele haben – uns fehlen nur 13, um die gesamte Serie zu Ende zu bringen." Oberliga Julian Hesse (Trainer FC Gütersloh): &bdquo;Ich vertraue auf die verantwortungsvollen Leute in Politik und Verband, dass sie die richtigen Entscheidungen treffen werden. Mitte Februar ist ein Termin für alle Oberligisten mit dem Verband geplant, dann wird es sicher einen klaren Beschluss geben. Bis dahin wäre jede Aussage reine Spekulation. Und auch wenn spekulieren menschlich ist, möchte ich mich daran nicht beteiligen." Christopher Hankemeier (Trainer Victoria Clarholz): &bdquo;Über kurz oder lang wird man um eine Annullierung der Saison nicht herumkommen. Selbst wenn es möglich wäre, im April/Mai wieder mit dem Training zu starten, würde eine zweiwöchige Vorbereitung nicht ausreichen. Um den Körper wieder an Fußball zu gewöhnen, braucht es wesentlich länger. Von daher wäre es gerade im Hinblick auf die Gesundheit der Spieler das Beste, die Saison abzubrechen und ab August mit der neuen Spielzeit zu starten. Sollte es trotzdem zu einer Saisonwertung kommen, nehmen wir es so, wie es kommt. Würde die Serie abgebrochen, wäre es natürlich für Vereine wie den FC Gütersloh wesentlich bitterer, als für uns." Landesliga Maik Uffelmann (Trainer FC Kaunitz): &bdquo;Mir geht es so wie vielen anderen Trainern auch: Es wäre schön, die Saison zu Ende zu spielen oder zumindest 50 Prozent der Spiele zu absolvieren. Aber wir sind nur Amateure, und ich würde die Entscheidung des Verbandes, die Saison abzubrechen, verstehen. Momentan ist die Eindämmung der Coronafälle das oberste Ziel. Wenn sich die Zahlen bis Ostern nicht verbessern, sehe ich keine Möglichkeit, das Minimum an Pflichtspielen zu erreichen. Fair oder unfair ist unwichtig, die Entscheidung des Verbandes müssen alle akzeptieren." Bezirksliga Siggi Meyer (Sportchef TuS Friedrichsdorf): &bdquo;Eine Wiederaufnahme der Saison ist aus meiner Sicht kaum noch möglich. Die Jungs haben ein Vierteljahr nichts mehr gemacht, da kann man sie nicht nach zwei Wochen Vorbereitung gleich wieder in Pflichtspiele schicken. Auch Wochenspiele sind nicht zumutbar, weil viele Spieler Schicht arbeiten. Die Gesundheit geht vor, im Privaten wie im Sportlichen. Darum sollten wir vorsichtig sein. Man sieht ja bei der Handball-WM, was für eine Farce das ist. Ich mache jeden Tag zehn Kreuzzeichen, dass meine Familie von Corona noch nicht betroffen ist. Das soll so bleiben." Jakob Bulut (Trainer SV Avenwedde): &bdquo;Die Saison krampfhaft aufrechtzuhalten, halte ich für bedenklich. Bei einer Wiederaufnahme muss eine gewisse Vorbereitungszeit berücksichtigt werden. Damit meine ich mindestens vier Wochen Teamtraining, damit keine größeren Verletzungen riskiert werden. Aber selbst das sehe ich noch als grenzwertig an. Dennoch wäre es aus unserer Sicht wünschenswert, wenn die Saison fortgeführt werden würde – gerade im Hinblick auf die Tabellenkonstellation. Sollte es zu einer Annullierung kommen, kann sich aber auch keiner beschweren, denn es sind gerade einmal rund ein Viertel der Spiele absolviert." Soner Dayangan (Trainer Türkgücü Gütersloh): &bdquo;Jeder weiß, dass ich fußballverrückt bin, aber ich sage ganz klar, dass es keinen Sinn macht, die Saison fortzusetzen. Die Zwangspause dauert jetzt schon länger als jede Sommer- oder Winterpause. Zwei Wochen Vorbereitung reichen nicht, um die Spieler fit zu bekommen. Und bei einer vernünftigen Vorbereitung müssten wir, um die Hinserie abzuschließen, bis in den August spielen – das ist unmöglich. Im Dezember hatte ich noch gehofft, dass wir wenigstens die erste Saisonhälfte abschließen können, aber inzwischen glaube ich nicht mehr daran." Jürgen Prüfer (Trainer SW Sende): &bdquo;Mir geht’s so, dass ich in dieser Frage fast jeden Tag etwas anderes denke. Die Frage ist doch, inwieweit das ganze noch einem fairen Wettbewerb entspricht. Wie lange soll die Vorbereitung sein? Was ist mit den Spielern, die im Winter den Verein gewechselt haben? Dürfen die spielen, wenn die Hinserie fortgesetzt wird? Gerade den Vereinen gegenüber, die bisher gut gepunktet haben, wäre es nur fair, dass die Hinserie fortgesetzt würde. Sonst wären die acht absolvierten Spiele total für die Katz gewesen. Darum plädiere ich dafür, dass es weitergeht. Wenn es im April wieder losgeht, kann das funktionieren. Natürlich braucht es eine vernünftige Vorbereitung. Inzwischen merke ich meinen Spielern an, dass es ihnen immer schwerer fällt, die Motivation hochzuhalten." Vittorio Lombardi (Trainer FSC Rheda): &bdquo;Ein Abbruch wäre für uns die schlechteste Lösung. Wenn möglich, sollte man versuchen, ab April die Hinrunde zu Ende zu spielen, damit die Saison gewertet werden kann. Selbst wenn der Lockdown bis Ostern gehen sollte, hätte man noch drei Monate Zeit, um sich zwei bis vier Wochen lang vorzubereiten und die restlichen Spiele auszutragen – zur Not auch mit Englischen Wochen." Kreisliga A Michael Negri (Trainer SW Marienfeld): &bdquo;Aus meiner Sicht werden wir es nicht mehr hinbekommen, die Saison zu Ende zu spielen. Man sollte es auch nicht auf Teufel komm raus versuchen. Corona war ja auch, als wir zu Saisonbeginn noch gespielt haben, allgegenwärtig. Es war also nie eine normale Spielzeit, und darum könnte ich gut damit leben, wenn es einen Cut gibt, die Serie abgebrochen wird und wir in aller Ruhe wieder bei Null anfangen. Ich habe aber auch vollstes Vertrauen, das sowohl die Politik als auch die Verbände die richtigen Entscheidungen treffen werden." Jarek Tarnowski (Trainer SV Spexard): &bdquo;Wenn wir nicht mindestens 50 Prozent der Spiele absolvieren können, sollte die Saison annulliert werden – sonst wäre das Wettbewerbsverzerrung. Ich hätte kein Problem damit, die Hinserie zu Ende zu spielen. Innerhalb von acht oder neun Wochen müsste es möglich sein, die noch fehlenden neun Spiele auszutragen. Auch ein oder zwei Englische Wochen könnte ich mir vorstellen. Aber keiner von uns kann in die Glaskugel schauen, keiner weiß, wie es mit Corona weitergeht. Wir hätten auf jeden Fall alle große Lust, wieder zu spielen."

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