Hilferuf aus Serbien: Abgeschobene Familie bittet Morkes um Unterstützung

Gütersloh. Die Roma-Siedlung in Ralja liegt in einer trostlosen Gegend der Gemeinde Sopot im serbischen Belgrad. Müll säumt den Straßenrand, eine Reinigung durch die Gemeinde oder Mülltonnen gebe es nicht, sagt die Gütersloherin Zorica Savic, die die Szenen per Video dokumentiert hat. Hier lebt jetzt die achtköpfige Roma-Familie Kurtesi, die vor einem halben Jahr aus Gütersloh in ihr Heimatland abgeschoben worden ist. Es gilt als sicheres Herkunftsland. Das Vorgehen der Stadt hatte seinerzeit dennoch Kritik ausgelöst. Trotz Ersuchens der Härtefallkommission und Bitte des Petitionsausschusses des Landes NRW auf Bleiberecht hatte die Verwaltung sich im Mai über die rechtlich nicht bindenden Empfehlungen hinweggesetzt und die Abschiebung nach fünf Jahren Aufenthalt in Gütersloh forciert. Damit scheiterte der Versuch vieler Freiwilliger um den ehrenamtlichen Betreuer Michael Löhr, Denis Kurtesi eine Bleibe in Deutschland zu ermöglichen. Das Kind ist wegen einer geistigen Behinderung zu 80 Prozent schwerbehindert. Wie die Stadt im Zuge der Abschiebung mitgeteilt hatte, sei die Ausländerbehörde in Kontakt mit den serbischen Behörden gewesen, habe den Empfang der Familie und die medizinische Betreuung von Denis sichergestellt. "Wir müssen hinterher und schauen, dass er sich nicht umbringt" &bdquo;In Gütersloh hatten sie versprochen, dass alles organisiert sein würde, aber nichts ist passiert", sagt Mutter Asiba Kurtesi im Video von Savic, das den Besuch bei den Kurtesis kurz nach dem Jahreswechsel dokumentiert. Die achtköpfige Familie lebt in einem Raum von schätzungsweise 20 bis 25 Quadratmetern – ohne Badezimmer. Die Toilette befindet sich draußen. Sozialleistungen oder eine Krankenversicherung haben sie nicht. Mehrere Ehrenamtliche aus Gütersloh unterstützen sie finanziell. Erfolglos verlief bislang die Jobsuche von Vater Elvis Kurtesi, der vor dem Aufenthalt in Deutschland bei der Müllabfuhr in Serbien gearbeitet hatte. Neben Einschränkungen durch die Pandemie nennt Löhr auch dessen Roma-Hintergrund als ursächlich. Laut einem UN-Bericht war die Arbeitslosenquote für Roma 2013 mit 49 Prozent fast doppelt so hoch wie beim Rest der serbischen Bevölkerung. Als Mutter mache sie sich große Sorgen um ihren Sohn Denis, sagt Asiba Kurtesi. Er grabe Löcher in einem verlassenen Haus, suche Zigarettenstummel auf der Straße oder versuche sich mit einer Axt zu schneiden. &bdquo;Er rennt herum, wir müssen hinterher und schauen, dass er sich nicht umbringt", sagt sie. In Deutschland habe er Therapien und Medikamente bekommen, alles gehabt. &bdquo;Hier hat er nichts." Sie fordert Bürgermeister Norbert Morkes deshalb auf, &bdquo;dass er uns hilft, damit wir zurückkommen können". Chef der SPD-Ratsfraktion fordert Umdenken der Verwaltung Der Auffassung ist auch Volker Richter. &bdquo;Es ist jetzt zwingend notwendig, dass die Verwaltung ihr damaliges Verhalten überdenkt und, soweit möglich, korrigiert", fordert der Chef der SPD-Ratsfraktion. Er hatte bereits als Bürgermeisterkandidat die Verwaltung aufgefordert, ihre Entscheidung im Sinne des Kindeswohls zu überdenken und Ermessensspielräume zu nutzen. Der damalige Bürgermeister Henning Schulz (CDU) und seine Beigeordnete Christine Lang hätten sich, so Richter, blauäugig und vertrauensselig auf Zusagen der serbischen Behörden verlassen. Schulz’ Nachfolger Norbert Morkes (BfGT) teilt mit, &bdquo;dass er zum Ergebnis gekommen ist, dass die damalige Entscheidung begründet getroffen wurde, da ihr 22 ablehnende Verwaltungs- und Gerichtsentscheidungen zugrunde liegen, in denen auch die Behinderung eines der Kinder geprüft und als Abschiebehindernis ausgeschlossen wurde". Bürgermeister spricht von "keinen falschen Versprechungen" Wenn man als Kommune eine Abschiebung vornehmen müsse, werde man niemals die gleichen Lebensverhältnisse zusichern können, die man – selbst unter eingeschränkten Voraussetzungen – in Deutschland biete. Er betont, &bdquo;dass ich aufgrund meiner Recherchen feststellen konnte, dass gegenüber der Familie Kurtesi keine falschen Versprechungen gemacht worden sind".

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