Doppelt so viele Todesfälle in zweiter Welle im Kreis Gütersloh als im Frühjahr

Kreis Gütersloh. Kaum hatte am 10. März das Coronavirus den Kreis Gütersloh offiziell ereilt, musste das örtliche Gesundheitsamt Ende März den ersten Todesfall bekanntgeben. Ab April gab es dann fast täglich Hiobsbotschaften aus dem Kreishaus zu Verstorbenen, die im Zusammenhang mit dem Coronavirus standen. Erst Anfang Mai stoppten die beängstigenden Nachrichten, Anfang Juni blieb die Zahl der Todesfälle vorerst bei 20 Verstorbenen. Den Sommer über änderte sich das nicht, auch wenn die Neuinfektionen weiterhin in einer flachen Kurve anstiegen. Und die Zahl der Covid-19-Patienten, die stationär im Krankenhaus im Kreis Gütersloh behandelt wurden, Ende Juni mit 34 einen neuen Höchststand erreichten. Zuvor war dieser Mitte April mit 32 erreicht worden. Ursache hierfür dürfte der massive Ausbruch des Coronavirus im Schlachtbetrieb Tönnies zu diesem Zeitpunkt gewesen sein. Vermittelte der Sommer eine nahezu trügerischer Sicherheit, gab es Anfang Oktober erneut die traurige Nachricht über einen Todesfall. Ende Oktober folgte ein zweiter und ab November steigt die Zahl unaufhaltsam bis heute an. Sterbefälle in zweiter Welle doppelt so hoch im Vergleich zum Frühjahr Inzwischen haben sich die Sterbefälle verdoppelt im Vergleich zur ersten Welle im Frühjahr mit insgesamt mehr als 60 Toten. Ursache hierfür sei ganz allgemein die hohe Zahl der Neuinfektionen in der aktuell zweiten Welle. &bdquo;Daher ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch vulnerable Gruppen betroffen sind größer" und die Gefahr, dass es Senioreneinrichtungen betrifft, erhöht, erklärt ein Sprecher des Kreises Gütersloh. Bei der Mehrzahl der Verstorbenen handelt es sich um ältere Menschen, bei denen nach Angaben der Behörde Risikofaktoren und Vorerkrankungen eine Rolle spielten. Aber auch den Tod zweier über 20-Jährige musste die Verwaltung vermelden. Hier lagen ebenfalls gesundheitliche Probleme vor, gibt der Kreis Gütersloh an. Die meisten Todesfälle gab es bisher in Gütersloh mit 17, danach folgt das deutlich kleinere Steinhagen mit neun, in Halle und Rheda-Wiedenbrück sind bislang sieben Todesfälle bekannt, weniger Tote im Zusammenhang mit dem Coronavirus haben die übrigen Kommunen zu beklagen. Lediglich in Borgholzhausen gab es bis jetzt keinen Todesfall, der Ort hat im Vergleich zudem die geringsten Infektionszahlen. Der Anstieg der Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 im November bestätigt das Statistische Bundesamt in einer Auswertung Anfang Dezember für ganz Deutschland, ebenso die sogenannte Übersterblichkeit im Vergleich zu den Vorjahren. Im Vergleich zu anderen Landkreisen ist im Kreis Gütersloh die sogenannte Letalität – das heißt die Tödlichkeit einer Erkrankung - mit einer aktuellen Rate von 0,8 Prozent unter dem NRW-Durchschnitt. Dieser beträgt nach Angaben des Portals "Corona-in-Zahlen.de" am Mittwoch 1,4 Prozent. Fast alle Organe betroffen wie bei den meisten Virusinfekten Die Zahl der Covid-Patienten in den Krankenhäusern im Kreis Gütersloh stieg entsprechend der zweiten Welle im Herbst stetig an und erreichte Ende November mit 90 Patienten einen vorläufigen Höchststand. Eine stationäre Versorgung im Krankenhaus erfolge, wenn die ambulante Behandlung nicht mehr ausreiche. &bdquo;Der häufigste Grund für eine stationäre Aufnahme im Rahmen der Covid-Erkrankung ist das Vorliegen einer Covid-Lungenentzündung mit Sauerstoffpflichtigkeit", erklärt Prof. Dr. Axel von Bierbrauer, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin III am Klinikum Gütersloh. Gründe für eine intensiv-medizinische Aufnahme können ein Lungenversagen, Kreislaufversagen oder auch ein Nierenversagen sein. Der häufigste Grund sei eine ausgeprägte Covid-Lungenentzündung, bei der eine alleinige Sauerstoffgabe auch in höheren Mengen nicht mehr ausreiche und daher eine Atmungsunterstützung entweder mit sogenannter Highflow-Sauerstoffgabe, nicht-invasiver Beatmung oder gar intensiver Beatmung stattfinden müsse. Zusätzlich könne es bei ausgeprägten Covid-Erkrankungen zu Fehlfunktionen des Herzens und der Niere kommen, die einer intensiv-medizinischen Betreuung bedürfen, führt von Bierbrauer weiter aus. Der stationäre Aufenthalt betrage im Schnitt etwa zehn Tage, eine intensiv-medizinische Behandlung inklusive Beatmung circa 20 Tage, berichtet der Mediziner. Bei einer Covid-19-Erkrankung seien wie bei den allermeisten Virusinfekten grundsätzlich fast alle Organe betroffen. &bdquo;Dies können neben der Lunge, das Herz, die Niere, das Gehirn und auch andere Organe sein. Diese Schädigungen können jeweils Langzeit-Folgen haben. Sie müssen solche aber nicht verursachen", so von Bierbrauer. Unterschiedliche Zahlen zu Intensivbetten im offiziellen Register Der angespannten intensivmedizinischen Versorgung im Kreis Gütersloh versucht die Behörde mit einer Resolution an das Land NRW nach wie vor Gehör zu verschaffen. Zwar seien die Kapazitäten erhöht worden, doch die Zahl der Intensivbetten sei nach wie vor überschaubar. Die Leitstelle musste bereits in der Vergangenheit auf andere Krankenhäuser ausweichen, heißt es vonseiten der Kreisverwaltung. Derzeit stünden 46 sogenannte High-Care-Intensivbetten zur Verfügung, die über ein Beatmungsgerät verfügen, sowie 26 sogenannte Low-Care-Intensivbetten, an denen dem Patienten eine Gesichtsmaske und Sauerstoff für die Beatmung zur Verfügung stehen. Dass im DIVI-Intensivregister andere und täglich wechselnde Zahlen auftauchten, liege daran, dass die Oberärzte der Kliniken jeden Morgen direkt die betriebsbereiten Intensivbetten verpflichtend melden würden, erklärt eine Mitarbeiterin der Pressestelle auf NW-Anfrage. So solle der tatsächliche aktuelle Ist-Zustand erfasst und &bdquo;Karteileichen" vermieden werden, heißt es. Einen vorläufigen Höchststand erreichte die Intensiv-medizinische Versorgung Ende November im Kreis Gütersloh mit 21 Patienten, von denen 17 beatmet werden mussten.

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