Kommentar zu Videos von Schweine-Quälerei: "Die Bilder sind nur schwer zu ertragen"

Kreis Gütersloh. Die Bilder sind nur schwer zu ertragen, die die Öffentlichkeit in dieser Woche aus Schweinemastbetrieben erreichten. Immer wieder grausame Dokumente von Haltung, Transport und Schlachtung. Die Staatsanwaltschaft ermittelt – so wie auch im Fall des Rheda-Wiedenbrücker Mastbetriebs. &bdquo;Wir sollten endlich anerkennen, dass die heutige Nutztierhaltung nur mit Tierquälerei funktioniert", so das Deutsche Tierschutzbüro. Es hat das Beweismaterial veröffentlicht und macht Tönnies für die Misere mitverantwortlich. In Rheda-Wiedenbrück hielten Tierschützer derweil einen Trauerzug ab. Es ist eine hartnäckige kleine Gruppe von Tierrechtlern, die von vorbeifahrenden Autofahrern gern belächelt wird. Doch bei der Demonstration zum Fleischwerk Tönnies ist erstmals auch die evangelische Kirche dabei. Die Gütersloher Pfarrerin Erika Engelbrecht spricht vor der Stadtkirche mahnende Worte. Ein Umstand, der es lohnt, genauer hinzugucken. Kirchen sind überraschend zurückhaltend Wenn es um ein klares Votum gegen Massentierhaltung geht, sind die großen Kirchen überraschend zurückhaltend. Hier scheint sich auf örtlicher Ebene etwas zu ändern, denn nun mischt sich Kirche ein. Gut so, denn der moderne Tierschutz hat schließlich christliche Wurzeln. Dafür steht zum Beispiel der im 12. Jahrhundert geborene heilige Franziskus, der Tiere als eigenständige Wesen wahrnahm. Sein Gedenktag, der 4. Oktober, ist heute Welttierschutztag. Der katholische Theologe Thomas Ruster von der Uni Dortmund attestiert den Kirchen jedoch eine &bdquo;Tiervergessenheit". Gegen ein von Gewalt geprägtes Verhältnis zwischen Mensch und Tier müssten Christen ihre Stimme lauter erheben, erklärte Ruster neulich öffentlich. Die Zurückhaltung der Kirche beim Tierschutz liege sicherlich an einem tief eingewurzelten Weltbild, in dem der Mensch etwas Höheres sei. Selbst wenn es so einen grundlegenden Unterschied zwischen Mensch und Tier geben sollte, stellt Ruster die Frage: &bdquo;Rechtfertigt er es, die Tiere so zu behandeln, wie wir sie behandeln?" Pfarrerin Engelbrecht zeigt sich angesichts von bis zu 30.000 getöteten Schweinen am Tag im Fleischwerk Rheda erschüttert über das &bdquo;unsägliche Leid von intelligenten Lebewesen". Es widerspräche dem Willen Gottes. &bdquo;Er will ein Leben in Würde auch für unsere Mitgeschöpfe". Es gelte, die Schöpfung zu bewahren. Dafür trügen die Menschen die Verantwortung. Dass es keine Rechtfertigung für das Quälen von Tieren gibt, erklärte der englische Philosoph Jeremy Bentham bereits im Jahr 1823: &bdquo;Die Frage ist ja nicht, ob sie denken können, und auch nicht ob sie reden können. Die Frage ist: Können sie leiden?" Diese Frage ist längst wissenschaftlich beantwortet, und wer ein Haustier besitzt, weiß das auch ohne wissenschaftliche Auswertung. Die Schlachtindustrie hat uns in Atem gehalten Pfarrer Friedrich Lader gehört zur Aktion &bdquo;Kirche und Tiere". Weil er beim Trauerzug der Tierschützer nicht selbst anwesend sein konnte, schickte er seiner Kollegin seine Rede: &bdquo;Tierrechtsorganisationen ist es zu verdanken, dass aufgrund ihres unermüdlichen Engagements das Leid unserer Mitgeschöpfe wenigstens immer wieder einmal sichtbar und öffentlich gemacht wird. Das ist gut so und bitter nötig. Unterstützt dieses Engagement! Habt Mut und Ausdauer. Lasst nicht nach, bis dieses ganze System an die Wand gefahren wird." Zeitenwende? Die Schlachtindustrie hat uns einen ganzen Sommer lang in Atem gehalten. Die gesellschaftspolitischen Auswüchse sind erkannt. Die Politik bekundet das Inkrafttreten des neuen Arbeitsschutzkontrollgesetzes zum 1.1.2021. Der Fokus lag auf den Werkvertragsarbeitern, auf den Menschen. Als nächstes ist es dringend geboten, auf die Ware zu blicken. &bdquo;Der Mensch hat nichts voraus vor dem Vieh." Ein Bibelzitat.

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