Fahrradclub fordert Abschaffung von "Bettelampeln" in Gütersloh

Gütersloh. Der Gütersloher ADFC will sich nicht länger mit der Benachteiligung von Radfahrern an Ampeln abfinden. Der Fahrradclub findet es inakzeptabel, dass die Stadt selbst bei neuen Schaltungen wie an der umgebauten Verler Straße auf &bdquo;Bettelampeln" setzt – so nennt er Ampeln, die erst auf Knopfdruck grün geben. Eine derartige Bevorzugung des Autoverkehrs sei weder begründbar noch zu rechtfertigen, schon gar nicht vor dem Hintergrund der Klimakrise. &bdquo;Wir sind fassungslos, dass die Stadt es noch immer nicht schafft, umzudenken", sagt ADFC-Vorsitzender Daniel Neuhaus. Bettelampeln seien Schikane: Während der Autofahrer die grüne Welle genieße, müsse der Radfahrer anhalten, drücken und möglicherweise eine komplette Schaltphase abwarten, bis auch er endlich die Straße überqueren dürfe. Der Club trägt aktuell eine Liste der Bettelampeln zusammen Neuhaus kritisiert, dass die Stadt trotz mehrerer Nachfragen und einer im Sommer 2019 gegebenen Zusage bis heute keine Liste der Bettelampeln zur Verfügung gestellt hat. Aus diesem Grund trage der ADFC derzeit für den kompletten Kreis Gütersloh alle Bettelampeln zusammen. &bdquo;Wir haben hier in Gütersloh etliche Ampeln, die erst auf Grün springen, wenn man drückt", sagt Sabine Grimm. Sie ärgere sich nahezu täglich darüber. Wohnhaft in Avenwedde, kennt sie entlang der Carl-Bertelsmann-Straße eine Reihe von Kreuzungen, die ihre Geduld strapazieren, etwa an den Knoten Osnabrücker Landstraße und Annen-/Kampstraße. Für ihren Weg zur Arbeit, 4,5 Kilometer, brauche sie mit dem Auto acht Minuten, mit dem Bus zehn, mit dem Fahrrad dreizehn. &bdquo;Ich wäre mit dem Fahrrad schneller, wenn diese Schaltungen nicht wären." Die Schikane provoziert Rotlichtverstöße &bdquo;Da viele Radfahrer die Bettelampeln als Zumutung empfinden, treten häufiger Rotlichtverstöße auf", sagt ADFC-Chef Neuhaus. Die schikanöse Infrastruktur begünstige dieses Fehlverhalten, provoziere es geradezu. Auch Sabine Grimm gibt zu, dass sie das manchmal macht. &bdquo;Wenn ich sehe, dass die Autos in meine Richtung Grün haben, ich aber nicht, leuchtet mir nicht ein, warum ich warten soll" - dass ein solches Verhalten Radlern prompt einen schlechten Ruf einträgt, sei unfair, findet Grimm. Ähnlich sieht das ADFC-Mitglied Jürgen Bökenhans. &bdquo;Man könnte meinen, die Verwaltung möchte die Nichtmotorisierten unserer Stadt demütigen", so Bökenhans. &bdquo;Tagsüber geht es noch, aber spätabends steht man fast überall." Der Viel-Radfahrer verweist auf den &bdquo;ADFC-Klimatest 2018" vor zwei Jahren, wonach die Radfahrer die Ampelschaltungen in Gütersloh besonders schlecht bewertet hätten. Beispiele könne er zuhauf nennen. Sehr lange müssten sich die Radfahrer zum Beispiel am Ende der Dalke-Promenade (Paul-Westerfrölke-Weg) vor der AOK oder an der Blessenstätte/Stadtbibliothek gedulden, wo eine der wenigen Ampeln stehe, die die ganze Nacht geschaltet sei. &bdquo;Es ist absurd: Da stehst du dann als Radfahrer vor Rot, obwohl für die Autos Grün leuchtet und außer dir weit und breit kein Mensch zu sehen ist." Die Stadt findet den Begriff "polemisch geprägt" An der Verler Straße hatte die Stadt die Ampelschaltung kürzlich damit begründet, dass die Straße mit bis zu 28.000 Fahrzeugen pro Tag die am stärksten belastete zweispurige Straße in Gütersloh sei. Zu Spitzenverkehrszeiten seien Rückstaus unvermeidbar, weil nicht genügend Grünzeit zur Verfügung gestellt werden könne. &bdquo;Fußgänger-/Radfahranforderungen sind daher sinnvoll, um sonst nicht genutzte Zeiten zusätzlich verfügbar zu machen", so die Stadt. Der Begriff Bettelampeln sei überdies polemisch geprägt. Die Stadt argumentiert mit dem Zeitbedarf der Fußgänger. Will dieser eine Straße überqueren, müsse gewährleistet sein, dass er das sicher schaffe, selbst wenn er die Fahrbahn erst in der letzten Grünsekunde betreten habe. Dafür laufe nach der Grünzeit eine &bdquo;unsichtbare Schutzzeit" ab. In dieser Schutzzeit habe jedoch keine einzige Richtung Grün, insofern führe das zu Staus. Sprängen die Fußgängerampeln auch ohne Anforderung (sprich: ohne Fußgänger) stets auf Grün, würden sich diese Schutz- und damit Wartezeiten akkumulieren. Der Radfahrer büßt für die Langsamkeit des Fußgängers Das Problem besteht demnach darin, dass Radfahrer bei kombinierten Rad-/Gehwegen zu den selben Anforderungsknöpfen gelenkt werden. Sie können ihre Furt zwar schneller als ein Fußgänger überqueren, aber der Knopf &bdquo;weiß" ja nicht, von wem er gedrückt wurde. Mit anderen Worten: Der Radfahrer bekommt eine Schutzzeit eingeräumt, die er gar nicht bräuchte. Er büßt für die Langsamkeit des Fußgängers und dafür, dass er sich mit ihm den selben Knopf teilen muss. &bdquo;Dieses Problem hätten die Radfahrer nicht, wenn sie die Fahrbahn benutzen dürften", sagt ADFC-Mann Neuhaus. Das aber werde ihnen allzu oft verweigert; die Stadt ordne mit den blauen Gebotsschildern eine Radwege-Benutzungspflicht selbst dort an, wo sie es nicht dürfte oder es nicht ratsam wäre. &bdquo;Und dann kommt eins zum anderen", so Neuhaus. &bdquo;Der Radfahrer ist auf unfallträchtigen Radwegen statt auf der vergleichsweise sicheren Fahrbahn unterwegs, und ihm werden an Bettelampeln unnötige Wartezeiten aufgezwängt." Beikommen ließe sich dem Problem auch, indem die Stadt die Druckampeln lediglich für die Fußgänger- und nicht gleichzeitig für die Radfahrerspur aktiviere. Neuhaus: &bdquo;Das müsste doch technisch zu schaffen sein." Spätabends erledige sich das Argument der Stadt von selbst Das Argument der Stadt, eine Kreuzung verliere an Leistungsfähigkeit und verursache Staus, falls Radfahrerampeln automatisch grün geschaltet werden, höre der ADFC seit Jahren, sagt Neuhaus. Zum einen klinge aus diesem Satz die klare Bevorzugung des Autoverkehrs heraus, zum anderen erledige sich dieses Argument zu verkehrsarmen Zeiten spätabends von selbst.

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