Pläne für neue nationale Gedenkstätte in Schloß Holte-Stukenbrock vorgestellt

Gütersloh. Das Thema ist ihm wichtig: Zur Präsentation der Machbarkeitsstudie für die Gedenkstätte Stalag 326 in Schloß Holte-Stukenbrock kommt Landtagspräsident André Kuper persönlich in den Gütersloher Kreistag. &bdquo;Es ist mir ein Herzensanliegen", sagt er. Es gehe beim Stammlager (Stalag), dem Lager der Wehrmacht für russische Kriegsgefangene, um ein wichtiges Stück deutscher Geschichte. &bdquo;Wir möchten mit der Weiterentwicklung dieser Gedenkstätte einen Blick in das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte werfen", sagt der Landtagspräsident, der die überparteiliche Steuerungs- und Lenkungsgruppe ins Leben gerufen hatte, um aus dem Stalag 326 eine Gedenkstätte von nationaler Bedeutung zu machen. Ein Stück des Weges dahin ist bereits beschritten. Oder wie Barbara Rüschoff-Parzinger es formuliert: &bdquo;Das Projekt hat Fahrt aufgenommen." Die Kulturdezernentin des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) stellt den Kreistagsmitgliedern die Machbarkeitsstudie vor, die das Stuttgarter Atelier Brückner erarbeitet hat. Das Stammlager 326 in Stukenbrock-Senne war vermutlich das größte im Deutschen Reich – gemessen an der Gesamtzahl der mehr als 300.000 sowjetischen Kriegsgefangenen, die es durchlaufen haben. &bdquo;Seine besondere Funktion war die eines zentralen Verteilungsortes für Kriegsgefangene, die als Zwangsarbeiter in die für die deutsche Kriegsführung wichtigsten Industriegebiete im Ruhrgebiet, in sämtliche Regionen des heutigen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus verbracht wurden", so Rüschoff-Parzinger. Sowjetische Kriegsgefangene sind zweitgrößte Opfergruppe des NS-Regimes Sowjetische Kriegsgefangene stellen mit über drei Millionen Toten die zweitgrößte Opfergruppe des NS-Regimes dar, nach den Juden Europas. Die Gedenkstätte Stalag 326 werfe an einem historischen und exemplarischen Ort Licht auf einen ,Erinnerungsschatten'–so habe Bundespräsident Gauck 2015 in Stukenbrock die geringe Beachtung dieser Opfergruppe auf den Begriff gebracht. Bis heute zeuge in Stukenbrock ein gut erhaltener Gebäudebestand von der Nutzung und den Folgen des Kriegsgefangenenlagers, unter anderem mit einem einmaligen &bdquo;Entlausungsgebäude" sowie einem der größten Ehrenfriedhöfe sowjetischer Kriegstoter, so die Kulturdezernentin. Ausgehend von den Bestandsgebäuden soll ein Besucherzentrum mit 4.000 Quadratmetern Nutzfläche entstehen, das Raum für Diskussionen bietet und situatives Lernen ermöglicht. &bdquo;Die Besucher sollen die damalige Zeit emotional nachvollziehen", so Rüschoff-Parzinger. Digitale Technik ermöglicht Interaktivität und schafft beispielsweise über Hör-Installationen eine ganz neue Nähe zu dem damaligen Geschehen. 200.000 Besucher jährlich sind prognostiziert &bdquo;Unsere mittel- bis langfristige Zielperspektive sind 200.000 Besucher pro Jahr", sagt die LWL-Kulturdezernentin. Eine Zahl, die durchaus realistisch sei, wenn man bedenke, dass ins Freilichtmuseum Detmold, das nur jeweils ein halbes Jahr geöffnet habe, 220 bis 230.000 Besucher gezählt werden. Bei den Investitionskosten geht die Machbarkeitsstudie von etwa 60 Millionen Euro aus, die jährlichen Betriebskosten werden auf fünfeinhalb Millionen Euro geschätzt. Während die Initiatoren bei den Investitionskosten auf Bund und Land hoffen - Rüschoff-Parzinger: &bdquo;der Antrag ist eingereicht" – müssten die Betriebskosten von Landschaftsverband, Kreis, Kommune und eventuell regionalen Unternehmen gestemmt werden. Kosten stehen noch nicht zur Debatte &bdquo;Das ist wirklich ein großes Projekt", lobt Landrat Sven-Georg Adenauer, &bdquo;ich bin gespannt, wie sich das weiterentwickelt." &bdquo;Die Machbarkeitsstudie ist erstmal die Basis für eine Antragstellung", stellt André Kuper dar. Der Bund werde sich nicht an laufenden Kosten beteiligen, jedoch sei es später auch möglich, projektbezogene Anträge, beispielsweise für Forschungsarbeiten von Universitäten, zu stellen. &bdquo;Aber wir müssen erstmal die erste Hürde schaffen." Die bisherigen Pläne finden auf jeden Fall die Zustimmung aller Kreistagsmitglieder – sogar Johannes Brinkrolf von der AfD begrüßt die Pläne und nennt das Thema &bdquo;wichtig".

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