Bundesvorsitzende der Grünen macht Wahlkampf in Gütersloh

Gütersloh. Robert Habeck? Von wegen. In seinem Leitartikel über die Bundeskanzlerkandidaten spekuliert der Spiegel gerade über ein anderes Trio: Söder, Scholz und – Annalena Baerbock. Habeck raus, Baerbock drin? Läuft es unter den beiden Bundesvorsitzenden der Grünen auf die Frau hinaus? Am Freitagabend konnten sich die Gütersloher einen Eindruck von ihr verschaffen. Baerbock gastierte auf dem Dreiecksplatz. Die 39-Jährige, geboren in Hannover, wohnhaft in Potsdam, kam auf Einladung des Gütersloher Ortsverbandes. Ein Coup. Die grüne Bürgermeisterkandidatin Gitte Trostmann, die sich anders als Baerbock schon in einem Monat einer Wahl stellt, bekam auf diese Weise Gelegenheit, sich eine Stunde mit ihrer Bundeschefin auf einer Bühne zu präsentieren und vor rund 350 Zuhörern in Szene zu setzen. Das gelang ihr gut. Der fünfte Wahlkampfauftritt an diesem Tag Für Baerbock war es der fünfte Wahlkampfauftritt an diesem Tag. Kommunalwahlen in NRW, da legt sie sich ins Zeug. Zuvor war sie in Bielefeld in der Stadthalle gewesen, wo es in steriler Saalatmosphäre eher schwierig war, das Publikum für sich einzunehmen. Auf dem Dreiecksplatz hingegen, lose bestuhlt, mit einem angenehmen Lüftchen und fast in Picknickatmosphäre, ging das leichter. Das Format, das ihre Partei für diesen Wahlkampfabend gewählt hatte, erlaubte Baerbock und Trostmann einen Parforceritt durch grüne Themen. Erst jeweils eine eigene, kleine Ansprache: Trostmann kam mit einer Idee um die Ecke, in Gütersloh ein Innovationszentrum für Firmengründer zu bauen, die neue Impulse für Klimaschutz, Digitalisierung und Mobilität setzen, Baerbock trug energisch ihre Forderung vor, der Bildungspolitik höhere Priorität einzuräumen, denn Corona habe gezeigt, dass jedes Kind ein Recht darauf habe, unterrichtet zu werden. Lokale Themen kamen nur wenige Danach die Fragen: Wie Baerbock das Verhältnis Deutschlands zu Russland sehe, wollte Hermann Strutz wissen, was sie von Brennstoffzellen und Wasserstoffantrieb halte, fragte Andreas Voßhenrich, und ob die Grünen bloß wieder einen Veggie-Day oder diesmal vielleicht eine umfassendere Offensive für pflanzliche Ernährung forderten, erkundigte sich Stefan Schneidt. Lokale Themen hingegen, solche, die eher Antworten von Gitte Trostmann verlangten, kamen nur wenige. Anna Unger, Enkelin der Altbürgermeisterin, wollte von der grünen Kandidatin wissen, ob sie es, wenn sie denn mal Bürgermeisterin sei, anders als Amtsinhaber Henning Schulz schaffe, innerhalb eines Jahres auf ihren Brief nach Forderung nach öffentlichen Trinkbrunnen zu antworten – klar, dass Trostmann diese Vorlage dankbar nutzte und der kleinen Anna beschied, um solche Anliegen würde sie sich selbstredend zügig kümmern. "Das System ist krank und kaputt" An Baerbock wiederum richtete sich die Frage, was die Grünen auf Bundesebene gegen den Skandal der missbräuchlichen Ausnutzung des Systems der Werkverträge unternehmen wollten – gestellt von Volker Brüggenjürgen, dem Fraktionschef der Grünen im Rheda-Wiedenbrücker Stadtrat. Baerbock antwortete ihm, &bdquo;eine Industrie, die auf Ausbeutung von Mensch und Tier setzt, kann nicht richtig sein, deswegen müssen wir das beenden." Das System sei &bdquo;krank und kaputt", sagte sie, und es beschränke sich, siehe Spargelstecher und Erntehelfer, keinesfalls nur auf einen Betrieb und auf eine Branche. Dass Deutschland als reichstes Land Europas Menschen aus anderen EU-Staaten ausbeute, müsse ein Ende haben. Nicht zu Wort kam eine Gruppe der sogenannten Landvolkbewegung, die mit zehn Vertretern und ihrer schwarzen Fahne mit Pflug und Schwert nach Gütersloh gekommen waren. Deren rechtsextremen Anhängern dürfe man nicht das Wort überlassen, sagte Landtagsabgeordnete Wibke Brems, die die Fragerunde moderierte.

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