Gütersloher fühlen sich von Behörden bei Plänen für historischen Hof blockiert

Gütersloh. Zaghaft schickt die Frühlingssonne ihre wärmenden Strahlen durch die Wipfel der mächtigen alten Eichen auf das versteckt gelegene Gelände am Rand von Avenwedde. Hier Licht, dort Schatten. Kontraste gehen auch von den umstehenden Gebäuden der historischen Hofstelle Hauertmann aus. Neben dem Wohnhaus aus Fachwerk – Baujahr 1783 - samt dem einigermaßen erhaltenen Anbau aus Backstein stehen zwei Stallgebäude, deren Einsturz hingegen nur eine Frage kürzerer Zeit zu sein scheint. Ist das alles noch zu retten? Die Eigentümer sind davon überzeugt. Unbedingt wollen Pia Hauertmann-Tassikas und ihr Ehemann Dimitrios Tassikas den versteckt gelegenen Hof, einst unter der Bezeichnung Avenwedde 4 geführt, aus dem Dornröschenschlaf erwecken, das gesamte Ensemble sanieren und unter anderem mit einer Brennstoffzelle energetisch auf den neuesten Stand bringen. Sämtliche neuen Wohneinheiten blieben im Familienbesitz; sie würden ausschließlich vermietet, sagen die Eigentümer. Und: Insgesamt sieben Millionen Euro sollen in den kommenden fünf bis zehn Jahren in das Projekt fließen. "Wir kriegen einfach keine Baugenehmigung" Doch das Ehepaar fühlt sich von den Behörden eher blockiert als unterstützt. Auch in dieser Hinsicht tun sich Gegensätze auf. &bdquo;Der Bürgermeister ermuntert uns; findet es klasse, was wir vorhaben", sagt Dimitrios Tassikas. Der 44-Jährige hat in Avenwedde binnen dreieinhalb Jahren einen Fachbetrieb für Heizung, Sanitär und Klima mit inzwischen 30 Mitarbeitern aufgebaut. Und voriges Jahr kam noch eine Immobilien-Firma dazu. Der Unternehmer strotzt vor Tatendrang, umso enttäuschter äußert er sich zur aktuellen Lage: &bdquo;Wir kriegen von den Behörden aber einfach keine Baugenehmigung." Immerhin, so räumt er am Freitag ein, gebe es jetzt erste positive Signale aus dem Rathaus. Die Arbeiten, die sich zunächst nur auf ein ehemaliges Stallgebäude aus den 1970er Jahren konzentrieren, sind vor sieben Wochen gestoppt worden. &bdquo;Dabei haben wir mit der Stadt im Vorfeld alles abgecheckt und durchgesprochen." Auch mit der Denkmalbehörde, wie Tassikas betont. Denn die ältesten Gebäude stehen unter Denkmalschutz, seit kurzem auch der Wohnhaus-Anbau von 1907. "Es droht der finanzielle Kollaps" Im gegenüber liegenden ehemaligen Kuhstall soll im Erdgeschoss ein Lager für den Sanitärbetrieb entstehen. Darüber sind drei hochwertige Mietwohnungen mit Loggia geplant. Doch die Stadt habe den Fortgang der begonnenen Arbeiten untersagt. &bdquo;Angeblich ist zu viel Fläche am Gebäude versiegelt", sagt Tassikas. Die Behörde habe sich zunächst hinter Corona versteckt und die Situation lediglich per Google Earth beurteilt. Aber auch nach einem Ortstermin geht es nicht weiter. &bdquo;Wir brauchen dringend die Mieteinnahmen, sonst droht der finanzielle Kollaps." Als &bdquo;traurig" empfindet die Ehefrau und Bauherrin die Situation. &bdquo;Es muss doch vorangehen", sagt Pia Hauertmann-Tassikas. &bdquo;Die Leute im Ort freuen sich, sagen, endlich tut sich was." Die Ärztin hat die Immobilie von ihrem gestorbenen Bruder Johannes geerbt. &bdquo;Er hatte viele gut Ideen für den Hof. Leider hat er es jedoch nicht geschafft, sie umzusetzen." So ging es lange Zeit bergab mit der Bausubstanz. Und die Trendwende lässt auf sich warten. "Es sind vollständige Unterlagen einzureichen" Die Stadtverwaltung weist allerdings die Vorwürfe der Bauherrn zurück. Zwar bestätigt sie, dass zu dem Bauantragsverfahren im Vorfeld Planungsgespräche mit der Denkmalbehörde und der Bauordnung geführt worden seien. Ziel sei gewesen, gemeinsam zu erörtern, in welchem Umfang die Um- und Nachnutzung der historischen Hofstelle denkbar ist. &bdquo;Dies alles ersetzt jedoch nicht das gesetzlich vorgeschriebene Baugenehmigungsverfahren, für das vollständige Unterlagen einzureichen sind", so Stadtsprecherin Susanne Zimmerman in Absprache mit der zuständigen Fachbereichsleiterin Stadtplanung, Inga Linzel. Der Bauherr habe ohne das Vorliegen der Genehmigung mit dem Bauvorhaben begonnen, heißt es. &bdquo;Außenarbeiten waren im Vorfeld angesprochen worden, jedoch nicht in dem nun tatsächlich realisierten Umfang. Die Baustelle wurde aufgrund dessen durch die Bauordnung stillgelegt." Wann und wie es mit dem Projekt Hofstelle weitergeht, scheint ungewiss. &bdquo;Aufgrund der Abstimmungen mit den zu beteiligenden Behörden sind die Antragsunterlagen weiterhin zu vervollständigen.", so die nüchterne Ansage der Verwaltung.

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