Pandemie verschärft die Situation für Flüchtlinge und Obdachlose in Gütersloh

Gütersloh. In den 41 städtischen Unterkünften sind aktuell 145 Obdachlose (neun Unterkünfte) sowie 786 Flüchtlinge (32 Unterkünfte) untergebracht. Nach Angaben von Annette Blumenstein, der stellvertretenden Pressesprecherin der Stadt Gütersloh, ist der Stadtverwaltung noch keine bestätigte Covid-19-Infektion unter den Bewohnern bekannt. Da sich das unter Umständen schnell ändern kann, werden in den einzelnen Unterkünften diverse Vorsichtsmaßnahmen getroffen. So seien die Bewohner flächendeckend über die aktuellen Einschränkungen des öffentlichen Lebens, das Kontaktverbot und Hygieneregeln zur Eindämmung von Infektionsketten informiert. Zudem werde die Übernachtungseinrichtung für Obdachlose in der Lindenstraße nun in anderen Unterkünften mit mehreren Räumen betrieben. Auf diese Weise soll ein größerer Abstand zwischen den einzelnen Nutzern ermöglicht werden. Hohes Maß an Disziplin und Eigenorganisation "Das Zusammenleben in den Unterkünften ist in gleichem Maß verändert wie in anderen Wohnverhältnissen auch", sagt Blumenstein auf Anfrage. "Die Bewohner sind dazu angehalten, von sich aus möglichst großen Abstand und wenig Kontakt zueinander zu halten." Bei der gemeinsamen Nutzung von Wasch- und Kochmöglichkeiten sei in den Gemeinschaftsunterkünften für Flüchtlinge und Obdachlose ein höheres Maß an Disziplin und Eigenorganisation gefragt als bisher. "Es überrascht mich an der Stelle, aber es funktioniert wirklich gut", sagt Volker Heinrich, Leiter der Wohnungslosenhilfe der Diakonie Gütersloh. Er ergänzt: "Die 102 Personen, die von uns betreut werden, sind sowas von diszipliniert. Das kann ich Ihnen versichern." 30 dieser Menschen befinden sich in Wohnbetreuung der Diakonie. Auch Heinrich bestätigt: Keiner der betreuten Obdachlosen ist aktuell mit dem Coronavirus infiziert. Beratung findet per Telefon oder im Freien statt Mit Aufkommen des Coronavirus habe sich die Arbeit der Diakonie Gütersloh verändert. "Wo sich die Menschen vorher bei uns dreimal in der Woche gemeldet haben, um zu erfragen, ob Post für sie angekommen ist, treten wir jetzt aktiv auf die Personen zu", sagt Heinrich. Auf diese Weise werde persönlicher Kontakt reduziert. Gleichzeitig findet die Beratung über beispielsweise staatliche Transferleistungen, persönliche Fragestellungen oder über Arztbesuche und Formalien telefonisch statt. "Auch Spaziergänge zu zweit im Freien werden gerne genutzt, um ins persönliche Gespräch zu kommen", sagt der Leiter der Wohnungslosenhilfe. Im Zuge der Pandemie denkt die Wohnungslosenhilfe der Diakonie Gütersloh auch über Online-Beratungsmöglichkeiten nach. "Das ist etwas, das wir zukünftig angehen wollen, um die Kommunikation noch einmal zu erleichtern", sagt Volker Heinrich. Schließlich habe nahezu jeder Obdachlose ein Smartphone. Umzüge finden statt, wenn sie erforderlich sind Um im Fall einer bestätigten Coronainfektion in den städtischen Obdachlosen- sowie Flüchtlingsunterkünften entsprechend reagieren zu können, steht die Stadt Gütersloh, wie andere Kommunen auch, in engem Austausch mit dem Gesundheitsamt des Kreises Gütersloh. "Der Umfang der Maßnahmen hängt vom Einzelfall, der Bewohnerstruktur und der Gebäudeaufteilung ab", sagt Blumenstein. Umzüge von einer Unterkunft in die anderen seien dabei nicht grundsätzlich erforderlich, im Einzelfall aber durchaus denkbar. Umzüge erfolgen in den Fällen, in denen es wegen einer Infektion zwingend erforderlich ist, innerhalb der freien Kapazitäten der städtischen Unterkünfte. "Geeignete Objekte werden für diesen Fall geblockt", so Blumenstein. Es sei nicht beabsichtigt oder geplant, für diesen Zweck freistehende Beherbergungsbetriebe wie zum Beispiel Hotels zu nutzen. Viele Unterkünfte seien baulich identisch mit normalen Mietwohnungen und daher auch wie solche zu behandeln, wenn eine Quarantäne angeordnet wird. Im Bereich der Flüchtlingsunterkünfte sind aktuell 18 Prozent der Gesamtplätze frei. Im Obdach bestehen aktuell keine freien Kapazitäten.

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