Geschäfte zu, Restaurants dicht: Gütersloh wird jetzt zur Geisterstadt

Gütersloh. &bdquo;Bleiben Sie bitte zu Hause. Es geht um Leben und Tod." Die Aufforderungen von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet sind deutlich. Deutlicher denn je. Und sie zeigen offenbar Wirkung. Nachdem die Landeregierung nach einem langen Hin und Her am späten Dienstagabend doch noch überraschend verfügt hatte, dass nun auch die meisten Einzelhandelsgeschäfte schließen müssen, ist Gütersloh am Mittwoch wie leer gefegt. Viel zu sehen oder zu machen gibt es in der Innenstadt auch nicht mehr. Die Schaufenster gleichen einem Schilderwald. Wo man hinschaut, Erklärungen, warum die Türen zugesperrt sind. &bdquo;Liebe Kunden, in Zeiten der Ungewissheit ist es wichtig, dass wir zusammenstehen und alles tun, was wir können um einander zu helfen und zu schützen. Deshalb haben wir beschlossen, unseren Shop vorübergehend zu schließen. Passt auf Euch auf und seid füreinander da", heißt es etwa an der Scheibe der Modekette &bdquo;Vero Moda" am Berliner Platz. Mitarbeiter bewachen Tür des Optikers An etlichen anderen Scheiben das gleiche. Nur noch Lebensmittelgeschäfte, Abhol- und Lieferdienste, Getränkemärkte, Apotheken, Sanitätshäuser, Drogerien, Banken, Poststellen, Frisöre Reinigungen, Waschsalons, Kioske, Bau- und Tierbedarfsmärkte und Optiker dürfen derzeit öffnen. Bei Fielmann an der Berliner Straße stellt man aber nur die Notversorgung sicher, wie Niederlassungsleiter Arne Jordann erklärt. &bdquo;Kunden können noch Brillen und Kontaktlinsen abholen oder Pflegeprodukte kaufen. Sehtests und Beratungen sollen nach Möglichkeit vermieden werden." Die Arbeiten mit Kontaktlinsen seien schon seit einigen Tagen komplett eingestellt worden. Ein Mitarbeiter bewacht aktuell den Eingang der Filiale. Kunden müssen erst erklären, was sie möchten, bevor sie den Laden betreten dürfen. Restaurants schließen ab 15 Uhr Für Restaurants gilt mittlerweile: Ab 15 Uhr ist Schluss. Am Nachmittag erinnert der Blick in Lokale wie das Café und Bar Celona am Kolbeplatz, das Bankery an der Kökerstraße oder das Ellinadiko an der Blessenstätte an einen Feiertag. Die Stühle und Tische leer, die Lampen aus. Das Leben in Gütersloh scheint immer stiller zu werden. Auch in den Bäckereien ist nur noch wenig los – obwohl die Öffnungszeiten bei den meisten noch nicht eingeschränkt wurden. Am Dienstag waren die Mitarbeiter noch angehalten, jeden Gast, der Brötchen, Kaffee und Co. vor Ort verzehren möchte, namentlich auf eine Liste zu schreiben – samt persönlicher Daten. Eine Bäckereiverkäuferin, die anonym bleiben möchte, berichtet von unverschämten Situation. &bdquo;Man kann sich nicht vorstellen, wie ich dafür angemeckert wurde. Ob ich dann abends anrufen würde, wurde ich gefragt. Oder ob ich mir nicht woanders Telefonnummern besorgen könnte. Die Leute sind einfach nur gereizt." Bäckereien müssen Sitzplätze absperren Die Anweisung hatte sich Mittwoch dann bereits überholt – dann mussten auf Anforderung der Landesregierung alle Sitzmöglichkeiten in Bäckereien abgesperrt werden. Beim Café Fritzenkötter wurde zudem vorsorglich der Ein- und Ausgang zur Konditorei an der Strengerstraße getrennt. &bdquo;Wir achten darauf, dass Kunden genug Abstand zueinander halten. Die ganze Situation ist eine große Umstellung für alle. Wir müssen jetzt abwarten, wie es sich entwickelt. Noch läuft zumindest der Verkauf normal weiter", sagt Chefin Inka Fritzenkötter. &bdquo;Ich bin total verunsichert" Die 47-jährige Petra ist noch immer täglich in Gütersloh unterwegs – trotz der Coronakrise. Sie ist Postbotin und verteilt nach wie vor Briefe und Co. Ganz wohl ist ihr dabei allerdings nicht. &bdquo;Das ist im Augenblick kein schönes Gefühl. Weniger weil ich Angst habe mich anzustecken, vielmehr weil ich mich sorge, dass ich das Virus bereits habe und unbemerkt von Haus zu Haus trage." Natürlich seien auch bei der Post Sicherheitsmaßnahmen ergriffen worden: Abstand halten, Kunden nicht mehr unterschreiben lassen, Hände vor und nach der Zustellung gründlich waschen. Petra fragt sich allerdings, ob das reicht. Viele ihrer Kollegen würden schon fehlen, sei es weil sie krank sind, Probleme mit der Betreuung der Kinder haben oder einfach Angst haben. &bdquo;Ich bin total verunsichert und mir auch gar nicht sicher, dass ich überhaupt noch erfahre, wenn der Kollege der gestern noch neben mir seine Post sortiert hat, heute fehlt, weil er infiziert ist.

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