Lahme Reden, tolle Tänzer: So war die KKC-Prunksitzung 2020

Bei der KKC-Prunksitzung war dieses Mal einiges anders als sonst. Ein Friedhofsgärtnerehepaar regiert das Kattenstrother Narrenvolk. Und der „Kattenbuer“ geht nach Isselhorst.

Sie sind das neue Prinzenpaar des Kattenstrother Karnevals-Clubs: Prinz Dominik Alexander I. und Prinzessin Chantal Neufang I. | © Jens Dünhölter

09.02.2020 | 09.02.2020, 13:08

Gütersloh. Eines vorweg: Karneval kann weder die Welt retten, die Erderwärmung reduzieren noch den Klimawandel stoppen. Aber er vermag stundenweise das Lachen in die Gesichter der Menschen zaubern. Genau dies tat auch der Kattenstrother Karnevals Club (KKC) Samstagabend bei seiner traditionellen Karnevalssitzung in der Stadthalle.

Durch das Fehlen einer zugekauften, gleichwohl teuren externen Stimmungsrakete erreicht die Einstimmung auf die fünfte Jahreszeit nach Einschätzung langjähriger Beobachtern nicht ganz das Humorniveau der Vorjahre. Auch das früher teilweise bis 23.30 Uhr reichende Bühnenprogramm endete für KKC-Verhältnisse ungewöhnlich früh um 22 Uhr.

Eine bunte fröhliche Party

Dennoch sorgte eine Mischung aus Unbekümmertheit, Unbedarftheit, ansteckendem Frohsinn, erheiternder Fröhlichkeit und unbeschwertem Beisammensein, bunte, fröhliche Party. Wie im Refrain des Vereinslieds („Da feiern wir mit Maschi Mau Karneval total. Heut’ feiern wir, heut’ feierst Du, denn das ist ganz normal") zog der KKC trotz des zur Schonung des Hallenbodens von Sitzungspräsident Jürgen Degner verkündeten „Konfetti-Verbotes" wieder alle Register seiner bekannten Feierkünste.

Zum stolzen 40. Mal kamen die Aktiven der fünf eigenen KKC-Tanzabteilungen „Schlümpfe", „Maschi-Mäuschen", der Damenabteilungen „Die Lümmels", der Gipfelstürmer des Männerballetts „Die Traumtänzer" sowie der neu gegründete „Mini-Mäuschen"-Gruppe mit Elferrat und Prinzengarde zum gemeinsamen Einläuten der närrischen Tage zusammen.

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400 Besucher vor Ort

Für den KKC ist der alljährliche Vereinstreff einerseits Leistungsschau der Tanzformationen, andererseits auch der gelebte Beweis dafür, „dass Karneval nicht nur ein Lebensgefühl, sondern eine lebensbejahende Einstellung ist", so Präsidentin Ina Seidel. Das Sessionsmotto „In Kattenstroth sagt Groß und Klein, es ist schön, ein Narr zu sein", passte dazu wie die Schminke zum Clown.

Das von rund 400 Besuchern frequentierte Treffen von Mönchen, Monstern, Fabelwesen, Scheichs, Zirkusdirektor oder Robin Hoods dient überdies als Proklamationsort des jeweiligen Prinzenpaares. 2020/2021 regieren das Friedhofsgärtnerpaar Prinz Dominik Alexander (30) aus der Prinzengarde und ihre Lieblichkeit Prinzessin Chantal Neufang das Kattenstrother Narrenvolk. Die erst 19-jährige ist die jüngste Regentin in der 1952/1953 begonnenen Historie. Der Prinz gab in seiner Eröffnungsrede den Starschuss zur Narretei: „Wir wollen nicht lange labern, sondern das Programm starten."

"Es ist Karneval. Da muss ein kleiner Scherz erlaubt sein"

Zuvor sorgte Prinzengarden-Kommandeur Christian Randerath für den absoluten Lacher des Abends. Den zum dritten Mal anwesenden Bürgermeister Henning Schulz hieß er von der Bühne aus mit den Worten: „Es ist Wahlkampf. Da reicht es nicht, Narren um sich zu scharren. Da müssen auch die Karnevalisten herhalten" willkommen. Randerath anschließend im kleinen Kreis: „Es ist Karneval. Da muss ein kleiner Scherz erlaubt sein".

Das Stichwort „den Menschen das Lachen zurück geben" schrieb sich der KKC auch bei der Vergabe des Sozial-Ordens „Kattenbuer" auf die Fahne. Traditionell werden in dem bewusst gesetzten Kontrapunkt der Frohsinnsveranstaltung immer Mitbürger für ihr soziales Engagement geehrt. In diesem Jahr ging die Auszeichnung an Renate und Rainer Bethlehem für ihr „FABA"-Naturprojekt. Seit 13 Jahren kümmert sich das Isselhorster Ehepaar am Außenheideweg um Kinder aus Familien mit Sucht- oder psychischen Erkrankungen.

Das Beste kommt zum Schluss?

Initiator Rainer Bethlehem unterstrich in seiner Dankesrede die Hauptintention: „Ehrenamt ist total toll. Man muss zwar viel geben, bekommt aber auch jede Menge zurück. Deshalb steht bei uns der Spaß im Vordergrund".

Der am meisten umjubelte Programmpunkt kam traditionell zum Schluss in Form von 26, wild durch die Gegend geschmissener, behaarten Herrenbeine. Nach dem fetzigen Fanfarenzug Rietberg, den Tänzen sowie zwei nicht ansatzweise unterhaltsamen Büttenrednern mit Valium-Effekt setzte das Männerballett „Die Traumtänzer" dem bunten Treiben das imaginäre Karnevalskrönchen auf.

In diesem Jahr unternahm die choreographisch von Trainerin Sabine Mühlberg bestens vorbereitete Truppe mit Dirndl und Lederhose einen Ausflug nach Bayern, um mit Andreas Gabaliers Schlager „Hulapalu" den Startschuss für die inoffizielle Party zu geben.