Bei Unfall Nase abgerissen - Gütersloher sucht mit Belohnung nach Unbekanntem

Gütersloh. Er hat alles versucht. Hat sich in ein Café nahe der Unfallstelle gesetzt und gewartet, Flugblätter gedruckt; ohne Erfolg. "Das hier ist meine letzte Chance", sagt Klaus Günzel. Der 62-jährige Gütersloher ist auf der Suche nach einem Radfahrer, der am Morgen des 21. September an Günzels Sturz an der Neuenkirchener Straße/Ecke Spexarder Postweg beteiligt war. Beim Aufprall riss ihm ein Teil der Nase ab. Schmerzensgeld? Hat er bis heute nicht gesehen. Wie auch, er weiß nicht, von wem er es einfordern sollte. Jetzt hat er für Hinweise eine Belohnung von 300 Euro ausgelobt. Klaus Günzel lebt am Hellweg, von dort sind es mit dem Fahrrad etwa drei Minuten bis zum Combi-Markt, wo er samstags Brötchen holt. Auch an jenem 21. September macht er sich auf den Weg. Eine Hecke entpuppt sich an diesem Morgen als unübersichtliches Hindernis. Sie befindet sich unmittelbar vor der Einmündung des Spexarder Postwegs auf die Neuenkirchener Straße und jenem Radweg auf dem Günzel gerade stadtauswärts unterwegs ist. Ein Unfallschwerpunkt sei dieser Ort nicht, sagt Polizeisprecherin Katharina Felsch. Dafür müsse sich dort binnen eines Jahres dreimal derselbe Unfall mit derselben Ursache ereignen. Klaus Günzel jedenfalls rechnet an diesem Morgen noch damit, dass ein anderer Radfahrer aus dem Spexarder Postweg kommt - und wird Recht behalten. "Den Aufprall erlebe ich jeden Tag noch mal" Doch weil er den anderen Radfahrer, der nach Günzels Darstellung die Vorfahrt missachtet und quer über die linke Spur des Postwegs auf den Radweg einbiegt, erst im letzten Moment sieht, erschrickt er und bremst stark ab. Wie Felsch bestätigt, ist die Neuenkirchener Straße dem Spexarder Postweg bevorrechtigt, zudem wird an der Einmündung auf den Radweg hingewiesen, auf dem Radfahrer von links und rechts kreuzen. Günzel nützt das wenig. Aufgrund seiner abrupten Bremsung fliegt er über den Lenker. Er sagt: "Den Aufprall erlebe ich jeden Tag noch mal." Das erste was er nach der Landung erblickt, ist eine Blutlache. Darin etwas Weiches: Günzels abgerissene Nasenspitze. Derweil ruft jemand laut um Hilfe. Es ist der am Unfall beteiligte Radfahrer. Zeugen haben ihn laut Polizeibericht als 40- bis 50-Jährigen mit kräftiger Statur beschrieben. Er habe außerdem dunkle bis graue Kleidung und Dreitagebart getragen und ebenfalls eine Brötchentüte in der Hand gehabt, wie sich Günzel erinnert. Acht Minuten nach dessen Sturz ist der Krankenwagen vor Ort. Als die Helfer eintreffen, verabschiedet sich der Unfallbeteiligte vom Ort des Geschehens - aus Sicht von Felsch eine Unfallflucht. Bis heute hat ihn Klaus Günzel nicht wiedergesehen. Die Operation im Bielefelder Klinikum dauert 75 Minuten Noch am selben Tag wird er von einem Spezialisten im Bielefelder Klinikum mit örtlicher Betäubung operiert. 75 Minuten dauert das Prozedere, bei dem die abgerissene Nasenspitze, der Nasenflügel und der dazwischen liegende Knorpel geflickt werden müssen. Fünf Wochen nach der OP erinnert äußerlich nur ein Schorf auf der Nasenspitze an den Sturz. Bis heute habe er kein Gefühl in der Nasenspitze und es sei unklar, ob das neue Gewebe angenommen wird. Nicht nur deshalb sucht er den fremden Radfahrer. "Ich sehe nicht ein, dass ich durch sein rücksichtsloses Verhalten extreme Schmerzen ertragen musste und auf Kosten sitzen bleibe. Ein Wort der Entschuldigung ist das mindeste, was ich erwarte", sagt er. Gleichzeitig würde Günzel dem Unbekannten in einem Gespräch seinen Dank dafür aussprechen, dass der nach dem Unfall prompt um Hilfe gerufen habe. Bisher hat aber keiner seiner Versuche gegriffen, den Radfahrer ausfindig zu machen. Nun will er dem ersten, dessen Hinweise zur Ermittlung führen, eine Belohnung in Höhe von 300 Euro bieten. Hinweise seien kein Verpfeifen sondern Zivilcourage "Wenn der Ehemann, Vater, Arbeitskollege oder Freund von diesem Unfall erzählt hat - und das macht bestimmt jeder, der so einen Unfall beobachtet - und euch weismachen will, dass er sich auf den öffentlichen Aufruf der Polizei gemeldet hat, dann hat er euch belogen", sagt Günzel. Hinweise auf den Radfahrer zu geben, das sei aus seiner Sicht kein Verpfeifen, sondern Zivilcourage - mit dieser Botschaft appelliert er an dessen Familie, Arbeitskollegen und Freunde im Zweifelsfall weiter nachzuhaken.

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