Beteiligte suchen bei der Denkmalsiedlung nach einer Einigung

Gütersloh. Die Stadt unternimmt einen neuen Anlauf, sich mit dem Bauverein über die Verdichtung der Depenbrock-Siedlung zu verständigen. Das haben ihr die Fraktionen im Planungsausschuss aufgetragen. Möglicherweise könne die Stadt auf das Ausloben eines formellen Architektenwettbewerbes verzichten, sofern es ihr in Absprache mit dem Bauverein gelinge, Alternativentwürfe bei anderen Büros in Auftrag zu geben. In diesem Kompromiss drückt sich der Versuch der Fraktionen aus, zwischen Bauverein und Stadt die Wogen zu glätten. Denn: Während der Verein seine Depenbrock-Siedlung möglichst bald um zwei Doppelhäuser mit 24 Wohnungen ergänzen will und dafür einen aus seiner Sicht umsetzbaren Entwurf vorgelegt hat, bestand die Verwaltung bislang auf einen Wettbewerb, weil sie fürchtet, die denkmalgeschützte Siedlung aus den 1950er Jahren könnte ihren Charakter verlieren. "Es handelt sich um wertvolle Zeugen der Zeitgeschichte" "Wenn wir in einem so sensiblen Gebiet Bebauung ermöglichen, muss das stimmig sein", sagte Baudezernentin Nina Herrling. Es gehe um die Wirkung des Ensembles, um das Zusammenspiel zwischen Gebäude und Umgebung, ergänzte die Leiterin des Fachbereiches Stadtplanung, Inga Linzel. "Die 50er Jahre haben vielleicht nicht die meisten Fans, aber hier handelt es sich um wertvolle Zeugen der Zeitgeschichte." Wie man in der Depenbrock-Siedlung entscheide, habe Vorbildwirkung für die Zukunft: "Was sind die Standards, die wir haben und halten wollen?" "Wollen dort keine Schuhschachtel-Architektur" Der Bauverein habe einen Entwurf vorgelegt, der wie ein "Fremdkörper" sei, sagte Norbert Morkes (BfGT). "Das passt dort nicht hin." Grünen-Sprecherin Birgit Niemann-Hollatz sagte, sie befürchte die "Zerstörung städtebaulich wertvoller Strukturen", weil dem Bauverein eine Bauweise vorschwebe, die nicht respektvoll mit dem Ort umgehe. Manfred Reese (Linke) warnte, man werde beim Thema Nachverdichtung häufiger auf solche Probleme stoßen, aber er wehre sich dagegen, jedes freie Fleckchen zu bebauen - und schon gar nicht, wie hier, mit einer "Schuhschachel-Architektur". Bedenken ließ auch die CDU anklingen, aber angesichts des Wohnungsmangels in Gütersloh wolle man dem Bauverein auch keine Knüppel zwischen die Beine werfen, so Detlev Kahmen. Man müsse zur Kenntnis nehmen, dass die große innere Grünfläche zwischen den Gebäuderiegeln nicht mehr für den Anbau von Kartoffeln und Möhren oder für die Haltung von Hühnern und Schafen benötigt werde und insofern für eine Nachverdichtung frei sei. Es gehe allein um die Form der Bebauung - und da könne es nicht schaden, weitere, womöglich geeignetere Entwürfe zu bekommen. "Dem Verein darf nichts aufgezwungen werden" Allein die SPD und die UWG hatten kein Problem mit dem vorliegenden Entwurf. "Es ist nicht die Aufgabe des Bauvereins, Spitzenarchitektur zu liefern", sagte Thomas Krümpelmann. "Gegenentwürfe" einzufordern, könne man machen, aber sie müssten letztlich vor allem den Investor, sprich Bauverein überzeugen. "Es darf ihm nichts aufgezwungen werden." Wie berichtet, will der Verein 4,5 Millionen Euro in die Hand nehmen und damit barrierefreie, bezahlbare Wohnungen zwischen 55 und 86 Quadratmetern bauen. Dass der Verein sich über Verzögerungen beklagt und seit 15 Monaten wenig Fortkommen erkennt, diesen Frust kann Norbert Bohlmann (UWG) gut verstehen. "Wir reden immer von der Wohnbauland-Offensive. Wo ist hier die Offensive?" Krümpelmann forderte, die Stadt solle möglichst noch in diesem Jahr den Aufstellungsbeschluss fassen.

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