Weniger Leerstand: Neue Geschäfte kommen in die Gütersloher Innenstadt

Gütersloh. Verrammelte Schaufenster und halb leere Gassen: Der Einzelhandel hat es in der Gütersloher Innenstadt zunehmend schwer. Allein fünf Gewerbeflächen stehen an der Berliner Straße zur Vermietung oder zum Verkauf, an der Spiekergasse, der Münsterstraße sowie am Kolbeplatz sind es zwei, an der Straße Unter den Ulmen ist es eine. "Verkaufsflächen in Gütersloh zu vermieten geht nicht von heute auf morgen", sagt Karl-Heinz Kramer von der gleichnamigen Immobilienagentur im Gespräch mit nw.de. "Das ist harte Arbeit." Immerhin für eine der genannten Flächen kann bereits Vollzug gemeldet werden: In die Berliner Straße 27, dem ehemaligen Tamaris-Store, zieht eine Filiale des Unternehmens Kind-Hörgeräte ein. Das bestätigt Claus Müller, Geschäftsführer des Schuhhauses Potthoff, auf Nachfrage. Die zwei Etagen umfassenden Räumlichkeiten werden bereits renoviert - aktuell führen Handwerker den Trockenbau durch. Nach Informationen von nw.de sollen Ende 2019/Anfang 2020 alle Arbeiten beendet sein - in drei bis vier Monaten kann sich dann Kind-Hörgeräte auf der aktuell noch leer stehenden Gewerbefläche ausbreiten. Während an der Berliner Straße 27 die Nachfolge des Tamaris-Stores geklärt ist, wird die Immobilie ein paar Meter weiter, das ehemalige Peppermint an der Berliner Straße 40, vorerst weiter als Outlet des Schuhhauses Potthoff betrieben. Dazu Claus Müller: "Daran wird sich so schnell auch nichts ändern." Der Kolbeplatz gilt als schwieriges Pflaster Schwierig gestaltet sich die Nachfolgersuche für das ehemalige Brautmodengeschäft "Passion" sowie für das ehemalige Bekleidungsgeschäft "Berlin 2010" am Kolbeplatz, verraten Matthias Kerger von S2 Immobilien- und Projektentwicklung GmbH sowie eine Sprecherin der Filla + Göth Immobilien GbR. Laut der beiden Makler ist der Kolbeplatz in Gütersloh für den Einzelhandel ein schwieriges Pflaster geworden. "Das ist auch in der Leerstands-Problematik begründet, die Güterslohs Innenstadt aktuell auszeichnet. Demgegenüber ist Bielefeld als Einkaufsstadt stark geworden. Viele Menschen zieht es eher dahin", sagt Matthias Kerger. Gleichzeitig könne er sich aber gut vorstellen, dass eine Gastronomie am Kolbeplatz 10 (ehemaliges "Passion") gut funktioniert. "Eine Gastronomiemeile mit Bankery und Café Barcelona würde den Kolbeplatz sicher bereichern", so der Projektleiter des Projektentwicklers und Bauträgers S2 Immobilien- und Projektentwicklung GmbH. Aus diesem Grund macht er sich dafür stark, dass sich in die Immobilie nicht nur Einzelhandelsbetriebe einmieten dürfen. "Für die Ansiedelung von Gastronomie an dem Standort gibt es derzeit keine Grundlage, hierfür bedarf es der Zustimmung der Eigentümer der Liegenschaft." Gleichwohl gebe es reichlich Anfragen für den Kolbeplatz 10 - vorwiegend aus dem Bereich der Gastronomie sowie auch ein namhafter Discounter sei an einer Miete interessiert. "Boutiquen und Modegeschäfte melden sich dagegen gar nicht", verrät Kerger. Käme es in naher Zukunft zu einem positiven Beschluss der Eigentümer, ist Kerger zuversichtlich, dass sich schon bald "eine namhafte Gastronomie" einmietet. "Ich gehe davon aus, dass es dann schnell geht." Für die freie Verkaufsfläche am Kolbeplatz 4, für die die Immobilienagentur Filla + Göth zuständig ist, gibt es aktuell keine konkreten Anfragen, sagt eine Sprecherin des Unternehmens Konzept des Miga's soll möglichst erhalten bleiben Michael Gajewski, aktueller Inhaber der Saft- und SmoothiebarMiga's an der unteren Berliner Straße, hat über das Internetportal ebay-Kleinanzeigen einen Nachfolger für sein Geschäft gesucht. Anfragen habe es zu Genüge gegeben, verrät er. "Einen geeigneten Kandidaten ausfindig zu machen, ist allerdings nicht einfach." Schließlich sei es ihm wichtig, dass das bisherige Konzept des Miga's aufgegriffen und gegebenenfalls ausgebaut wird. "Mit einem der Interessenten befinden wir uns in abschließenden Gesprächen", sagt Gajewski und ergänzt: "Es kann sich nur noch um Tage handeln, bis es eine Entscheidung gibt. Ich werde in jedem Fall am kommenden Samstag meinen letzten Tag haben." Ob das Miga's vorübergehend geschlossen wird oder aber direkt von einem Nachfolger weitergeführt wird, konnte Gajewski noch nicht sagen. Auch in der Spiekergasse könnten schon bald zwei leer stehende Geschäftsflächen, 70 und 80 Quadratmeter groß, neu betrieben werden. Johannes Kaup von der Kaup Immobilien GbR erklärt, dass er sich mit potenziellen Mietern in konkreten Gesprächen befindet. "In gut zwei bis drei Wochen könnte hier Vollzug gemeldet werden", sagt er. Nähere Angaben zu den Branchen, aus denen die Interessenten kommen, wollte der Immobilienmakler nicht machen. Die Gütersloher Immobilienagentur ist auch für eine 160 Quadratmeter große, aktuell freie Verkaufsfläche an der oberen Münsterstraße zuständig. Nach Angaben von Kaup herrsche dort, wie in der Spiekergasse, "eine sehr gute Nachfrage." Lediglich die geplante Nutzung der Interessenten gehe nicht immer mit den Vorstellungen der Vermieter einher. "Die Rahmenbedingungen müssen einfach passen. Einige Nutzungsideen sind nicht zwingend die erste Wahl bei Vermietern. Das sind zum Beispiel Shisha-Bars, Kioske, Wettbüros oder Spielotheken. Viele Vermieter lassen ihre Flächen dann lieber zunächst für einige Monate ungenutzt und warten stattdessen auf einen passenden Interessenten", erklärt er im Gespräch mit nw.de. Der Vorteil der Immobilie an der Münsterstraße sei, dass die Verkaufsfläche von zwei Eingängen aus genutzt werden könne. "Ein Imbiss könnte schon morgen eröffnet werden" Erst seit etwa zwei Wochen stehen die ehemaligen Räumlichkeiten des Friseursalons Riewenherm an der Münsterstraße 4 zur Vermietung. Diese sind nach Angaben des zuständigen Immobilienmaklers Karl-Heinz Kramer 90 Quadratmeter groß. "Ziel muss es immer sein, dass die Scheiben nicht zukleben", sagt er und ergänzt: "Der Friseursalon war etwa 50 Jahre an diesem Standort angesiedelt. Eigentlich muss wieder etwas Vergleichbares rein." Der Makler habe bereits Erfahrung mit Interessenten gemacht, die das Objekt zwar anmieten wollten, allerdings keine konkrete Nutzungsidee vorweisen konnten. "Das kommt in Gütersloh nicht selten vor", so Kramer. "Aber die Vermieter wollen ja wissen, was mit ihren Räumlichkeiten geschehen soll. Einen Imbiss könnte man beispielsweise schon morgen dort eröffnen. Das geht aber allein schon wegen der umliegenden Wohnungen nicht." In "konkreten" Gesprächen befinde er sich derweil mit potenziellen Mietern einer Gewerbefläche an der Straße Unter den Ulmen. Nach Informationen von nw.de hat einer der Friseursalons vor Ort einen Insolvenzantrag gestellt. Die Nachfolge soll wiederum von einem neuen Friseurgeschäft, geführt von einem Existenzgründer, angetreten werden.

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