Öffnet die Stadtbibliothek Gütersloh bald auch sonntags?

Gütersloh. An einem Sonntag in eine Ausstellung zu gehen oder ein Theater zu besuchen, ist für viele kulturell interessierte Bürger ganz normal. Nur bei öffentlichen Bibliotheken stehen sie vor verschlossenen Türen. Doch das soll sich bald ändern. Die NRW-Landesregierung plant ein Gesetz, dass den kommunalen Bibliotheken erlaubt, auch sonntags zu öffnen. Bei Silke Niermann, Geschäftsführerin der Stadtbibliothek Gütersloh, kommt die Idee grundsätzlich gut an. Doch sie sieht auch viele offene Fragen. "Mit der Möglichkeit sonntags zu öffnen, können die Bibliotheken ihr Profil als Kultur- und Begegnungsorte weiter entwickeln und attraktive Angebote für die Bürgerinnen und Bürger machen - niederschwellig und konsumfrei", heißt es in einer Stellungnahme der FDP-Fraktion, die den Gesetzesentwurf gemeinsam mit der CDU erarbeitet hat. Das "Bibliotheksstärkungsgesetz" sieht vor, dass die Büchereien mit Kultureinrichtungen wie dem Theater oder Museen gleichgestellt werden. Bibliotheken vermittelten gerade an Kinder und Jugendliche Informations- und Medienkompetenz und seien Orte kultureller Veranstaltungen sowie interkultureller Erziehung und Integration. "Ohne zusätzliche Ressourcen ist die Idee nicht umsetzbar" "Ich begrüße die Initiative", sagt Silke Niermann. Und benennt doch gleich schon ein erstes Problem: "Ohne zusätzliche Ressourcen ist das nicht umsetzbar." Eine zeitliche Ausdehnung des Angebots "gibt der Dienstplatz derzeit nicht her", so Niermann. Daher sieht Silke Niermann sie die Frage der Sonntagsöffnung als "Gesamtpaket", das viele weitere Aspekte mit einschlösse. Unter anderem auch die derzeitige Montagsschließung, die sich kaum mit einer Öffnung am Sonntag vertrage. Denn längst ist die Bibliothek kein Ort mehr, an dem Lesestoff geholt oder zurückgebracht wird. Senioren werden durch Filmnachmittage gezielt angesprochen, Vorschulkindern wird vorgelesen, Literaturzirkel treffen sich, zuweilen gibt es abends Lesungen. Und Schüler kommen hierher, um - allein oder gemeinsam - zu lernen. "Gerade in den letzten Wochen vor dem Abitur waren wieder sehr viele Jugendliche hier, um sich konzentriert auf die Klausuren vorzubereiten", hat Silke Niermann beobachtet. "Dritte Orte" nennt die Soziologie solche neutralen Räume, die allen Bürgern niedrigschwellig offen stehen, die zum Besuch einladen, als Treffpunkt dienen, an denen man sich wohlfühlen kann. Technische Rahmenbedingungen sind in Gütersloh gegeben "Wenn man die Bibliothekszeiten ausweitet, muss man sich andere Modelle überlegen, wie man diesen Ort bespielen kann", sagt Silke Niermann. So kann sie sich vorstellen, Servicezeiten (mit Beratung von Bibliotheksmitarbeitern) von servicefreien Zeiten zu unterscheiden, in denen nur Aufsichtspersonal für Ordnung sorgt. Trotz der längst erfolgten Automatisierung von Ausleihe, Rückgabe und Bezahlung von Gebühren - "diese wichtigen technischen Rahmenbedingungen sind schon gegeben" - könne man wegen des verwinkelten Gebäudes auf Letzteres nicht verzichten. Auch die Erfahrungen anderer Bibliotheken mit Sonntagsöffnung will sie verfolgen. Im Mönchengladbacher Stadtteil Rheydt ist bereits seit 2011 sonntags geöffnet. Dort wurde die Bücherei im Rahmen des Innenstadtkonzepts "Soziale Stadt Rheydt" zur interkulturellen Familienbibliothek ausgebaut. Hauptnutzergruppen sind Familien und junge Leute, viele mit Migrationshintergrund. Doch so weit muss Silke Niermann gar nicht schauen. Denn auch die Bielefelder Stadtbibliothek plane nach den Sommerferien eine Öffnung am Sonntag. "Wir können von deren Erfahrungswerten profitieren", sagt Niermann. "Bei dieser Entscheidung muss man auch das Personal mitnehmen" Eines ist der Bibliotheksleiterin indes ganz wichtig: "Bei dieser Entscheidung muss man auch das Personal mitnehmen." Und das ist in den letzten Jahren immer weniger geworden. Seit 2012 seien bei der Stadtbibliothek fünf Stellen weggefallen. Die Gewerkschaft Verdi scheint von der Sonntagsöffnung zudem nicht begeistert. "Bücher können unter der Woche ausgeliehen und am Sonntag gelesen werden", heißt es in einer Stellungnahme, die in der Rheinischen Post zitiert wird. Von Seiten der Kirchen scheint es hingegen keine Probleme zu geben. Laut FDP-Mitteilung sähe diese "in der Öffnung eine Bereicherung des Bildungs- und Kulturangebotes an Familien zur gemeinsamen Freizeitgestaltung".

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