Erste Wasserstofftankstelle in OWL ist in Betrieb

Gütersloh/Rheda-Wiedenbrück. Die verkehrstechnisch günstige Lage hat den Ausschlag gegeben für eine wichtige Standortentscheidung: Weil sich in Rheda-Wiedenbrück gleich drei Bundesstraßen und die Bundesautobahn A2 kreuzen, hat das Unternehmen H2 Mobility an der Shell-Tankstelle Bielefelder Straße 145 (B 61) kurz hinter der Gütersloher Grenze eine Wasserstoff-Zapfstation errichtet. Sie ist die 70. im Bundesgebiet und die erste in Ostwestfalen-Lippe. Fahrer von Elektroautos mit Brennstoffzellen können hier ab sofort den klimafreundlichen Kraftstoff tanken. Die nächsten Tankstellen sind in Dortmund und Hannover Zur offiziellen Inbetriebnahme der Station und Betankung des ersten Fahrzeugs traf sich Bürgermeister Theo Mettenborg vor Ort mit Hyundai-Mitarbeiter Björn Wierskalla und Sandra Funke von der hiesigen Vertretung des südkoreanischen Automobil-Herstellers. Die nächsten Wasserstofftankstellen entlang der Bundesautobahn sind in Dortmund und Hannover. Im Kreis Gütersloh ist bislang kein Auto mit Brennstoffzellen gemeldet, wie Kreissprecher Jan Focken auf Anfrage mitteilte. Das Autohaus Funke hat inzwischen zwei Wasserstoff-Fahrzeuge verkauft, die in Kürze ausgeliefert werden. Mit Inbetriebnahme der Tankstation verbindet Firmenchefin Sandra Funke die Hoffnung, dass sich der Absatz weiter belebt. 519 Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb in Deutschland gemeldet &bdquo;Aktuell sind erst 519 Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb in Deutschland gemeldet", erklärt H2-Mobility-Sprecherin Sybille Riepe. Dies seien keinesfalls mehr Prototypen, sie selbst sei auch auf Wasserstoff umgestiegen und ist überzeugt: &bdquo;Die Zahlen werden deutlich steigen." Die H2 Mobility GmbH ist ein Zusammenschluss namhafter Firmen wie Linde, Daimler, Shell und Total. Derzeit ist das Unternehmen damit beschäftigt, eine bundesweite Versorgungs-Infrastruktur aufzubauen. Die Säulen wachsen wie Pilze aus dem Boden, &bdquo;bis Jahresende sind 100 Tankstellen in Betrieb", so Riepe. Die Aufgabe von H2 Mobility liegt darin, die Basis zu schaffen. Steht das Zapfsäulen-Netzwerk, folgt die Vermarktung. Die Hersteller Hyundai, Daimler und Toyota haben Wasserstoffautos im Programm – allesamt so teuer, dass sie für den durchschnittlichen Bürger nicht erschwinglich sind. Sind es bislang erst drei Fahrzeugtypen, soll sich das in Kürze ändern. &bdquo;BMW und Audi haben für 2020 angekündigt, entsprechende Fahrzeuge auf den Markt zu bringen", so Riepe. &bdquo;Wir gehen davon aus, dass wir in den nächsten zehn Jahren in die Gewinnzone kommen", damit verbunden sei eine Auflösung der H2 Mobility. &bdquo;Das Kartellrecht schreibt das vor, sobald eine schwarze Null erreicht ist." In die neue Wasserstofftankstelle an der Ortsgrenze zwischen Wiedenbrück und Gütersloh hat das Gemeinschaftsunternehmen rund eine Million Euro investiert – EU-Fördergelder inklusive. Die Stadtwerke Gütersloh analysieren den Markt nach eigenen Angaben sehr genau. &bdquo;Wir beobachten Pilotprojekte mit Wasserstoff unter anderem in Köln und halten uns über die Ergebnisse auf dem Laufenden", erklärt Pressesprecherin Sina Schäffer. Im eigenen Fuhrpark setzen die Stadtwerke derzeit auf Hybridantrieb und haben dazu zwei Busse in Betrieb. &bdquo;Wasserstoff ist grundsätzlich eine Option für unsere Stadtbusse, aber auch den eigenen Fuhrpark", man wolle jedoch zunächst weiter beobachten. &bdquo;Eine eigene Wasserstofftankstelle werden wir kurzfristig nicht in Betrieb nehmen", erklärt Schäffer. Eine TWE-Strecke mit Wasserstoff-Lokomotiven? &bdquo;Im Moment ist das alles Zukunftsmusik", so Sybille Riepe, &bdquo;aber die Zukunft beginnt tatsächlich jetzt." Der zur Hälfte aus regenerativer Energie erzeugte Kraftstoff verursache keine klimaschädlichen CO2-Emissionen. Mit einer vier- bis fünf-Kilogramm Tankfüllung kommen Personenfahrzeuge auf eine Reichweite von 500 bis 800 Kilometern. Getankt wird nicht in Litern sondern in Kilogramm. &bdquo;Ein Kilogramm Wasserstoff kostet derzeit 9,50 Euro. Das reicht für etwa 100 Kilometer und ist somit vergleichbar mit herkömmlichen Benzin oder Diesel-Preisen", rechnet Riepe vor. &bdquo;Die erste Wasserstofftankstelle ist Grund genug, sich den vielseitigen Energieträger genauer anzusehen und damit den Meinungsbildungsprozess auch in der Öffentlichkeit zu unterstützen", meint Kurt Gramlich, Sprecher des Gütersloher Klimatisch. Passend zum Tag der Umwelt am 5. Juni soll nach einer Infoveranstaltung diskutiert werden. &bdquo;Immerhin könnte theoretisch bei der Wiederinbetriebnahme der TWE-Strecke auch über Wasserstoff-Lokomotiven nachgedacht werden." Die Bevölkerung ist eingeladen.

Meistgelesen