Gütersloh

Ist Gütersloh schon bereit für Insekten-Burger und Co.?

Einzelhandel und Gastronomie in Gütersloh trauen Würmern, Heuschrecken & Co. bislang noch nicht zu, eine echte Ernährungsalternative zu werden - manche Köche befürchten sogar ein schlechtes Image

Hat dieser Burger aus Buffalo-Würmern vom Rewe überzeugt? NW-Praktikant Christian Meinholz war er viel zu trocken. | © Patirick Menzel

02.04.2019 | 02.04.2019, 08:00

Gütersloh. Der Griff nach Burger Patties aus Buffalo-Würmern beim Rewe an der Berliner Straße ist anscheinend gewagt – „endlich traut sich mal jemand", lautet der Kommentar. Es scheint so, als wären die stark proteinhaltigen Nahrungsmittel in Gütersloh echte Ladenhüter und die Bevölkerung noch nicht bereit für den an anderen Orten trendigen Fleischersatz. Der Gütersloher macht offenbar einen Bogen um die Angebote, die auch bei Einzelhändlern und Gastronomen keine begeisternden Jubelstürme auslösen.

Dabei liegen für die Befürworter die Vorteile klar auf der Hand. Die Insekten haben einen hohen Nährstoffgehalt und die Aufzucht soll wesentlich nachhaltiger als bei Schweinen oder Rindern sein. Dennoch gibt es in Gütersloh bisher nur zaghafte Versuche, das Sortiment in Lebensmittelmärkten um Angebote zu erweitern, die Heuschrecken, Grillen, Mehl- oder Buffalo-Würmer beinhalten. Der Rewe an der Berliner Straße in Gütersloh beispielsweise führt in der Tiefkühlabteilung Burger-Patties aus Würmern. Das Kaufinteresse sei aber eher gering, heißt es auf Nachfrage der NW.

"Exotische Früchte wie Litschi wollte anfangs auch niemand"

Im Rewe-Markt an der Osnabrücker Straße hingegen ist der angebliche Insekten-Trend bisher kein Grund für eine Sortimentserweiterung – man sehe allerdings Parallelen zu anderen Nahrungsmitteln, die in der Vergangenheit ebenfalls Naserümpfen und Abneigung verursachten, heißt es von Betreiber Goce Jandreoski. „Exotische Früchte wie Litschi wollte anfangs auch niemand essen und heute gehören sie zum Sortiment in jedem gut sortierten Supermarkt", sagt er dazu.

Auch Janik Schenke, der bei Edeka-Schenke in Gütersloh für den Einkauf zuständig ist, betrachtet das Thema für den Kreis Gütersloh mit Distanz. „Die Großhandlung der Edeka Genossenschaft prüft gerade, ob es sinnvoll wäre in dem Bereich ein Angebot zu schaffen. Falls der Beschluss kommen sollte das Sortiment um essbare Insekten zu erweitern, würden wir da mitgehen. Zur Zeit haben wir aber kein Angebot vorgesehen", sagt er. Er glaube zudem, dass nur ein Bruchteil der Kunden an essbaren Insekten interessiert wäre.

Im Schenke gibt's Protein-Riegel aus Insekten

Es gelte aber zu bedenken, dass „wir letztendlich Händler sind und wenn sich eine gesteigerte Nachfrage entwickeln sollte, führen wir solche Lebensmittel ein. Ich glaube allerdings, dass unsere Gesellschaft hier im Kreis Gütersloh für so etwas noch nicht bereit ist." Eine Ausnahme gibt es dann doch. Im Schenke-Bio-Markt, sagt Reiner Schenke, gäbe es Protein-Riegel aus Insekten.

Ähnlich sehen es die Gastronomen im Kreis Gütersloh – in Gesprächen mit einzelnen Restaurants findet sich keines, das die bestehende Speisekarte erweitern möchte. Für den Schenkenhof gilt, genau wie für den Edeka-Schenke: Solange es keine lukrative Nachfrage gebe, werde man die „trendigen Nahrungsmittel" nicht mit auf die Speisekarte setzen. „Der Impuls für essbare Insekten muss aus dem Einzelhandel kommen, erst dann kann ein Speiseangebot für das Restaurant und den Party-Service des Schenkenhof ausgearbeitet werden", äußert Janik Schenke.

"Es könnte schlecht für das Restaurant sein"

Sein Vater Reiner Schenke geht sogar noch einen Schritt weiter. Es sei kein Thema im Schenkenhof Insekten anzubieten, dafür sei das Restaurant viel zu sehr auf traditionelle Gerichte ausgerichtet, die zwar auch Platz für vegane und vegetarische Speisen ließen, aber nicht für Insekten. Ein Spitzenkoch aus dem Kreis Gütersloh möchte erst gar nicht mit dem Thema in Verbindung gebracht werden – er fürchte um die Reputation seines Geschäfts, wenn etwas in Bezug auf essbare Insekten auf ihn zurückfiele, so der Kommentar.

Zaven Duman vom Restaurant Fabrick sieht das ganz ähnlich. „Es könnte schlecht für das Restaurant sein, wenn die Gäste mitbekämen, das es Insekten in der Küche gibt." In Gütersloh, sagt der Gastronom, sei kein Markt für essbare Insekten vorhanden. „Klar gibt es ein paar Leute, die Insekten essen wollen, aber für die breite Masse ist das hier bei uns in Gütersloh kein Thema", sagt er.

Was die Ernährungswerte angeht, glaube er die althergebrachten Varianten mit hohem Proteinanteil seien zu stark in unserer Gesellschaft verankert. „Fisch und Geflügel sind als tierische Eiweißlieferanten die Lebensmittel, auf die wir auch weiterhin zurückgreifen werden", ist Duman sich sicher.