Kreis Gütersloh

Waschbären, Bisams und Co. sollen gejagt werden - dafür gibt's eine "Schwanzprämie"

Kreisweit sollen invasive Tiere wie Bisams und Nutria bekämpft werden - zehn Euro soll es pro Tier geben, wenn man das Schwanzende vorlegt

Die Nutria sollen wie Bisam und Waschbären gejagt werden. | © Pixabay

24.01.2019 | 24.01.2019, 09:06

Kreis Gütersloh. Erstmals in diesem Jahr sollen kreisweit die invasiven Arten, Tiere- oder Pflanzenarten bekämpft werden, die hier nicht heimisch sind und sich derart rabiat vermehren, dass sie hier die angestammten biologischen Strukturen zerstören oder schwere Schäden in Forst- und Landwirtschaft anrichten. Auf der Liste stehen Bisams, Nutria, Waschbären, Nilgänse, der Kamberkrebs, das drüsige Springkraut und der Riesenbärklau.

Zwischen den Städten und Gemeinden, dem Kreis, der Landwirtschaft und der Jägerschaft wird gerade an einer gemeinsamen Vereinbarung gearbeitet, die kurz vor der Vollendung steht und die künftig die Bejagung der unerwünschten Tiere und die Beseitigung der Pflanzen zum Ziel hat. Sicher ist gegenwärtig schon, dass es zehn Euro für einen gefangenen Bisam oder eine Nutria geben wird. Wie schon in alten Zeiten soll das Schwanzende als Quittung für die Prämie vorgelegt werden.

2.000 Nutria und Bisam gefangen und geschossen

In der jüngsten Sitzung des Umweltausschusses wurde das Thema ausgiebig diskutiert. In diesem Jahr stellt der Kreis dafür 10.000 Euro in den Haushalt ein, dieser Betrag soll in den folgenden Rechnungsjahren auf bis zu 25.000 Euro erhöht werden. Bisher haben nur die emsnahen Städte Harsewinkel, Rheda-Wiedenbrück und Rietberg ehrenamtliche Fänger mit der Bejagung beauftragt. Jäger, die insbesondere an der Regulierung der Nutria mitgewirkt haben, wurden bisher nicht unterstützt.

Die lokale Förderung konnte die Ausbreitung jedoch nicht aufhalten. 2017 wurden immerhin 2.000 Nutria und Bisam gefangen oder geschossen. Durch die Beteiligung des Kreises in der Höhe von 50 Prozent der mit zehn Euro pro erlegtem Tier vorgesehenen Prämie kann eine Strecke von 4.000 Tiere gefördert werden. In diesem Jahr rechnet man mit Kosten von 10.000 Euro, im kommenden Jahr sollen es bereits 20.000 Euro sein.

Aggressive Nilgänse gefährlich für Wasservögel

Die Folgen der nachlässigen Bejagung im Norden des Kreises werden, so war es im Umweltausschuss zu hören, immer deutlicher. Nutria hätten beispielsweise am Vennteich in Tatenhausen fast den gesamten Bestand der geschützten Teichmuscheln gefressen. Sie zerstörten die Gelege kleinerer Brutvögel und beschädigten die Böschungen. Durch die Unvernunft einiger Bürger entwickelten sich Nutria zu Riesentieren, weil sie mit Brot gefüttert würden, das ebenso unerwünscht für die Enten sei, die es an vielen Gewässern nur noch in geringen Stückzahlen gebe.

Aber auch die aggressiven Nilgänse ließen heimischen Wasservögeln kaum Chancen auf die eigene Verbreitung. Darüber hinaus richteten sie ebenso wie die Nutria erhebliche Schäden auf fluss- und bachnahen Feldern an. Durch die Waschbären würden nicht nur Gelege auf der Erde, sondern auch von den Bäumen geholt. Darüber hinaus richteten die Tiere aufgrund ihrer Fingerfertigkeit erhebliche Schäden an Häusern an, wenn sie es sich „nach Abheben von Dachpfannen in der Dämmung gemütlich machten". Umweltausschussmitglied Arnold Weßling berichtete von eigenen Erfahrungen in seinem Haus in Borgholzhausen.

Keine Zeit mehr

Das unerwünschte „drüsige Springkraut", das an vielen Gewässern im Kreis wächst, soll durch eine frühzeitige Mahd vor dem Aussamen bekämpft werden. Dagegen ist man bei Riesenbärklau schon weiter. Die einst als Ziergewächs in Gärten eingeführte Pflanze, die über Ablagerungen in die freie Natur außer Kontrolle geriet, wird schon seit Jahren mit Erfolg bekämpft. 1.000 Euro sind für ihre weitere Dezimierung im Kreis vorgesehen.

Ein von den Grünen eingebrachter Antrag, die auf der Liste des Kreises stehenden unerwünschten Tiere nur dort zu bejagen, wo sie nachweislich Schaden anrichten, fand keine Zustimmung. Man habe nicht mehr die Zeit, langwierige Erhebungen zu machen, hieß es von der Verwaltung. Stattdessen wurde angeboten, ab dem 1. April 2020 regelmäßig einen Bericht über die Entwicklung der Bestände von Nutria und Bisam vorzulegen.