Gütersloh

Verbraucherzentrale warnt: Flüchtlinge werden mit Kreditkarten abgezockt

Nach Gütersloh gekommene Flüchtlinge werden offenbar häufig Opfer illegaler Geschäftemacher, die auf dubiosen Internetseiten für ihre fiese Masche werben

Offenbar werden Flüchtlinge immer häufiger Opfer von Kreditkarten-Betrug. | © Karl-Hendrik Tittel

12.12.2018 | 12.12.2018, 09:00
Zu Julian Lambracht von der Verbraucherzentrale Gütersloh kommen immer häufiger Flüchtlinge, die Opfer von windigen Kreditkartenvermittlern wurden. - © Nicole Hille-Priebe
Zu Julian Lambracht von der Verbraucherzentrale Gütersloh kommen immer häufiger Flüchtlinge, die Opfer von windigen Kreditkartenvermittlern wurden. | © Nicole Hille-Priebe

Gütersloh. „Sorglos bestellen: Sichern Sie sich Ihre persönliche MasterCard Gold mit Ihrem eigenen Namen in der Hochprägung und bis zu 7.777 Euro SofortKredit", lautet das Versprechen auf Internetseiten wie blitz.credit – und zwar auch ohne Schufa. Kostenpunkt: 149,90 Euro Ausgabegebühr. Nur im Kleingedruckten werden die Interessenten dann darüber aufgeklärt, dass es sich bei dem Angebot um eine Prepaid-Karte handelt. Wenn man selbst kein Geld auf die Karte bucht, ist sie also vollkommen wertlos.

Bei der Gütersloher Verbraucherzentrale häufen sich die Fälle, in denen Betroffene auf das Lockangebot reingefallen sind – mit beträchtlichen Konsequenzen. „Wir sind alarmiert, weil auffällig häufig Migranten, darunter viele Flüchtlinge, in dieser Angelegenheit unsere Hilfe suchen", sagt Julian Lambracht, auf dessen Schreibtisch sich die Akten mittlerweile stapeln. Die Beratungsstelle hilft den Betroffenen, diese „Vertragsabschlüsse" anzufechten und Forderungen abzuwehren.

Viele Anbieter - ein Prinzip

„Es gibt zahlreiche Anbieter, die nach dem gleichen Prinzip arbeiten. Sie heißen schneller.kredit, vivapay.credit, Card compact, Global Payment, Kreditclub24 Ltd, Boncheck GmbH oder scoreExpert", erklärt der Berater. „Diese Anbieter fungieren aber häufig nur als Vermittler. Viele unserer Kunden behaupten zudem, dass sie nur auf der Seite unterwegs waren aber nichts bestellt oder aber den Bestellvorgang abgebrochen haben."

Eine saftige Rechnung bekamen sie trotzdem, denn für die „Dienste" sollen die Betroffenen im Vorfeld Gebühren berappen: für die kostenpflichtige Postsendung der Kreditkarte per Nachname, für die Ausgabegebühr, für eine Jahresgebühr oder für die Vorteilswelt in einem Kreditclub – im Prinzip also für nichts, denn mit der Prepaidkarte bekommen sie nicht den erwünschten Kredit.

Werbung in sozialen Medien

„Manche Unternehmen versprechen auch die Verbesserung oder Beobachtung des Schufa-Scores, dabei kann sich bei der Schufa jeder selbst einmal im Jahr kostenlos eine Selbstauskunft holen", erklärt der Verbraucherschützer. Wer die Gebühren der Kreditkartenvermittler – in den meisten Fällen zwischen 100 und 150 Euro – jedoch nicht bezahlt oder versucht, den „Vertrag" zu widerrufen, bekommt schnell Post von einem Inkassounternehmen.

„Viele Betroffene berichten uns, dass in den sozialen Medien Werbung für die Kreditmasche gemacht wird. Offenbar werden die Angebote dort noch einmal anders dargestellt, zum Beispiel ganz ohne Hinweis auf Gebühren. Aber das können wir nicht nachvollziehen", sagt Julian Lambracht. Da die Inkassodienste noch zusätzlich kräftig zulangen, kann die Rechnung schnell explodieren. „In einem Fall belaufen sich die Forderungen mittlerweile auf 274 Euro. Das Geld will nun eine Firma namens Cashcollect eintreiben."

Große Probleme mit der deutschen Sprache

Besucht man deren Seite im Internet, erscheinen zwei lachende Kinder in Anzügen, zwischen denen ein Euroscheine spuckender Pappkarton mit der Aufschrift „Geldmaschine" steht. Die Forderungen des Unternehmens machen laut Lambracht rund ein Drittel der Gesamtsumme aus. „Weitere einschlägige Inkassounternehmen sind Eurocollect, IZP DIS Hamburg oder first debit GmbH. Die uns vorliegenden Schreiben sind standardisiert und maschinell erstellt."

Für die Betroffenen ist die Not dann groß. Viele Flüchtlinge haben noch große Probleme mit der deutschen Sprache, in schwierigen Fällen muss ein Dolmetscher zur Beratung hinzugezogen werden. „Und selbst wenn wir uns mit unseren Juristen einschalten, sind die Verhandlungen mit den Inkassounternehmen sehr langwierig. In der Regel müssen wir zwei bis drei mal ein Schreiben aufsetzen, um das Widerrufsrecht durchzusetzen oder einen Vergleich auszuhandeln. Bei der Rückforderung bereits gezahlter Gelder ist es noch schwieriger, da ist so gut wie nichts zu machen", sagt Julian Lambracht.

Ohne die juristische Unterstützung der Verbraucherzentrale ist der Kampf für die Betroffenen also fast aussichtslos. Julian Lambracht befürchtet zudem eine hohe Dunkelziffer, denn „viele Betroffene schämen sich zu sehr, um die Beratung aufzusuchen".