Von
Rolf Birkholz
04.12.2018 | 04.12.2018, 15:26
Gütersloh
Norbert Ellermann spricht über Mode und Markenzeichen der rechten Szene
Gütersloh. Es gibt jetzt auch grüne Braune. „Das ist der neueste Trend: Öko-Nazi sein." Darauf wies Norbert Ellermann im Forum der Anne-Frank-Gesamtschule hin. Unter der Überschrift „Außen bunt und innen braun!" zeigte der Historiker Beispiele von „Musik, Mode und Markenzeichen in der extrem rechten Szene". Der Vortrag wurde im Rahmen der Bildungspartnerschaft zwischen Schule und Volkshochschule gehalten.
„Die wildern überall", um Anhänger zu gewinnen, stellte Ellermann fest und skizzierte den „veganen Nazi-Hipster" als die jüngste Erscheinungsform des Neonazis. Dieser bedient sich dem Mitarbeiter des Kreismuseum Wewelsburg zufolge aber weiterhin vor allem älterer Symbole, die an germanisch Anmutendes wie die Wolfsangel oder an verbotene NS-Zeichen erinnern.
So ist das öffentliche Zeigen des in anderen Weltregionen durchaus positiv besetzten Hakenkreuzes zwar nicht erlaubt. Aber manchen bietet das zwölfarmige Speichenrad, die sogennante Schwarze Sonne, Ersatz. Das Symbol ist im Fußboden des ehemaligen „Obergruppenführersaals" der seinerzeit von der SS genutzten Wewelsburg in Büren eingelassen. Früher hätten gewisse Besucher den Boden sogar geküsst, bevor man ihn mit Sitzkissen bedeckt habe, berichtete Ellermann.
Andere lassen es sich tätowieren. Die Sängerin Shakira habe es sogar in ihre Schmuckkollektion aufgenommen, nach einem Hinweis jedoch entfernt, so der auch für das Stadtmuseum Gütersloh tätige Museumspädagoge. Tatsächlich sei bei solchen Zeichen auf den Kontext zu achten. Manchmal würden sie eben auch von harmlosen Germanen-Freunden oder Esoterikern getragen, etwa der Thorshammer, der nur bei Nazis antichristlich gemeint sein („Zerschmettert das Kreuz").
Anhand eines um die Wewelsburger Schwarze Sonne kreisenden, SS-Größen huldigenden, musikunterlegten Videos und zahlreicher Fotos erläuterte der Historiker auch die auf Buchstaben- oder Zahlenkombinationen fixierte Zeichensprache der Rechtsextremen: Bekanntlich steht „88" der Buchstabenfolge im Alphabet entsprechend für „Heil Hitler", kann von Schlaumeiern aber auch schon mal 87+1 geschrieben werden. „1919" bedeutet Schutzstaffel (SS). Und Bekleidungsmarken können allein deshalb nazimodisch werden, weil sich darin zufällig ein Buchstabencode wie NSDAP ergibt.
„Es gibt Sorgen, Ängste, Nöte im Land", sagte Ellermann. Auf die sprängen die Rechtsextremen gerne mit ihren Botschaften auf. „Man muss ihnen die Themen wegnehmen." Man müsse sich vielleicht fragen: „Was ist eigentlich deutsch?" Und ihnen dies entgegenhalten, auch sich bemühen, sie zurück zu gewinnen. „Aufklärung ist eine Waffe." Doch bisher scheine ihm: „Wir haben das bessere Programm, die haben die bessere Propaganda." Ellermann, der auch Seminare zur Problematik gibt, riet zu Wachsamkeit, und: „Es lohnt sich, für die Demokratie einzutreten."
Schulleiter Jörg Witteborg sagte, die Thematik sei gerade auch für eine Schule wichtig, „die den Namen Anne Frank trägt".
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