Kreis Gütersloh

Amazon kommt nach OWL: Welche Arbeitsverhältnisse sind zu erwarten?

Über Einzelheiten zum neuen Logistikzentrum im Gewerbegebiet Aurea kann derzeit tatsächlich nur spekuliert werden - Amazon hüllt sich in Schweigen

In dem Logistikzentrum im Gewerbegebiet Aurea sollen bis zu 2.000 Menschen auf einer Fläche von knapp 115.000 Quadratmetern arbeiten. | © Ludger Osterkamp

04.12.2018 | 04.12.2018, 17:19

Kreis Gütersloh. Die Mitglieder des Sozialausschusses hatten ihre Betroffenheit vom ersten Tagesordnungspunkt – den prekären Lebensverhältnissen der Werkvertragsarbeiter in der Fleischindustrie – noch nicht ganz abgelegt, als sich der Kreis mit der letzten Anfrage der Sitzung am Ende schließen sollte: Die SPD-Kreistagsfraktion wollte von der Verwaltung Informationen zum Sachstand des Amazon-Neubaus auf dem Aurea-Areal in Rheda-Wiedenbrück – und ganz speziell zu den Arbeitsverhältnissen, die von diesem Unternehmen zu erwarten sind.

Konkret wollten die Politiker wissen, wann das Logistikzentrum fertiggestellt wird, wie viele Beschäftigte für den Standort gesucht werden, ob bereits Personalauswahlgespräche geführt werden, ob das Jobcenter daran beteiligt ist, ob es unter den jetzigen Kunden potenzielle Arbeitnehmer für Amazon gibt und um welche Gehalts- und Tarifstrukturen es sich bei diesen Arbeitsplätzen handeln wird.

"Wenn Informationen von Amazon vorliegen würden"

„Das sind alles hochinteressante Fragen – wenn Informationen von Amazon vorliegen würden", sagte Thomas Wellhäuser, Abteilungsleiter Arbeit beim Jobcenter. Da das Unternehmen für seine restriktive Informationspolitik bekannt ist, kann man im Kreis Gütersloh über viele Einzelheiten zu diesem Zeitpunkt also nur spekulieren. „Wir haben uns aber in Dortmund informiert und auch im neuen Logistikzentrum in Werne." Der im Frühjahr eröffnete Standort Werne bei Hamm ist laut Unternehmensangaben ein weiterer wichtiger Baustein des europäischen Netzwerkes von Amazon, das derzeit 29 Logistikzentren in sieben Ländern beinhaltet.

„Zum Standort Aurea liegen uns jedoch noch keine Informationen vor", sagte Wellhäuser. Das Gebäude wird von dem Projektentwickler Gazeley gebaut. „Die Mietverträge sind aber offenbar noch nicht unter Dach und Fach", meinte Wellhäuser. Trotzdem erwarte man, dass Amazon den Zeitplan einhalte. „Die Witterung war bislang perfekt für Bauvorhaben." Nach Informationen dieser Zeitung soll das 113.793 Quadratmeter große und 18 bis 20 Meter hohe Logistikzentrum Weihnachten 2019 fertig sein.

Bewerbungsphase soll Mitte 2019 starten

„Wir erwarten, dass die Bewerbungsphase Mitte 2019 nächsten Jahres startet – ausschließlich online, schriftliche Bewerbungen wurden auch an anderen Standorten nicht akzeptiert", so Wellhäuser. Was die Qualität und Bezahlung der Arbeitsplätze angeht, ist der Abteilungsleiter wenig optimistisch: „Amazon ist nicht tarifgebunden, jeder weiß, wie es dort zugeht." Der Einstiegslohn liege bei 11,05 Euro pro Stunde, die Mitarbeiter müssten Waren mit einem Gewicht bis 15 Kilo tragen und viele Stunden auf den Beinen sein.

Auch die genaue Zahl der zu erwartenden Arbeitsplätze wird laut Wellhäuser bislang nur kolportiert: „1.500 bis 2000. Das halte ich nicht für unwahrscheinlich." Trotz aller Bedenken sieht man beim Jobcenter offenbar auch große Chancen: „Wir warten darauf, dass Amazon auf den Knopf drückt und werden dann bereit stehen." Auch im nur eine knappe Stunde von Gütersloh entfernten Werne hatte man zunächst auf positive Beschäftigungseffekte gehofft. Schließlich stelle Amazon „auch Menschen ein, die nicht die ideale Berufs-Biografie haben", sagte der Vize-Landrat dort zur Eröffnung. Wie die Ruhr Nachrichten berichteten, stammen von den 1.500 Mitarbeitern jedoch nur 133 direkt aus Werne.