Gütersloh

Vorhang auf: So ist das diesjährige GOP-Winter-Varieté in Gütersloh

Bei der Premieren-Gala des Winter-Wunder-Varietés erlebten über 300 Gäste Magie, Humor und zirzensischer Virtuosität. Eine Künstlerin hatte es dem Publikum besonders angetan

Die Spezialistin für Luftringe und Hula Hoop Tanz – die 29-jährige Vivian Spiral aus den USA. | © Jens Dünhölter

02.12.2018 | 02.12.2018, 09:00
Als Jongleur kennt der 33-jährige Franzose Florent Lestage die Straßen genau so gut wie die Bühnen in Las Vegas. Seit Donnerstag Abend steht er im Autohaus Markötter auf der Bühne. - © Jens Dünhölter
Als Jongleur kennt der 33-jährige Franzose Florent Lestage die Straßen genau so gut wie die Bühnen in Las Vegas. Seit Donnerstag Abend steht er im Autohaus Markötter auf der Bühne. | © Jens Dünhölter

Gütersloh. Zum Jahreswechsel legt Ralf Markötter mit den jeweiligen Protagonisten des Winter-Wunder-Varietés nach Beendigung der Silvestershow traditionell eine heiße Sohle aufs Parkett des zum hochmodernen Theater umfunktionierten Autohauses. Ehe in vier Wochen mit dem großen Countdown das Jahr 2019 begrüßt wird, kamen jetzt exakt 346 geladene Ehrengäste im Rahmen der Premieren-Gala in den Genuss der mittlerweile neunten „Winter-Wunder-Varieté"-Produktion" mit dem Titel „La Luna".

Nach der extrem schnellen, modernen, energiegeladenen, futuristischen Trommelwand-Aufführung „Impulse" aus der vergangenen Spielzeit drehten die Macher des G.O.P-Varietés aus Bad Oeynhausen die Zeiger nun wieder zurück zu einem Augenschmaus, geprägt von Virtuosität, Romantik, Magie, Poesie, zerbrechlichen Augenblicken, extrem viel herzerfrischendem Humor, jeder Menge bester zirzensischer Unterhaltung und traumhaften Varieté-Momenten.

Zirkus steht im Mittelpunkt

Ähnlich wie in der 2016/2017er Show „Karussell" steht der Zirkus im Mittelpunkt der etwas mehr als zweistündigen Inszenierung. Die Rekordzahl von gleich elf Künstlern erzählt unter der Regie von Sabine Rieck die Geschichte einer Zirkusfamilie aus der Epoche um die Jahrhundertwende. Im Stile großartiger Artistenfilme wie „La Strada", „Trapez" oder „Wasser für die Elefanten" geht es laut dem Künstlerischen Leiter Werner Buss „um das Lebensgefühl, Liebe, Leidenschaft, Wut; um Kindheitsträume auch abseits der Manege, hinter den Kulissen". Die erzählte Geschichte des fahrenden Volkes beginnt dementsprechend direkt nach dem Aufstehen am Morgen mit Anziehen, Kaffee kochen, Liebe, Flirtereien, Tanz, Lachen, Spaß, schlechter Laune, Witzeleien und natürlich den Proben am Vormittag.

Die Virtuosin am Cry (einem halben Rhönrad), am Seil und am Saxophon – Ariadna Gelabert Corminas . Die 44-jährige Spanierin lebt in Frankreich. - © Jens Dünhölter
Die Virtuosin am Cry (einem halben Rhönrad), am Seil und am Saxophon – Ariadna Gelabert Corminas . Die 44-jährige Spanierin lebt in Frankreich. | © Jens Dünhölter

Mit ihren großartigen, immer wieder neuen, immer wieder überraschenden, innovativen Darbietungen erobern Marianna de Sanctis mit ihrer mitreißenden Hula-Hoop-Komik, Florent Lestage mit einer völlig anderen Jonglage-Interpretation oder der futuristische Drahtseiltänzer Francois Bouvier die Herzen der Zuschauer. Ein klein wenig in der Gunst über den anderen schwebte die bereits 50-jährige Amelie Demay. Lange Zeit die lustige, naive, gütmütige Seele des herrischen Zirkusdirektors zeigte die kleine Französin mit dem großen Herz in einer leidenschaftlichen Partnerakrobatik zu leidenschaftlichen Tangoklängen, warum sie gemeinsam mit ihrem Mann, dem 54-Jährigen Portugiesen Michele Chen, fast alle großen Preise der Welt abgeräumt hatte.

Schwarzlicht-Hula-Hoop-Show

Der Portugiese Michele Chen und seine Partnerin Amelie Demay aus Frankreich. - © Jens Dünhölter
Der Portugiese Michele Chen und seine Partnerin Amelie Demay aus Frankreich. | © Jens Dünhölter

Die poetische Erzählung setzt sich im zweiten Teil mit dem Geschehen in der Manege fort. Gemäß der Ausgangsbasis des Zirkuslebens um 1900 durften klassische Elemente nicht fehlen. Dazu zählen der Auftritt der erst 18-Jährigen Knochenverbiegerin Anastasia Shymanska, Maxim Kriger auf dem mehrteiligen Rola-Rola, Ariadna Gilabert Corominas mit Seiltanz (im ersten Teil im Cyr) oder eine Schwarzlicht- Hula-Hoop-Show der bereits vor der Pause an den Luftringen brillierenden Vivian Spiral.

Nachdem sie die Protagonisten nach zwei mitreißenden Stunden mit stehenden Ovationen in den Feierabend verabschiedet hatten, war das Gros der Besucher voll des Lobes. Stellvertretend für viele andere urteilte eine sichtlich begeisterte Zuschauerin auf dem Heimweg: „Das Zusehen hat total viel Spaß gemacht. Vielen Darbietungen, die man meinte, bereits zu kennen, wurden durch die andere Erzählweise völlig neues Leben eingehaucht. Das war eine richtig tolle Show".

Noch bis zum 13. Januar 2019

Am Rande des Abends wurde auch schon das Motto für die zehnte Spielzeit bekannt. Ab dem 28. November 2019 verwandelt sich ein Campingplatz auf der Bühne der „Varieté-Kultur-Hauptstadt" (Ralf Markötter) bei der Jubiläumsproduktion in einen Konventionen sowie Statusdenken sprengenden Spielplatz für wagemutige Artisten. Doch zunächst verführt noch „La Luna" bis zum 13. Januar 2019 zum Träumen, Staunen und Genießen.