Gütersloh

Das ist der erste Gütersloher Krimi - geschrieben von einem Polizisten

Polizist Jan Bobe legt mit "Nur ein Schubs" seinen ersten Roman vor

"Skurrile Vorkommnisse": Begebenheiten aus seinem Alltag hat Hauptkommissar Jan Bobe in seinem Buch festgehalten. | © Detlef Guethenke

22.10.2018 | 22.10.2018, 10:12
Verleger: Der Gütersloher Satiriker Matthias Borner. - © Matthias Borner
Verleger: Der Gütersloher Satiriker Matthias Borner. | © Matthias Borner

Gütersloh. Die erste Leiche liegt in der Dalke. Und bald sterben noch mehr Menschen aus der örtlichen Trinkerszene eines nicht ganz geklärten Todes. Alles Unfälle? Damit will sich Dierk-Helge Reuter-Ritterling nicht abfinden. Jan Bobe schickt den Kriminalkommissar, maßgeblich unterstützt durch Streifenpolizist Günter "Henry" Lütkehennerich und Kollegen, mitten in der Dalkestadt auf Spurensuche und legt damit seinen ersten Roman vor. "Nur ein Schubs" lautet der Titel des Buchs aus dem Spezialgebiet "Gütersloh-Krimi".

In beiden Bereichen kennt der Autor sich bestens aus. Jan Bobe ist hier geboren, seit 40 Jahren im Polizeidienst und dies auch noch überwiegend in seiner Heimatstadt. Aktuell leitet er als Erster Polizeihauptkommissar die Polizeiwache in Halle. Und seit je sei er eine Leseratte, erzählt er, wie er zum Schreiben jenseits des Strafanzeigensektors kam. Ging im Urlaub der Lesestoff aus, verfasste er schon mal selbst etwas.

So entwickelte sich die Passion. Die Anfänge des Romans liegen rund zehn Jahre zurück. Denn eine einzelne Szene zu schreiben, sei "eine Sache, ein ganzes Buch aber eine ganz andere". Als einen Vorteil sah es der Autor allerdings, dass er sich als Einheimischer die lokale Recherche für einen GT-Krimi weitgehend ersparen könne und überdies "sein Metier" reichlich Stoff liefere.

Autor verbindet ernste Themen und heitere Szenen

Spannend, aber auch witzig, eben rundum unterhaltsam sollte die Geschichte sein, in der Streifenpolizist Lütkehennerich (der in einem Wohnmobil haust, seitdem er er zuhause rausgeflogen ist) und sein Ziehsohn Ulf Haferkamp herausgehoben agieren. Denn Bobe will die Arbeit der Schutzpolizei mehr "ins Licht rücken", als dies in der Kriminalliteratur häufig der Fall sei.

Tatsächlich nämlich seien die Kriminalisten, die etwa im Fernsehen immer gerade ihr Büro verlassen, oft mit Papierkrieg im Büro beschäftigt, während die Streifen-Kollegen sich draußen und an Tatorten "die Nächte um die Ohren hauen". Zwielichtige Rollen spielen Konny Gerke, der "Pennerkönig vom HVP", und Bauunternehmer Sandmann.

"Das ist bunt gemischt", sucht der Autor ernste Themen und heitere Szenen zu verbinden, die, kurz nach der Weltfinanzkrise, teils auch in Spanien oder Griechenland spielen. Er selbst liest gerne die Krimi-Komödien von Rita Falk oder schaut den Münster-"Tatort". Jan Bobe lässt sich durch reale Fälle anregen, verändert jedoch Ort, Zeit und Personen. Manchem, der sich wieder erkennen könnte, hat er sogar die betreffende Passage vorgelegt und genehmigen lassen. Natürlich müsse er mit dienstlichem Insiderwissen verantwortungsvoll umgehen.

Die "polizeiliche Subkultur" hat auch Matthias Borner überzeugt

Gleichwohl habe er viele skurrile Vorkommnisse aus dem Polizeialltag verwendet, die man sich wohl kaum vorstellen könne, so der 59-Jährige. Die Betrachtung der "polizeilichen Subkultur" findet denn auch Matthias Borner interessant. Der als Satiriker und Sprachpfleger ostwestfälischer Mundarten bekannte Autor und Verleger war sofort eingenommen von dem Manuskript und verlegt es als ersten nicht selbst verfassten Titel in seinem Vox Rindvieh Verlag. Dass andere Verlage es abgelehnt hätten, liege allein an der für das Genre ungewöhnlichen Länge von zunächst um 550 Seiten, die Bobe auf 400 verkürzt hat. Borner spürte auch gleich die eindeutige städtische Identität. Da würden nicht mal nur eben ein paar Straßennamen erwähnt. Und auch des Verlegers Spezialinteresse am Gütersloherisch kommt offenbar zur Geltung. Einige redeten "richtig schweren Gütersloher Slang", sagt Bobe.

So war für Matthias Borner klar: "Es darf nicht sein, dass es dieses Buch nicht gibt." Und nun gibt es "Nur ein Schubs", an dem der Fotograf Detlef Güthenke und der Grafik-Designer Eckard Kleßmann in bewährter Manier gestalterisch mitwirkten. Der Verleger wollte die ersten Exemplare bis Samstag übrigens eigenhändig an den heimischen Buchhandel ausliefern. Und zwei Lesungen sind auch schon organisiert. Dann will Jan Bobe auch über den Roman hinaus von seinen Erfahrungen im Polizeidienst erzählen.

  • Jan Bobe: Nur ein Schubs. Ein Gütersloh-Krimi. 400 Seiten. Vox Rindvieh, Verlag M. Borner. Gütersloh 2018. 14,99 Euro.
  • Lesungen: 26. Oktober, 19.30 Uhr im Parkbad, 15. November, 19.15 Uhr in der Mayerschen Buchhandlung.