Neue Trinkwasser-Leitung stößt auf Kritik

Gütersloh. Über 15.000 private Hausbrunnen sind im Kreis Gütersloh in Betrieb, so viele wie in keinem anderen Landkreis und keiner anderen Stadt in NRW. Das heißt freilich nicht, dass diese Art Versorgung bei allen betroffenen Haushalten für ein gutes Gefühl sorgt. Mitunter wird der Ruf nach einem Anschluss ans öffentliche Trinkwassernetz laut. Denn das liefert stets und zuverlässig ein lückenlos kontrolliertes Lebensmittel. Auch in Niehorst ist dieser Wunsch jetzt wieder zu vernehmen. Grund sind Arbeiten des Wasserbeschaffungsverbands Isselhorst (WBI). Der als Genossenschaft geführte Betrieb, der vom Wasserwerk am Haverkamp im Dorf 1.395 Haushalte mit Wasser versorgt, verlegt derzeit neue Leitungen in Richtung Westen über die Holler Straße hinweg – ein Novum. Das Verler Spezialunternehmen Horsthemke erledigt das unter der Oberfläche in sogenannter Horizontalbohrtechnik. Letztlich sollen so ein halbes Dutzend neuer Abnehmer, im wesentlichen Höfe am Rand von Niehorst, ans Netz des WBI angeschlossen werden. Laut Firmenchef Rudolf Spörel könnten später noch einige weitere hinzukommen. "Die großte Mehrheit ist nicht mal gefragt worden" Darüber, dass jedoch für weite Teile der Pivitsheide und des Hovestrangs keine Anschlussmöglichkeit besteht, äußert sich mancher Bewohner enttäuscht. &bdquo;Die große Mehrheit ist nicht mal gefragt worden", schreibt ein Anwohner, der lieber anonym bleiben möchte. Er vermute, dass viele weitere Haushalte mitgemacht hätten. Besonders groß ist das Interesse am Üssenpohl. Dort befindet sich eine ehemalige Deponie. Laut Kreisverwaltung wurde das Areal in den 1970er Jahren mit Boden und Bauschutt, Haus-, Gewerbe und Industriemüll sowie mit Klärschlamm verfüllt. Wegen Verunreinigungen im Brunnenwasser kam es Mitte der 1980er Jahre quasi zum Notstand. Zwei Jahre lang, so berichtet ein Anwohner, habe die Feuerwehr die Menschen in Niehorst mit Wasser aus Kanistern versorgt. Notversorgung nicht notwendig Beim Kreis Gütersloh hieß es hinterher, diese Notversorgung sei nicht notwendig gewesen. Auch seien die erhöhten Werte nicht auf die Altablagerung am Üssenpohl zurückzuführen, sondern gingen eher auf landwirtschaftliche Einflüsse zurück. Dennoch wurde – wie dem NW-Archiv zu entnehmen ist – damals in politischen Gremien sowie in einer SPD-Bürgerversammlung der Anschluss von Niehorst ans öffentliche Trinkwassernetz debattiert. Baukosten zwischen 800.000 und 1,5 Millionen D-Mark schreckten allerdings ab. Auf die Anlieger wären hohe Anschlussgebühren bis zu 20.000 Mark zugekommen. "Der Bürgermeister hat sich auch an uns gewandt" Aber warum baut der WBI ausgerechnet jetzt eine neue Leitung gen Niehorst? &bdquo;Schon seit Jahren bitten uns die Leute, tätig zu werden, Der Bürgermeister hat sich auch an uns gewandt", berichtet WBI-Verbandsvorsteher Friedrich Landwehr. Unter der Bedingung, dass sich mehr als nur zwei oder drei Haushalte anschließen lassen, habe es einen Beschluss des Vorstandes zum Bau der rund 700 Meter langen Leitung gegeben. Weitere Voraussetzung sei die finanzielle Beteiligung der Betroffenen gewesen. Sie müssen gemeinsam 30 Prozent der 45.000 Euro teuren Investition übernehmen. Noch weitere Teile von Niehorst zu erschließen, kommt laut Landwehr für den WBI nicht in Frage. Wenn am Ende der Leitung kaum noch Abnehmer seien, komme es zu hygienischen Problemen. &bdquo;Wasser muss nun mal fließen. Auch für uns gelten physikalische Grenzen", sagte der Verbandsvorsteher. &bdquo;Wir gehen bereits an die äußersten Grenzen des Möglichen." Abteilung Gesundheit beobachtet Schwankungen Dass die Stadtwerke Gütersloh (SWG), die im Kern von Niehorst 111 Häuser mit Wasser versorgen, neue Leitungen bauen, steht nicht zur Debatte. &bdquo;Die Entfernung vom aktuell vom WBI erschlossenen Bereich zum Leitungsnetz der SWG ist zu groß", teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit. Zur aktuellen Qualität des Brunnenwassers in Niehorst hieß es beim Kreis Gütersloh, der regelmäßig Pegeluntersuchungen des Grundwassers vornimmt: &bdquo;Die Abteilung Gesundheit beobachtet einzelne Schwankungen bei den Befunden einzelner Brunnen." Derzeit sei aber nicht abschließend geklärt, inwieweit diese ursächlich in Zusammenhang mit der Deponie am Üssenpohl gebracht werden könnten.

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