Gütersloh

Flüchtlingsheim: Stadt soll schon lange von Missständen gewusst haben

Arbeitskreis Asyl hält der Verwaltung im Bezug auf das Flüchtlingswohnheim am Fuchsweg Untätigkeit vor

Das Flüchtlingswohnheim am Fuchsweg. | © Andreas Frücht

27.08.2018 | 27.08.2018, 13:25
Barbara Brinkmann, Vorsitzende des Arbeitskreises Asyl. - © Anja Hustert
Barbara Brinkmann, Vorsitzende des Arbeitskreises Asyl. | © Anja Hustert

Gütersloh. Der Arbeitskreis (AK) Asyl der evangelischen Kirchengemeinde Gütersloh hat die Situation in der Flüchtlingsunterkunft am Fuchsweg als „unhaltbar" bezeichnet. Schon seit mehr als eineinhalb Jahren weise man die Verantwortlichen in der Stadtverwaltung darauf hin.

„Niemand, der die Situation dort näher kennt, ist von der jüngsten Entwicklung überrascht", schreibt Barbara Brinkmann, Leiterin des Arbeitskreises. Sie bezog sich damit auf die behördliche Angabe, wonach die Polizei von Juli 2017 bis August 2018 zu 154 Einsätzen am Fuchsweg ausgerückt ist.

"Eigentlich darf sich niemand wundern, was dort passiert"

„Wenn 18 mehr oder weniger junge Männer, deren Asylantrag größtenteils abgelehnt worden ist, die nicht arbeiten und keine Sprachkurse besuchen dürfen, zum Teil mit traumatisierenden Fluchterfahrungen belastet sind, keine Bleibechancen haben und andererseits, aus irgendwelchen Gründen auch immer, nicht in ihr Heimatland rücküberführt werden können, in einer sehr abgelegenen Unterkunft konzentriert untergebracht sind, darf sich eigentlich niemand wundern, was jetzt dort passiert", so Brinkmann in ihrer Stellungnahme.

Seit langem fordere der AK Asyl von der Stadt ein Unterbringungskonzept für Geflüchtete. Es habe in den vergangenen eineinhalb Jahren etliche Treffen zwischen dem AK Asyl und der Stadtverwaltung gegeben, zum Teil mit weiteren in der Flüchtlingsarbeit engagierten Personen und Institutionen.

"Stadtverwaltung war der Ansicht, sie habe alles im Griff"

Das letzte Treffen, in dem man auf die sich zuspitzende Situation hingewiesen habe, sei noch diesen Monat gewesen. „Die Stadtverwaltung war hingegen der Ansicht, sie habe alles im Griff."

Mit der stark gestiegenen Zahl von abschlägig beschiedenen Asylverfahren, entsprechenden Arbeitsverboten und sogenannten Abschiebungshindernissen werde die Zahl der gestrandeten Menschen wachsen, „die nicht wissen, wie ihr weiteres Schicksal aussehen wird, und sich in einer Art Niemandsland-Zustand befinden, unter beständiger Ungewissheit leben", so Brinkmann.

Kaum jemand könne sich vorstellen, was diese Situation psychisch anrichte. „Warum kann man den Menschen keine Angebote machen, die zumindest ihre Wartezeit sinnvoll ausfüllen würden? Auch wenn sie am Ende nicht bleiben können: Sprachkurse oder einfache Arbeitsangebote statt sinnlosem Zeittotschlagen wäre eine Lösung, um Frustration und Aggression vorzubeugen."