
Gütersloh. 30.000 Euro - so viel kostet der diesjährige Abiball des Evangelisch Stiftischen Gymnasiums (ESG) circa. Bei anderen Schulen deutschlandweit sieht das nicht anders aus. Doch wie kommen derart hohe Summen zustande und ist der Preis gerechtfertigt?
Der Stufensprecher des ESG, Maik Hönsch, erklärt: "Alleine die Miete für die Stadthalle kostet 11.000 Euro, für das Essen kommen noch 18.000 Euro hinzu." Weitere Ausgaben für den DJ, die GEMA-Gebühren und ein Feuerwerk treiben den Endbetrag noch weiter in die Höhe.
Um diese Kosten decken zu können, sammelt der Abi-Jahrgang mit etwa 100 Schülern seit zwei Jahren Geld. "Vor allem bei Gebäckverkäufen und Partys konnten wir viel Geld einbringen. Außerdem hat unsere Stufe bei einem Gewinnspiel gewonnen und dadurch noch mehr Geld einbringen können", erklärt Maik Hönsch weiter. Des weiteren bezahlte jeder Schüler der Stufe in Ratenbeiträgen über zwei Jahre insgesamt etwa 100 Euro. Die restlichen Kosten werden durch den Preis der Eintrittskarten gedeckt. Dieser liegt in diesem Jahr bei 40 Euro. Bei einer Familie etwa mit zwei Geschwistern und vielleicht noch dem Freund kommt man so auf einen Endbetrag von 240 Euro für einen Abend. Maik Hönsch hofft, die enorme Summe für den Ball auf diese Weise ohne Minus abdecken zu können.
"Für Kleid, Schuhe, Tasche, Schmuck, Haare und Make-up bezahlt man gut 500 Euro."
Neben diesen grundlegenden Kosten kommen jedoch noch weitere hinzu. Eine Schülerin des ESG, die lieber anonym bleiben möchte, sagt: "Für Kleid, Schuhe, Tasche, Schmuck, Haare und Make-up bezahlt man gut 500 Euro." Maik Hönsch bestätigt das. Auch er habe etwa 500 Euro für sein Gesamtoutfit bezahlt.
"Es gibt auch manche, die überhaupt nicht so viel bezahlen", erklärt die Schülerin, "aber ich finde es nicht schlimm, so viel Geld dafür auszugeben. Es ist ein besonderer Abend, an dem man gerne sehr schick sein kann, anders als sonst in der Schule. Da gebe ich gerne mal etwas mehr Geld aus. Ich habe das Glück, dass meine Eltern etwas dazu beisteuern, damit ich nicht alles selbst bezahlen muss."
Yvonne Bansmann, Lehrerin am Gymnasium, kennt das Prozedere: "Die Abibälle werden immer glamouröser, immer teurer." Ihrer Meinung nach sei es jedoch wichtiger, einen Abiball mit einer pfiffigen Idee zu gestalten. Teure Festlichkeiten seien unwichtig. "Vor Jahren haben die Schüler ein witziges Lehrerinterview gedreht und auf dem Ball gezeigt. Das war eine kreative Idee und viel besser als etwa ein teures Feuerwerk." Sie schätze es schwierig ein, neben dem ganzen Abistress noch so viel Geld beschaffen zu müssen. Einfacher sei es also, die Kosten gering zu halten und den Abend mit kreativen Einfällen interessant zu gestalten.
Abiturienten messen sich mit vorangegangen Bällen
Der Stufensprecher Maik Hönsch begründet die steigende Tendenz zu teuren Abibällen damit, dass viel Druck auf dem Abend liegt. "Man will, dass er mindestens so gut wird wie der im vorigen Jahr." Da man sich an den vorangegangenen Bällen orientiere, sei der Wille für Neues eher gering. Dadurch wird es oft teuer.
Dieser Preis sei jedoch nicht gerechtfertigt, da sind sich die anonyme Schülerin und Maik einig. Der Ball würde zu sehr ins Extrem gezogen und sei zusätzlich nicht für alle Familien leistbar.
Für die zukünftigen Abibälle wünscht sich die Schülerin also: "Man könnte viele Kosten sparen, indem man sich nach Alternativen umsieht." Statt in der teuren Stadthalle könne man eine günstigere Location suchen, und statt eines teuren Caterings könne jeder Schüler eigenes Essen mitnehmen und ein großes Buffet ermöglichen. Damit seien die größten Kostenfaktoren gesenkt. Der Stufensprecher stimmt ihr zu: "Ich bin definitiv für einen Traditionsbruch. Man soll keine Scheuklappen tragen und blind alten Traditionen folgen, sondern offen für Neues sein."
Am morgigen Freitag aber werden die Abiturienten des ESG ab 18 Uhr erstmal kräftig feiern. Der Bruch mit Traditionen bleibt möglicherweise eine Aufgabe für die Abiturienten 2019.