Gütersloh

Einzelhändler erleiden Schaden in Millionenhöhe durch Ladendiebe

Die meisten Ladendiebstähle werden nicht aufgeklärt, die wenigsten Täter erwischt. Den Schaden haben am Ende aber nicht nur die Einzelhändler

Festnahme: Im August zog die Polizei drei Ladendiebe nach einer Tat in der Innenstadt aus dem Verkehr. | © Patrick Menzel

Benedikt Schülter
26.05.2018 | 26.05.2018, 07:00

Gütersloh. Die osteuropäische Bande, das 14-jährige Schulmädchen oder die 72-jährige Rentnerin. Ladendiebe haben die unterschiedlichsten Hintergründe, verursachen aber ökonomischen Schaden. Laut Gütersloher Polizeistatistik wurden im vergangenen Jahr 1.359 Ladendiebstähle aufgeklärt. Doch die Dunkelziffer ist enorm hoch.

Gütersloher Einzelhändler mussten 2017 um die vier Millionen Euro durch Diebstähle abschreiben. Das schätzt Jörg Beyer vom Handelsverband Ostwestfalen-Lippe. Tendenziell gehe die Zahl der Diebstähle aber bundesweit zurück, weil die Geschäfte immer mehr aufrüsten würden, um sich gegen Kriminelle zu schützen.

Viele Delikte bleiben unentdeckt

Händler: Rainer Schorcht vom Einzelhandelsverband. - © Schorscht
Händler: Rainer Schorcht vom Einzelhandelsverband. | © Schorscht

Trotzdem blieben 98 Prozent der Delikte unentdeckt und fielen dann erst bei der jährlichen Bestandsaufnahme auf. "Inventurdifferenzen" nennen die Händler das. Die Mehrkosten für mehr Ladensicherheit werden an den Kunden weitergegeben, sagt Beyer. "Am Ende des Tages muss der Kunde mitbezahlen", sagt er. Neben sicherheitstechnischen Maßnahmen müssten die Mitarbeiter geschult werden. Ihm sei auch klar, dass man Diebstahl nicht verhindern könne. Die Mitglieder seines Verbandes würden sich aber "deutlich mehr Polizeipräsenz" wünschen, sagt er. Polizisten im Stadtbild würden Täter abschrecken.

Das sieht Rainer Schorcht, der Chef des Gütersloher Einzelhandelsverbands, nicht so. Er findet, dass die Zusammenarbeit zwischen den Innenstadthändlern und der City-Wache der Polizei "exzellent" sei. Polizeipräsenz sei zwar wichtig, aber es müsse ja nicht an jeder Ecke ein Beamter stehen. Gegen Diebe schützt sich der Fotohändler, in dem er die teuren Geräte in einer Glasvitrine lagert. In seinem Geschäft habe er weniger Probleme mit Ladendieben als die Kollegen beispielsweise in den Drogeriemärkten. Aber auch Baumärkte hätten mit den Langfingern zu kämpfen. "Die haben einfach eine größere Fläche. Das verleitet Diebe eher dazu, etwas mitzunehmen", vermutet Schorcht. Die Kriminellen würden sich dort unbeobachteter fühlen.

Fokus liege auf mobilen Endgeräten

Wie generell im Handel, beobachte man seit einigen Jahren eine Zunahme von Diebstählen bandenmäßig organisierter Täter; der Fokus liege dabei auf mobilen Endgeräten, sagt Ralph Wiesel, der Geschäftsführer des Media Marktes in Gütersloh. Kleinere Delikte seien hingegen eher rückläufig. "Zur Sicherung der Ware bei uns im Markt ergreifen wir umfangreiche Maßnahmen - sichtbar wie beispielsweise durch sogenannte "Alarm Spider", aber auch durch unsichtbare Diebstahlsicherungen", sagt Wiesel. Zugleich setze sein Laden entsprechend geschultes Sicherheitspersonal im Markt ein. Insgesamt investieren, laut dem Handelsverband Deutschland (HDE) die Händler rund 1,3 Milliarden Euro in Sicherheitsvorkehrungen. Der Verband fordert mit seiner Initiative "STOP Ladendiebstahl" eine konsequentere Verfolgung und Ahndung der Diebstahlsdelikte. Derzeit würden, laut HDE, zu häufig Strafverfahren eingestellt. In der Folge führe das zu erheblicher Frustration bei den Händlern. Die Politik müsse daher unter anderem die personelle und materielle Ausstattung der Sicherheits- und Justizbehörden verbessern, den Strafrahmen erweitern und die Spielräume der Justiz für Verfahrenseinstellungen verringern.

Das sieht Moritz Kutkuhn von der Bielefelder Staatsanwaltschaft anders. Man schaue sich dort immer erst den Einzelfall an. Wenn jemand beispielsweise aus Verzweiflung oder Hunger stehlen würde, mache das einen Unterschied. Ab wann es bei einem Ersttäter zur Einstellung komme, entscheide man von Fall zu Fall. Außerdem würde seine Behörde bei Wiederholungstätern Anklage erheben oder einen Strafbefehl beantragen.

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Wo in der vergangenen Woche im Kreis Gütersloh eingebrochen worden ist