Dank einer Induktionsschleife können in dieser Kirche alle den Pfarrer hören!

Gütersloh. Ein Gottesdienst kann für Menschen mit Hörproblemen zur echten Herausforderung werden – selbst, wenn sie ein Hörgerät tragen. Was hat der Pfarrer gerade gesagt? Welches Lied wird als Nächstes gesungen? Damit auch schwerhörige Menschen den Worten des Geistlichen folgen können, werden mittlerweile immer öfter sogenannte Induktionsschleifen in Kirchen verlegt. Auch die Gotteshäuser in Gütersloh sind gut ausgestattet. Eine induktive Höranlage besteht aus einer Ringschleife und einem Verstärker. Die Schleife ist ein langes Kabel, das ein magnetisches Feld erzeugt – überall da, wo das Kabel verlegt wird. Das Audiosignal vom Mikrofon des Pfarrers wird mit Hilfe des Verstärkers in die Ringschleife gesendet. Dort wird es quasi in elektromagnetische Signale umgewandelt, die von einem Hörgerät empfangen werden können. Das funktioniert aber nur unter einer Voraussetzung: &bdquo;Im Hörgerät muss eine T-Spule eingebaut sein, und der Träger muss diese Spule vor Beginn des Gottesdienstes einschalten", erklärt Vera Maaß. Sie ist Pfarrerin und Beauftragte für Gehörlosenseelsorge im evangelischen Kirchenkreis Bielefeld, setzt sich aber auch über Bielefeld hinaus für Schwerhörige und Gehörlose ein. Eine T-Spule ist ein &bdquo;kleines Stück Metall, das ganz eng mit Kupfer umwickelt ist", erklärt Maaß weiter. Sobald die Anlage in der Kirche und die T-Spule im Ohr eingeschaltet seien, könnten Schwerhörige den Pfarrer besser verstehen. Die Martin-Luther-Kirche an der Berliner Straße hat seit einigen Jahren eine Induktionsschleife. Sobald Küsterin Adelheid Kardauke die Technikanlage im Kirchenschiff anschaltet, wird auch die Induktionsanlage aktiviert, da beides miteinander verbunden ist. Im Gespräch mit der Küsterin lässt sich Pfarrerin Vera Maaß erläutern, wie die Anlage in der Gütersloher Kirche angenommen wird. Als sie mit ihrem Rollstuhl in das Kirchenschiff gerollt kommt, guckt sie sich allerdings erst mal suchend um. &bdquo;Wo ist denn das Informationsschild für die Induktionsanlage?", fragt sie und guckt Kaurdauke irritiert an. Die Küsterin zeigt prompt auf einen der Steinbalken am Anfang der Kirchenbank-Reihen. Vera Maaß streckt sich. &bdquo;Oh. Das ist aber hoch. Und tatsächlich auch sehr leicht zu übersehen. Das würde ich mir wirklich größer wünschen", sagt sie. Wer näher an das Schild herangeht, wird darüber informiert, dass im rechten Teil des Kirchenschiffs die Induktionsanlage verbaut worden ist. Deshalb werden Besucher mit Hörgeräten gebeten, auf der rechten Seite Platz zu nehmen. Bislang werde das Angebot nur selten angenommen – so nimmt es zumindest Küsterin Kardauke wahr. &bdquo;Oft merken wir es ja aber auch nicht. Nur gefragt werde ich wirklich ziemlich selten." Als Vera Maaß das hört, nickt sie mit dem Kopf. Das Problem kennt sie. &bdquo;Viele Schwerhörige möchten nicht sagen, dass sie kaum noch etwas hören. Dann müssten sie sich ihre Beeinträchtigung ja eingestehen, und das fällt vielen enorm schwer." Dazu komme, dass gar nicht jeder Schwerhörige eine T-Spule in seinem Hörgerät eingebaut habe. In ihrem Umfeld habe Maaß selbst erlebt, dass viele Akustiker schwerhörige Kunden gar nicht explizit auf eine T-Spule aufmerksam machen. Denn: Nicht in jedem Hörgerät ist automatisch eine T-Spule integriert. In vielen modernen Geräten ist die Spule verbaut, in den meisten anderen kann sie auf Wunsch eingebaut werden. &bdquo;Ich habe schon mitbekommen, dass Hörakustiker gesagt haben, auf die T-Spule könne man getrost verzichten. Nein, das sollte man aber nicht." Den entscheidenden Vorteil von Induktionsschleifen sieht Maaß übrigens ganz klar im Preis. Zwischen 2.000 und 2.500 Euro koste die Verlegung einer solchen Anlage. Alternativ gibt es auch noch die Möglichkeit, FM-Anlagen anzuschaffen. Das sind kleine drahtlose Signalübertragungs-Anlagen, die mit frequenzmodulierten Funksignalen arbeiten. &bdquo;Die Anschaffung solcher Anlagen ist weitaus teurer. Weil jeder Schwerhörige ein eigenes Gerät braucht, also müsste man gleich ein ganzes Set anschaffen." Egal, für welche Anlage sich Kirchen entscheiden würden: &bdquo;Hauptsache sie kümmern sich", sagt Maaß. Denn in Kirchen sei die Akustik ohnehin problematisch, wenn es aufgrund der Größe anfange zu hallen. &bdquo;Ich würde mich als guthörend bezeichnen. Aber auch für mich wird es manchmal schwierig. Wie muss es dann für Schwerhörige sein?"

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