Klinikum Gütersloh strukturiert Chirurgie neu

Gütersloh. Das Klinikum Gütersloh strukturiert weite Teile seiner Chirurgie um. Nach Angaben von Geschäftsführerin Maud Beste sei zum 1. März 2018 "eine völlige Neuaufstellung einer Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Orthopädie, Plastische- und Handchirurgie geplant. Sie umfasse insgesamt 80 Betten mit rund 3.000 Patienten. Chefärztlich geführt werde sie von Dr. Philipp Bula, einem zur Zeit noch in Dresden tätigen Experten.Die Umstrukturierung biete sich durch das Ausscheiden zweier Chefärzte an, so Beste. So werden Dr. Bernd Ruhnke und Dr. Hans-Ulrich Schröder zum 28. Februar altersbedingt ausscheiden. Ruhnke ist Chefarzt der Klinik für Plastische-, Ästhetische- und Handchirurgie, Schröder Chefarzt der erst im Mai diesen Jahres zusammengeführten Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie.Das Klinikum spart durch die Neuordnung zum 1. März eine Chefarzt-Stelle ein. Die einzelnen Kliniken unter der Leitung von Philipp Bula werden laut Maud Beste dann in einer Sektionsstruktur geführt. Schon das Zusammenlegen der orthopädischen und der Unfallchirurgie im Mai sei wirtschaftlich sinnvoll gewesen, "um einen effizienten Personaleinsatz vor allem im Ärztlichen Dienst zu gewährleisten". Es gehe darum, Kompetenzen zu bündeln und Synergien nutzen, die auch den Patienten zugute kommen. Philipp Bula sei ein exzellenter Fachmann, den man nur dank der künftigen Struktur für Gütersloh habe gewinnen können.Unterdessen hat sich Bernd Ruhnke bereits gestern im Kreis der Chefärzte verabschiedet. Vor 20 Jahren nach Gütersloh gekommen, hat er der Klinik für Plastische- Ästhetische und Handchirurgie zu großer, auch überregionaler Bedeutung verholfen.Ruhnke hatte mit der Geschäftsleitung eine vorzeitige Vertragsauflösung vereinbart. Obwohl bereits 64 Jahre alt, hätte er den Regelungen der hiesigen Ärztekammer entsprechend, noch bis Anfang 2019 arbeiten können. Er wolle den geplanten strukturellen Veränderungen jedoch nicht im Weg stehen, sagte Ruhnke gestern.Der gebürtige Lübecker war 1997 ans Städtische gewechselt. Zuvor hatte er bereits einer Reihe anderer Kliniken gearbeitet, zuletzt in Leipzig und Ludwigshafen. Der Bedarf für eine Person seiner Qualifikation war hoch - der stark industrialisierte Kreis Gütersloh mit seinen vielen holzverarbeitenden Betrieben und entsprechenden Unfallrisiken brauchte einen Handchirurgen.Doch Ruhnkes Fächerspektrum deckt noch mehr ab: Er beherrscht die rekonstruktive Chirurgie, den Wiederaufbau etwa einer amputierten Brust mit Eigengewebe, über Transplantationen von Muskelgewebe bis hin zu ästhetischen Eingriffen, landläufig als Schönheitschirurgie bekannt.In den ersten Jahren nahm Ruhnke 600 bis 800 Operationen pro Jahr vor, zuzüglich Assistenz, in den Folgejahren, mit zusätzlichem Personal und dessen steigender Qualifikation, drosselte er sein eigenes OP-Pensum auf die Hälfte.Durch den hohen, zumal von den Krankenkassen ausgeübten Kostendruck habe sich die Gewichtung in der Vergangenheit immer mehr von stationärer zu ambulanter Behandlung verlagert, so Ruhnke. Das sei politisch so gewollt, aber er sehe das kritisch. "Bringen Sie mal einer 90-Jährigen bei, dass Sie nach dem Eingriff direkt wieder nach Hause soll." Vor allem die Handchirurgie sei von der Kürzung der Aufenthaltsdauer betroffen, aber auch die plastische und ästhetische Chirurgie. Die Entwicklung finde er auch deswegen bedenklich, weil die Menschen älter würden und Nebenerkrankungen mitbringen. Entlasse man sie nach Hause, habe man vieles nicht mehr im Blick.Für Ruhnke wichtig ist, dass er trotz der nun geplanten Umstrukturierung am Klinikum die volle Weiterbildungsermächtigung weiter geben kann. Für die plastische und ästhetische Chirurgie läuft sie noch vier Jahre, für die Handchirurgie noch drei.Wie er die freie Zeit verbringen will? Da falle ihm schon was ein, sagte Ruhnke. Eine der möglichen Optionen: Dem frisch aus der Intensivstation geholten FC Gütersloh als Vereinsarzt zu helfen; als ehemaliger FCG-Präsident (2012 bis 2014) und früherer Drittliga-Fußballer könnte er auf diese Weise erneut seine Verbundenheit mit dem Fußball dokumentieren, und der Verein wäre froh, seit den Zeiten von Dr. Karl Meis endlich wieder einen Vereinsarzt zu haben.Eine andere Option: Die Berufslaufbahn an einem anderen Ort ausklingen lassen, der nicht in Deutschland und auch nicht in Europa läge. "Auch da könnte ich mir so einiges vorstellen."

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