Gütersloh

Gütersloher Kuhfladen-Roulette wurde zur Geduldsprobe

Lockmittel: Moderator Rainer Straube und ein junger Roulette-Freund mit Kuh Minsk. | © Jens Dünhölter

27.05.2017 | 27.05.2017, 04:00

Gütersloh. Einer Kuh bei der natürlichsten Sache der Welt zuzusehen, ist nicht besonders ästhetisch. Der Schützenverein Pavenstädt hat mit viel Liebe zum Detail und jede Menge Humor jedoch eine Ku(h)lt-Veranstaltung daraus gemacht: Zum bereits zwölften Mal drehte sich an Christi Himmelfahrt direkt neben dem Schützenhaus das legendäre „Kuhfladen-Roulette".

Dreimal trat die fünf Jahre alte Wiederkäuerin Minsk vom Spexarder Hof Johannhörster für maximal jeweils 45 Minuten auf dem in 200 Quadrate aufgeteilten Sportplatz an. Die Zuschauer konnten im Vorfeld wetten, welches Feld mit einer mindestens 15 Zentimeter großen Hinterlassenschaft bekleckert wird. Fiel nichts zu Boden, gewann das Feld, im dem sich bei Spielende der rechte Vorderhuf des Tieres befand.

Das einfache, aber doch extrem unterhaltsame und familienfreundliche Event ist so genial, dass es inzwischen deutschlandweit Nachahmer gibt. Zu Pfingsten reist der Gütersloher Initiator und zweite Vorsitzende des SV Pavenstädt, Rainer Straube, als Ehrengast zum ersten Bingener Kuhfladen-Roulette. Anders als an der Dalke, wo konsequent auf Kühe gesetzt wird, ruhen am Rhein die Hoffnungen auf die Verdauungstätigkeit eines Ochsen.

Selbst in der CDU-Fraktion im Berliner Bundestag ist die Gütersloher Rindviecherei Dank des Jury-Mitgliedes Ralph Brinkhaus immer wieder Gesprächsthema. Angeblich spitzt mittlerweile selbst Wolfgang Schäuble die Ohren, wenn Brinkhaus Insider-Wissen zum Pavenstädter Kultur-Gut zum Besten gibt. Zu sehr ins Detail geht er dabei aber bewusst nicht. „Sonst erhebt der Finanzminister vielleicht noch eine Steuer darauf", so der CDU-Politiker augenzwinkernd. Auch in diesem Scherz zeigt sich der Geist der tierischen Veranstaltung. „Es ist ein Familientag, bei dem alle ihren Spaß haben sollen." Der Star des Tages, die Holsteiner Kuh „Minsk" war bereits einige Stunden vor den ersten Besuchern vor Ort. „Sie kennt die Umgebung nicht, braucht Zeit, zum Runterkommen und Eingewöhnen", Jona Johannhörster. „Auch wenn es nicht so aussieht: Kühe sind sensible Tiere." Die Aufregung der vierfachen Mutter hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits zweimal im Transporter entladen.

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Geduldsprobe beim Kuhfladen-Roulette in Gütersloh

Als dann jedoch um kurz nach 13 Uhr der erste Durchgang startete, verhielt sich die schwarz-weiße Alleinunterhalterin wie ihre Artgenossen. Sie graste, trabte ein wenig herum, genoss die wärmenden Sonnenstrahlen, nahm interessiert die Zuschauer in Augenschein. Die Frage, wer wen seltsamer fand, war schwer zu beantworten. Der Zeremonienmeister und selbst ernannte „Kuhrator" Rainer Straube gab den Zuschauern zur Beeinflussung drei Ratschläge: „Ihr dürft Muhen, verstört gucken oder sie mit Stroh locken". Für Jona Johannhörster war dies alles vergebene Liebesmüh: „Sie hat eben noch auf die Wiese gemacht. Ich kann mir kaum vorstellen, dass da im ersten Durchgang was passiert." Sie sollte Recht behalten.

Aufregung gab es dann im zweiten Durchgang: Das vorverdaute Kuhfutter, von denen sich die Tiere 10 bis 15 mal pro Tag trennen, klatschte auf den Rasen – allerdings 30 Sekunden vor offiziellen Spielbeginn. Der Versuch war somit ungültig. Im dritten Durchgang passte alles: Der Fladen fiel, das besudelte Quadrat wurde von der Jury eindeutig bestimmt und die 400 Euro Siegprämie gingen an vier Gewinner.

Am Morgen nach dem gut sieben Stündigen Wettkampftages zog Moderator Rainer Straube mit heiserer Stimme ein überaus positives Fazit: „Vom Wettergott bis zur Kuh haben wir alles richtig gemacht. Uns geht es um Jux, Dollerei und gute Unterhaltung für die Zuschauer", so Straube. „Wer schaut sonst schon fünf Stunden einer Kuh auf einer Wiese zu?"