Gütersloh. In digitalen Netzwerken nennen sie sich selbst „Die Hennings" und bei dem einen oder anderen Pizzafreund klingelt es vielleicht bei dem Namen, denn die Gütersloher Andrea und Dennis Henning betrieben im vergangenen Jahr noch „Henning’s Pizzeria & Diner" an der Carl-Bertelsmann-Straße. 2013 startete ihr Gastro-Projekt, anfangs noch als Franchise-Unternehmen „Blizzeria". Das Geschäft mit unzähligen Wahlzutaten, Lowcarb-Teig oder auch veganen Speisen rentierte sich nicht, berichten die Ex-Inhaber. „Wir haben rechtzeitig die Reißleine gezogen", sagt Andrea Henning.
Nach drei Jahren täglicher Arbeit im eigenen Betrieb kam das große Fragezeichen. Mallorca war erst nur eine „Spinnerei", aber keine neue. „Wir wollten unseren Lebensabend dort verbringen. Aber dann haben wir uns gefragt – warum nicht jetzt, mit Anfang 30 und kinderlos?" so die Gütersloherin.
Jetzt sitzt das Paar auf gepackten Koffern und notiert täglich auf einer Tafel die verbleibenden Tage. In knapp zwei Wochen geht’s los, aber nicht allein: Ein Fernsehteam wird die beiden begleiten und für ein bekanntes Format die Ankunft in der Wahlheimat dokumentieren – noch dürfen die Hennings den Sender nicht nennen. Im Anschluss könnten gelegentlich weitere Drehs folgen.
Dass das Pärchen so bekannt wie andere TV-Auswanderer werden könnte, wäre für Dennis Henning beruflich ein Vorteil. In einer neuen Disco am Boulevard soll er zukünftig auflegen. Kein Neuland für den ehemaligen AIDA-DJ – acht Jahre schipperte er mit und machte dabei regelmäßig Halt auf der beliebten Ferieninsel.
Daneben hofft er auch auf den eigenen Durchbruch als Sänger. In einer Woche erscheint sein neunter Song (die NW wird berichten). Die Richtung: Popschlager, also passend zum Ballermann.
Zwei ältere Titel von Dennis Henning:
Sorge, dass sich daraus auch eine Art Promirummel entwickeln könnte, haben sie nicht. Andrea Henning: „Ich bin das sogar gewohnt. Ich war Tourmanager für Matthias Reim und Andrea Berg." Sieben Jahre tourte sie durch die Schlagerszene – natürlich auch auf Malle. In Gütersloh hatte sie zudem eine Künstleragentur – „um Dennis zu unterstützen".
Bald setzt sie auf ein sicheres Standbein und arbeitet als Restaurantfachfrau in einem Steakhouse. Arbeit fand sie durch einen Facebook-Aufruf. Eine Verlerin hatte kurz zuvor noch dort gearbeitet und schlug ihr vor, sich auf die freigewordene Stelle zu bewerben. Mit einem Anruf hatte sie den Job in der Tasche.
Auch der Kontakt zum TV-Team lief mühelos und sogar ungeplant. „Wir wurden angerufen", sagt Andrea Henning. Gleich vier TV-Produktionen hatten Interesse. Und das alles nur wegen ein paar Online-Inseraten, mit denen die beiden ihre Wohnung auflösen wollten – die entdeckten auch die Produktionsteams. „Wir wurden direkt gefragt, ob wir auswandern." Das Drehteam nimmt noch die letzten Tage in Deutschland auf und empfängt die Hennings ein paar Tage später an der Fähre.
„Möbel, Fähre, Impfung für die beiden Hunde, Miet- und Arbeitsverträge ... Ich wüsste nichts, was noch schiefgehen könnte", sagt Andrea Henning. Während Dennis Henning in den letzten Monaten in der Back Factory arbeitete, hat seine Frau alles vorbereitet – sogar ein möglicher Stau auf dem Weg zur Fähre wurde von ihr kalkuliert. Auf den Flieger verzichten die beiden zugunsten ihrer Vierbeiner.
Vor Ort soll ihnen eine Bekannte, die schon vor Jahren ausgewandert ist, bei den Gängen zur Ausländerbehörde und zur Bank helfen. Die klassischen Fehler, mit denen schon viele TV-Auswanderer im Fernsehen glänzten, wollen die beiden vermeiden. Etwas Hilfe kann nicht schaden – denn die beiden können noch kein Spanisch. „Nicht ein Wort", sagt Andrea Henning lachend, „aber das bringt die Zeit." Dennis Henning übt mit einer Smartphone-App: „Ein paar Brocken klappen schon."
Ein kleines Risiko bleibt noch: Die Wohnung. „Die haben wir bisher nur auf Fotos gesehen", so Dennis Henning. Der Sechs-Monatsvertrag für die Ferienwohnung in zweiter Lage am Strand von Paguera ist schon unterschrieben. Pool, Terrasse und 20 Sekunden Gehweg zum Strand stimmen die Gütersloher zuversichtlich. Falls es schief geht, „spielt sich das Leben auf der in der Insel eh draußen ab", sagt Andrea Henning.
