Kreis Gütersloh

Journalismuskurs des Berufskollegs interviewt geflüchtete Mitschüler

Kampf ums Überleben: Sie kommen aus Afghanistan und waren monatelang unterwegs. Zwei unterschiedliche Schicksale, ein Wunsch nach Sicherheit und Freiheit

Lernen jetzt vier alle am Reckenberg-Berufskolleg: Die Autoren Athina, Daniela (v.l.) und Leandros (r.) unterhalten sich mit Zhara (25, Mitte) über ihre Flucht und das Leben in Deutschland. | © Foto: Ute Buchheim

Kreis Gütersloh. Zhara, 25 Jahre alt, verheiratet, zwei Kinder, neun und sechs Jahre alt. Ramin, 19 Jahre alt. Zwei verschiedene Menschen, die sich völlig fremd waren, doch eine gemeinsame Geschichte haben. Beide kommen aus Afghanistan, mussten täglich die Qual der Unterdrückung und Angst vor dem Tod aushalten, sind geflohen und lernen jetzt am Reckenberg-Berufskolleg in Rheda.

Wir erzählen die dramatische und zugleich freudige Geschichten dieser beiden Menschen, unserer Mitschüler:

Zhara nahm die Verantwortung für ihre Familie in die Hand. Sie machten sich auf den Weg nach Europa. Ein freies Europa, frei von Bombardements und der Repression totalitärer Regime. Ein acht Meter langes Schlauchboot mit ungefähr 60 Personen und unendlich lange Fußmärsche, für uns in Deutschland unvorstellbare Verhältnisse.

Zhara und Ramin sind seit August 2016 Schüler unserer Allgemeinen Internationalen Klassen. Neben Deutsch werden sie auch in Mathematik, Englisch, Politik und Informatik unterrichtet. Insgesamt gibt es am Reckenberg-Berufskolleg vier dieser Klassen.

In der Schule fühlen sich die beiden sehr wohl und gut aufgehoben, sagen sie. Im Alltag sehe das jedoch oft anders aus. Neben merkwürdigen Blicken anderer Personen werden sie auch von der Angst vor der Abschiebung verfolgt.

Zuhause bekommt Zhara Unterstützung von einer deutschen Familie ihres Wohnblocks, zu der sie seit 16 Monaten guten Kontakt hat. Ramin hat weniger Glück, er wohnt ihn einem Asylbewerberheim. Dort werde er täglich mit Konflikten verbaler und körperlicher Gewalt konfrontiert, obwohl er bereits in seiner Vergangenheit drei Bombardements miterlebte.

Ramins Familie lebt in Afghanistan, doch er ist hier - allein. Nichtsdestotrotz bekommen beide Hilfe von Lehrern und Mitschülern. Sie fühlen sich geborgen und haben große Freude am Informatik- und Kunstunterricht.

Sowohl Zhara als auch Ramin wollen ein Studium absolvieren. Ramin möchte Informatik studieren, Zhara als Sozialpädagogin Menschen helfen. Dies ist jedoch schwierig, da beide nur im Besitz eines Grundschulabschlusses sind.

Doch am meisten träumen sie davon, eines Tages wieder in ihre Heimat zurückzukehren. Eine Heimat, in der dann Freiheit, Gleichberechtigung und Toleranz herrschen - sowohl in religiöser als auch politischer Sicht.

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