Von
Florian Sädler
20.09.2016 | 20.09.2016, 11:39
Gütersloh
Der Rheinländer ähnelte in vielen Bereichen Mario Barth
Gütersloh. In der ausverkauften Stadthalle war am Samstag Jürgen Beckers zu Gast; auch bekannt als Jürgen B. Hausmann, um sich von einem Fast-Namensvetter abzuheben, der auch aus dem Rheinland kommt und ebenfalls auf Bühnen Witze erzählt. Doch der Unterschied zwischen den beiden Jürgen könnte kaum größer sein.
Bei Herrn Hausmann verfestigt sich minütlich der Eindruck, das hier sei Mario Barth für jene Generationen, die der Berliner Flachwitz-Spammer nicht mehr erreicht. Zwar kann Gymnasiallehrer Jürgen Beckers sich, das ist von vornherein klar, deutlich besser ausdrücken als sein jüngerer Kollege - dafür hantiert er in schöneren Worten häufig mit ähnlich banalen Pointen und abgegriffenen Geschlechterklischees. Statt "Kennste?" jetzt "Kennen'se?", dem dann etwas zu oft ein "noch von früher?" folgt. Die Ehefrau will eine Insellösung für die Küche: "Sollen wir jetzt nach Helgoland ziehen?"
Im zweiten Teil der Show steigt das Tempo, auf politischen Biss aber, auf pointierte Beobachtungen oder aktuelle Bezüge, die über "Früher war alles besser"-Witze hinausgehen, wartete man vergebens - bis auf vereinzelte, gelungene Seitenhiebe in Richtung Veganer, Politiker und natürlich der Jugend.
Dankbare Opfer, nur teils eben auch schon seit dem vorletzten Jahrtausend. Das ist okay, es muss ja nicht jeder wie Arnulf Rating oder Serdar Somuncu gnadenlos in sämtliche Kerben kloppen, die einem die Gesellschaft so anbietet. Zwar trägt der Rheinländer sein Programm durchaus in sich stimmig vor, inhaltlich aber dümpelt es in der Stadthalle weiter brav bis Bravo vor sich hin.
Die Jugendzeitschrift schlägt Beckers dann auch tatsächlich auf der Bühne auf, um von den Pubertätsproblemen Svenjas, 16, aus Harsewinkel vorzulesen. Unter anderem mit solchen immer wieder eingestreuten Lokalbezügen punktet er beim Publikum. "Ich habe mich noch nie so lachen hören", "Dem kann man gut zuhören" und "Das stimmt!" waren Publikumsstimmen zu vernehmen, als Beckers wieder Alltagssituationen einer 30, 40, 50 Jahre alten Ehe beschrieb.
Damit erntete er regelmäßig aufbrausende Lacher bei den rund 1.000 Besuchern im großen Saal. Man könnte Jürgen B. Hausmann als personifiziertes Klassentreffen betrachten, bei dem Geschichten von früher erzählt werden, eine nach der anderen. Durchaus legitim, insgesamt sind die knapp zwei Stunden am Ende aber schlicht zu seicht dahingeplätschert.
Was hängen bleibt, ist einmal mehr ein Klischee: über Geschmack lässt sich nicht streiten. Und den der meisten Zuschauer hat Jürgen Beckers am Samstag punktgenau getroffen. Der Mann weiß, was er tut. Und er hat Erfolg damit. Das kann nicht jeder von sich behaupten.
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