Gütersloh

Die Musiker von "Strife" lassen es im Werk II ordentlich krachen

Für eine personelle Überraschung hingegen sorgte die Band "Additional Time"

Harte Jungs: Strife-Sänger Rick Rodney und Gitarrist Todd Turnham bringen das Werk II einmal mehr zum Beben. | © André de Vos

30.06.2016 | 30.06.2016, 05:15

Gütersloh. Der Dienstagabend war im "Werk II", dem kleinen Saal der "Weberei", einmal wieder der Rockmusik vorbehalten, indem nämlich der Verein "Cable Street Beat" zu einem Hardcore- Konzert eingeladen hat. Auf dem Programm standen die beiden Bands "Additional Time" aus Saarlouis und "Strife" aus Los Angeles. Bei "Additional Time" bestand aber von Anfang an das Problem, dass der Aushilfsbassist wegen "Lügen und aus privaten Gründen", so ihre Band-Mitteilung, am Abend vorher in Krefeld wieder aus der Band geworfen wurde, so dass die Gruppe die Tour nur zu dritt zu Ende spielen wird. Das tat der Energie und der Stimmung aber keinen Abbruch, denn von Anfang an versuchten Sänger Chris, Marco an der Gitarre und Drummer Chris, den Verlust wettzumachen.

Insbesondere Sänger Chris und Marco hatten jetzt mehr Platz auf der Bühne, um ausgiebig die Positionen zu wechseln und die Ruhelosigkeit ihres energiegeladenen Sets zu unterstreichen. Vom Intro über das aktuelle Video "Servant To The Hate" bis zum letzten Stück "Dethronement" ging das Trio in die Vollen: Allein schon die scharfe Gitarre von Marcus und die volltönenden Drums von Schlagzeuger Chris erzeugten eine Menge Druck. Die Energie und die Spielfreude waren zu fühlen, und das macht Appetit auf ihr erstes Studio-Album, das "Wolves Amongst Sheep" heißen und am 7. Oktober veröffentlicht werden wird.

Ganz alte Hasen im Geschäft sind hingegen "Strife", die schon seit 1991 neben Gruppen wie "Earth Crisis" und "Snapcase" zu den "Big 3" gezählt werden, die den Hardcore in den Neunzigern groß gemacht haben. Damit keine Lücken zur Bühne und den Musikern entstehen, fordert deren Sänger Rick Rodney die Fans auf, nach vorne zu kommen und springt kurzerhand gleich selbst von der Bühne zwischen sie und singt ihnen mit "Carry The Torch" direkt ins Gesicht.

Schon nach kurzer Zeit wird den 60 Zuhörern klar, wer hier mit verschränkten Armen herumsteht, der hat seine Zeit vertan. Rick macht vor, wie es geht: Er rast mit den aktivsten Fans im Kreis herum, tanzt, springt, singt, schreit, hüpft auf die Bühne zurück, macht dort einen Handstand, kugelt zwischen seinen Mitmusikern herum.

Nicht umsonst kommt das Quintett nach Jahren Tausende von Meilen nach Gütersloh, um hier vielleicht einen ruhigen Abend zu verbringen. Knallhart und bretthart kommen die Lieder, wie aus der Pistole geschossen: "Torn Apart", "Will To Die", "Stand As One"; die Gitarristen feuern unablässig ihre Riffs ab, der Bass von Chad Peterson pumpt, und auch der neue Schlagzeuger Adam Galindo passt sich umstandslos in den brutalen Gesamtsound ein. Und diese Form der Animation zwingt die Zuhörer zum Nachmachen, es wird getanzt, gepogt und ein Circle-Pit gebildet. Mit ihren beiden Knallern "Through And Through" und "Blistered" kommt ein Set ohne Zugabe zu Ende, das wie ein Block steht und den kleinen Saal in eine Schwitzbude verwandelt hat.

Obwohl die Szene nicht mehr auf Jugendlichkeit bauen kann, ist es gut, dass es immer noch Musiker und Fans gibt, die die Fackel der Hardcore-Musik unbeirrt in die Zukunft hineintragen.