Gütersloh. Auf das Gütersloher Autohaus Mense kommt eine Menge Arbeit zu, denn bei dem Händler für Volkswagen, Audi und Skoda geht die Diesel-Rückrufaktion in die heiße Phase. Geschäftsführer Matthias Mense erläutert, was die Kunden, aber auch sein Unternehmen in den nächsten Wochen und Monaten erwartet.
Die Kundeninformation
In einem ersten Schreiben sind die betroffenen Kunden bereits darüber informiert worden, dass ihr Auto nachgerüstet werden muss. In einem zweiten Brief, der in der nächsten oder übernächsten Woche verschickt werden wird, erfahren sie dann Genaueres zur Vorgehensweise und zu den Terminen. Zunächst werden die Diesel mit 2,0-Liter- und erst anschließend die mit 1,6-Liter-Motoren in die Werkstatt beordert. Der Pickup VW Amarok, von dem aber nur eine vergleichsweise geringe Anzahl in Deutschland unterwegs ist, war bereits in den Werkstätten. Die Kunden müssen aber nicht den Händler aufsuchen, bei dem sie ihr Auto gekauft haben, sondern besitzen die freie Wahl.
Technische Maßnahmen
Bei den 2,0-Liter-Motoren reicht ein einfaches Software-Update, das etwa eine halbe Stunde in Anspruch nimmt. Bei den 1,6-Liter-Modellen muss zudem ein kleines Bauteil eingesetzt werden. "Aber das dauert nur rund zehn Minuten länger", erläutert Matthias Mense, der empfiehlt, eine Stunde Zeit mitzubringen. "Wir haben für unsere Kunden einen Hol- und Bringdienst eingerichtet. Wenn ein Leihwagen benötigt wird, stellen wir auch diesen zur Verfügung."
Die Anzahl der Autos
Rund 5.000 Wagen muss der Gütersloher Händler zurückrufen. Matthias Mense rechnet damit, dass etwa 60 Prozent davon im Einzugsgebiet geblieben sind, während die restlichen 40 Prozent die Region verlassen haben. Dies dürfte allerdings durch jene Autos ausgeglichen werden, die von außerhalb in die Region Gütersloh verkauft wurden oder mit zugezogenen Bürgern hierher gekommen sind. Einige Fahrzeuge sind - zumeist aufgrund von Unfällen - bereits verschrottet oder wurden ins Ausland verkauft, so dass sie wohl nicht mehr ausfindig gemacht werden können.
Die Kosten
Fahrzeugbesitzer müssen nicht für den Werkstattbesuch zahlen, denn VW übernimmt die kompletten Kosten. Auch den Händlern geht es nicht ans Portemonnaie - laut Matthias Mense erhalte eine Werkstatt circa 60 bis 65 Euro pro Auto vom Konzern.
Gütersloher Reaktionen
Als der Abgasskandal publik wurde, erhielten die Volkswagen-Händler eine Vielzahl an Anfragen. "Aktuell ist es ruhiger geworden", sagt Matthias Mense, "was sicher auch daran liegt, dass das erste Anschreiben rausgegangen ist." Zwei seiner Kunden wollten ihr Fahrzeug sogar umtauschen, doch ein Gericht entschied unlängst, dass darauf kein rechtlicher Anspruch besteht. "Ihnen entsteht ja kein Nachteil, denn es wird alles hergerichtet."
Der Kraftakt
Bei den rund 5.000 Autos, die alle zwischen 30 Minuten und einer Stunde in der Werkstatt stehen, kommt ein erkleckliches Sümmchen an Arbeitsstunden für die Techniker zusammen. Das Autohaus Mense hat dafür eigens ein Team abgestellt, das sich in den nächsten Wochen und Monaten um die zurückgerufenen Wagen kümmern wird. Nicht zuletzt, um diese Mammutaufgabe stemmen zu können, wurden alle technischen Azubis bei Mense übernommen.
Autofahrer in der Pflicht
"Viele Kunden wollen die Maßnahme für ihren Wagen eigentlich gar nicht", weiß Geschäftsführer Matthias Mense. Eine Wahl haben sie aber nicht: Sie müssen mit ihrem Fahrzeug vorstellig werden. Denn das Kraftfahrtbundesamt in Flensburg erfährt, welches Auto bereits in einer Werkstatt war - und welches nicht. Diese Information kann dann an die örtlichen Behörden weitergegeben werden. Wer dem Aufruf nicht folge, so Mense, "muss damit rechnen, dass die Betriebserlaubnis erlischt." Trotzdem muss nicht jeder betroffene KFZ-Besitzer umgehend zum Händler eilen: Mense rechnet mit einem guten Jahr, ehe die Maßnahme beendet ist.
Welweit elf Millionen Fahrzeuge
- Der VW-Abgasskandal wurde im September 2015 aufgedeckt: Es kam heraus, dass die Volkswagen AG eine illegale Abschalteinrichtung in der Motorsteuerung ihrer Diesel-Fahrzeuge verwendete, um die strengen US-amerikanischen Abgasnormen zu umgehen. Als Folge des Skandals trat der Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn zurück.
- Nach Aussage der Volkswagen AG ist die betreffende Software in weltweit etwa elf Millionen Fahrzeugen mit der Motorenreihe EA189 im Einsatz, in den USA auch in der Nachfolgereihe EA288.
- In Deutschland sind rund 2,4 Millionen Fahrzeuge vier verschiedener Marken betroffen: VW, Audi, Seat und koda. Volkswagen ist verpflichtet, die Fahrzeuge nachzubessern.