Gütersloh

Zum Playmobil-Stammtisch kommen Sammler aus ganz NRW nach Gütersloh

Im Blue Fox treffen sich Menschen mit der gemeinsamen Leidenschaft für die Plastikmännchen

Welt für sich: Volker Westerfellhaus taucht ab und zu in seine Playmobil-Welt ein. | © Rolf Birkholz

27.07.2015 | 27.07.2015, 08:22
Kunststoffkameraden: Was für die Vorfahren die Zinnsoldaten waren, sind den Playmobilisten die variableren Kunststofffiguren. - © Rolf Birkholz
Kunststoffkameraden: Was für die Vorfahren die Zinnsoldaten waren, sind den Playmobilisten die variableren Kunststofffiguren. | © Rolf Birkholz

Gütersloh. Am Nachmittag um 15 Uhr ist eigentlich keine Kneipenzeit, Playmobil-Stammtischstunde aber schon. Und die Freunde dieser Spielfiguren treffen sich ja auch nicht in, sondern hinter dem Blue Fox an der Wiedenbrücker Straße. Und da der für Samstag angekündigte Sturm sich zunächst noch zurückhält, kann die Begegnung auch wie üblich halb im Freien, halb unter einem Dach im Hof beginnen.

Dort haben Sammler ihre Kartons mit Playmobil-Teilen abgestellt und tauschen sich schon aus über ihr Hobby. Autokennzeichen aus dem Münsterland, dem Ruhrgebiet und Niedersachsen deuten das Einzugsgebiet an. Der Stammtisch am Blue Fox sei der einzige in Ostwestfalen-Lippe, sagt Volker Westerfellhaus. Er hält die Fäden in der Hand. Den Kochlöffel hat der Herdchef des Blue Fox für diesen Tag abgegeben, um sich ganz den Sammlerkollegen widmen zu können. Gemeinsam gegessen werde aber dennoch im Laufe des Abends, betont er.

Modernes Innenleben: Diesem Trachtler hat Volker Westerfellhaus durch einen USB-Stick inneren Halt gegeben. - © Rolf Birkholz
Modernes Innenleben: Diesem Trachtler hat Volker Westerfellhaus durch einen USB-Stick inneren Halt gegeben. | © Rolf Birkholz

Bis dahin dürften einige der beliebten Klickfiguren oder eher noch deren Zubehör den Besitzer gewechselt haben. 20 bis 25 Leute kämen zu den Treffen, die seit 2011 im Frühjahr und im Herbst stattfinden, nun zusätzlich erstmals auch im Sommer. Längst haben die zuerst als Ritter, Indianer und Bauarbeiter angebotenen 7,5 (Kinder 5,5) Zentimeter kleinen Kunststoffgestalten alle möglichen Ausstattungsteile hinzu bekommen. "Und was Playmobil nicht hat, das stellen wir eben selber her", sagt Westerfellhaus in seinem schmalen Werkraum.

Auf einem langen Tisch und in einem Regal hat er seine Sachen aufgestellt. Ausgestellt werden sie auch schon mal. Die Gelegenheit dazu bestehe jährlich in Bad Emstal, berichtet der Figurenschrauber. Einen Panzer hat er sich etwa gebaut, und in einen Bayern einen USB-Stick hineinoperiert. Doch müssten die selbst geschaffenen Sachen, so der Tüftler, der manchmal nach Küchenschluss noch in sein Reich eintaucht, insgesamt den Playmobil-Charakter wahren. Imposant sein Soldatenaufmarsch vor historischer Kulisse. Playmobil-Figuren gelten ja auch als Nachfolger der alten Zinnsoldaten. Aber man könne eben mehr mit ihnen machen, so Westerfellhaus.

Harald Schmidt brachte neue Sicht auf das Kinderspielzeug

"Daran ist Harald Schmidt schuld", erzählt der 45-Jährige, wie er nach einer Sendung des zeitweiligen Oberspaßmachers der Nation, der gerne komplexe Geschichten mit Playmobil-Typen darstellte, seine Kiste mit Kinderspielzeug im Keller öffnete und einen neuen Zugang fand. So ähnlich sei es oft auch anderen Sammlern ergangen, die nach der Pubertät die alte Leidenschaft wieder packte.

Manche orientierten sich bei ihren sogenannten Projekten, ihren jeweiligen Szenen-Zusammenstellungen, an ihren Berufen, etwa Feuerwehrleute, weiß Westerfellhaus. Übrigens sammelten auch Frauen, aber weniger zu Themen wie Western oder Ritter, sie stellten eher etwa einen Bauernhof zusammen. Ein Mann aus Wiedenbrück, erstmals beim Treffen, sagt, er habe noch einige Lokomotiven abzugeben. "Da gibt es bestimmt Abnehmer", ist sich Westerfellhaus sicher. Am besten natürlich in der Originalverpackung.

"Die Deutschen sind eben ein Volk von Jägern und Sammlern", begründet ein Playmobilist aus Unna, dass halt jeder so sein Steckenpferd habe. Und jedes Pferd ist eben anders. "Es gibt Leute, die kombinieren mit Lego", sagt Volker Westerfellhaus. Das gehe eigentlich nicht. "Das ist wie Schalke und Dortmund."

Apropos Fußball: Die Spvvg. Greuther Fürth hat ja von 1997 bis 2010 in ihrem "Playmobil-Stadion" gespielt. Da ist auch der FC Gütersloh Gast gewesen. Ein mögliches Projekt? Vielleicht das 0:0 aus der Fast-Bundesliga-Aufstiegs-Saison1997/98. Das 3:2 der Fürther aus der folgenden Spielzeit lieber nicht.