Ungewöhnlicher Polizei-Einsatz im Mini-Format löst Staunen im Kreis Gütersloh aus

Borgholzhausen. Kaugummis können im Straßenverkehr wirklich zum Ekelfaktor werden. Besonders dann, wenn sie unter den Schuhen von Fußgängern kleben. In der Borgholzhausener Künstler-WG &bdquo;Dauntown“ soll eine Ansammlung der ekligen Alltagsgegenstände aber genau das: kleben. Der skurrile Künstler Ruppe Koselleck hat dort an einer vermeintlich unscheinbaren Stelle einen Polizisten aus eben jenem Abfallprodukt installiert. Er spricht offen über den Werkstoff &bdquo;Kaugummi“ und darüber, warum der freundliche Schutzmann auf einem Motorrad sitzt. Das Prozedere, wie Ruppe Koselleck seine Kaugummi-Polizisten anbringt, ist immer das Gleiche. &bdquo;Ich stelle einen Polizisten hin, mache mit ihm ein Foto und bin dann weg.“ Dann stehen sie da, die Wachtmeister, als wollten sie eine schnelle, unscheinbare Verkehrskontrolle durchführen. Die meisten Passanten bemerken sie nicht, die kleinen Figuren. Sie verschwinden in ihrer Umgebung, unbeachtet, wie ein Kaugummi auf dem Bürgersteig. Ein Mini-Polizist in Frankreich steht schon seit 20 Jahren Dabei stellen die Kunstobjekte selbst eine Art zivilen Ungehorsam in Kombination mit polizeilicher Sorgfaltspflicht dar. &bdquo;Eigentlich ist Kaugummi irgendwo hin kleben doch ein geringfügiger Gesetzesverstoß“, beschreibt Ruppe Kosselek. Aber wohl einer, der ohne Strafe bleibt. Und ohne all zu großen Anstoß zu nehmen. Denn oft bleiben die kleinen Skulpturen über Jahre stehen. &bdquo;Ein Polizist in Frankreich hält schon über 20 Jahre“, so Kosselek. Der Künstler kann eine beeindruckende künstlerische Vita vorweisen. Seine Stationen führten ihn über Paris, London, Osaka und Korea. 2012 erhielt er einen Lehrauftrag für experimentelle Kunstvermittlung an der Universität Osnabrück. So kam auch der Kontakt nach Borgholzhausen und zu Beate Freier-Bongaerz vom Atelier-Haus &bdquo;Dauntown“ zustande. Polizist auf dem Motorrad passe zum Landleben, meint der Künstler Deshalb kennt Kosselek die Stadt, die Räumlichkeiten und den Skulpturengarten von &bdquo;Dauntown“. Dabei ist der Skulpturengarten eigentlich ein eher ungewöhnlicher Ort für seine Mini-Installationen. Er sucht sonst gute, interessante Plätze, an denen man Kunst nicht auf den ersten Blick vermutet. Alltagsorte eben. &bdquo;Da sind die Polizisten sind für die Betrachter kleine Nebensächlichkeiten“, meint Kosselek. Die Gesetzeshüter auf dem Motorrad bilden also eine Ausnahme. Ja, &bdquo;die“ Gesetzeshüter. Der Geselle aus Borgholzhausen hat einen gleichgesinnten Genossen in einer anderen Stadt: in Stuttgart. Dort steht er an einer Galerie. Andere, wie das jüngste Exemplar in Enschede, stehen auf kleinen Steinvorsprüngen und mimen typische Gesten. Warum reitet also der Polizist aus Borgholzhausen auf einem Motorrad? &bdquo;Das passt doch irgendwie zum Landleben“, meint der Künstler. &bdquo;In Borgholzhausen ist die Anbindung nicht so gut wie in der Großstadt.“ Man wolle aus der Stadt weg - oder eben hin. Doch ohne individuelle Mobilität sei das nur schwer möglich. Der Besuch in Pium lohne sich durchaus. Denn die Stadt verfügt lauf dem Künstler über eine lebendige Kunst- und Kulturszene. 2011 wollte der Künstler den Ölgiganten BP übernehmen In der Region ist er ebenfalls kein Unbekannter und fällt mit teils skurrilen Ideen auf, die der Betrachter einordnen muss. Im Frühjahr 2011 erklärte er gegenüber der &bdquo;Neuen Westfälischen“ beispielsweise seine Pläne zur Übernahme des Ölgiganten &bdquo;British Petrol“ (BP). Dazu sammelte er Ölbrocken an Stränden und investierte in Aktien des Konzerns. Mit seiner Kunst kritisiert Koselleck den Kapitalismus im Allgemeinen. &bdquo;Wenn ich BP aufgekauft habe, werde ich mich um Shell und die anderen kümmern“, kündigte er seinerzeit an. Ruppe Kosselek bringt seinen zivilen Ungehorsam in Form von Kunst nach Borgholzhausen. Er kündigt an, vom 12. bis 14. April in der ehemaligen Bettenfabrik in Kleekamp auszustellen.

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