Traumhof im Kreis Gütersloh wird Denkmal: Eigentümer ist verärgert und wehrt sich

Borgholzhausen. Bereits 1984 legte der Landschaftverband Westfalen-Lippe (LWL) ein Verzeichnis von &bdquo;zu schützendem Kulturgut", unter anderem in Borgholzhausen, an. Darauf finden sich jahrhundertealte Höfe, Häuser, aber auch Ruinen oder Grabsteine. Zu Piums Denkmälern zählen die Burg Ravensberg, das Wasserschloss Holtfeld oder auch die Lebkuchenbäckerei Schulze. In vielen Fällen sehen die Besitzer der Denkmäler die Aufnahme auf die Schutzliste als Auszeichnung an - aber nicht immer. Anfang vergangenen Jahres hatte sich Alexander Bloch vom Fachbereich Bauen die Liste noch einmal vorgenommen. Dabei entdeckte er Karteileichen. &bdquo;Auf der Liste waren noch einige offene, schwebende Verfahren", berichtete er dem zuständigen städtischen Ausschuss für Planungs- und Bauangelegenheiten. Bloch fragte beim zuständigen Landschaftsverband nach, der empfahl, die Verfahren zu Ende zu führen. LWL setzte Besichtigungen der neun Ensemble an Allerdings hatten die schwebenden Verfahren oft einen bestimmten Grund. &bdquo;Dies lag hauptsächlich daran, dass frühere und jetzige Eigentümer der Gebäude einer Eintragung sehr zurückhaltend oder negativ gegenüberstanden", erklärte Bloch im Ausschuss. Trotzdem wurden mit dem LWL Besichtigungen der betreffenden neun Ensemble angesetzt. Dabei handelte es sich um einen Hof an der Winkelshütter Straße, ein Hofhaus von 1900 am Brincker Weg, die Wassermühle am Violenbach (Bielefelder Straße), ein Wohnhaus von etwa 1880 an der Mittelstraße, eine ehemalige Gaststätte am Klingenhagen, drei Wohnhäusern in Kleekamp und an der Kirchstraße sowie den Hof in Wichlinghausen. Für denkmalwürdig erkannt wurden nur zwei der Objekte. Andere waren mittlerweile umgebaut worden oder grundsätzlich nicht schützenswert genug. Unstrittig war die Hofanlage an der Winkelshütter Straße 7 von 1850. Der Eigentümer zeigte sich einverstanden, berichtete Bloch und die Eintragung folgte im Juni dieses Jahres. Das Vorgehen des LWL stieß beim Eigentümer des Hofes auf Unmut Weniger einvernehmlich indes lief die Kommunikation mit dem heutigen Eigentümer des Wichlinghausener Hofes ab. Der Erbe der wunderschönen Hofanlage von 1885/86, die auf einer kleinen Kuppe oberhalb des Spiekerhofes liegt, lehnte eine Besichtigung ab. Außerdem teilte er mit, dass er keine Eintragung als Denkmal wünsche, berichtete Planungs-Teamleiter Bloch im Ausschuss. Die Kommission schaute sich das Ensemble trotzdem an. &bdquo;Die Gebäude auf dem Hof wurden nach der Außenbesichtigung und anschließender fachlicher Überprüfung durch den LWL als eindeutig denkmalwürdig eingeschätzt", erläuterte Bloch das Ergebnis. &bdquo;Es wurde vom LWL ein entsprechendes Gutachten zum Denkmalwert übermittelt und darum gebeten, die Hofanlage in die Denkmalliste einzutragen." Ein Vorgehen, das dem Eigentümer offenbar gar nicht gefiel. &bdquo;Der Eigentümer wurde diesbezüglich angehört. Durch einen Anwalt wurden im August Einwendungen zur Anhörung zugesandt. Diese wurden vom LWL überprüft", so Bloch. Manchmal sei Eintragung auch gegen den Willen der Besitzer notwendig Doch auch durch den Widerstand des Rechtsberaters ließ sich der Landschaftverband Westfalen-Lippe nicht von der Unterschutzstellung abbringen. &bdquo;Letztendlich haben die Einwendungen keine neuen Erkenntnisse gebracht und die Hofanlage ist somit zwingend in die Denkmalliste einzutragen, was auch zeitnah geschehen wird", resümierte Alexander Bloch. Dass es möglich und manchmal sogar notwendig ist, historisch wertvolle Höfe gegen den Willen der Besitzer zu Denkmälern zu machen, betonte Kerstin Otte. &bdquo;Die rechtliche Bewertung hat nichts mit dem Eigentümer zu tun", so die Fachbereichsleiterin. Dabei ginge es vielmehr darum, die Geschichte des Ortes zu erhalten. Eine Argumentation, der die FDP überhaupt nicht folgen wollte. &bdquo;Wenn der Eigentümer das nicht will, ist das in unseren Augen eine kalte Enteignung", kritisierte Jürgen Aufderheide. &bdquo;Wir sind entsetzt. Was soll der Eigentümer denn noch mit dem Hof machen. Das kann doch niemand bezahlen. So bekommt &bdquo;Eigentum verpflichtet" einen ganz neuen Beigeschmack." Enteignungs-Vergleich löst deutlichen Gegenwind aus Ein deutlicher Redebeitrag, mit dem sich der Stadtrat eine ganze Menge Gegenwind einhandelte. &bdquo;Denkmalschutz ist kein Selbstzweck. Es ist wichtig, dass man Kulturgut erhält. Früher wurden solche Verfahren auf Eis gelegt, heute haben wir eine andere Gesetzeslage - und mit &bdquo;Enteignung" sollte man ganz vorsichtig sein, die liegt hier sicherlich nicht vor", stellte sich Kerstin Otte vor die Entscheidung des LWL. Ähnlich sahen es auch die anderen anwesenden Politiker. Die Grünen betonten, dass das Verfahren schon viele Gebäude &bdquo;gerettet" habe. Ausschussvorsitzender Arnold Weßling (CDU) hielt seinem Kollegen entgegen, dass man sich nach der Gesetzeslage richte und er mit seiner Einstellung &bdquo;in Kauf nehmen" müsse, dass man sein &bdquo;kulturelles Erbe" verliere. Außerdem betonte Fachbereichsleiterin Otte, dass mit dem Denkmalschutz nicht nur Auflagen, sondern auch Förderungen verbunden seien. Von Eigentümern wird indes oft kritisiert, dass die Auflagen Veränderungen am Gebäude sehr teuer machen. Die finanziellen Vorteile würden das nicht wettmachen.

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