0:199 Tore: Die vielleicht erfolgloseste Fußballmannschaft kickt im Kreis Gütersloh

Borgholzhausen. Das Portal fußball.de ist ein Paradies für Statistikfans. Die erfolgreichsten Torjäger des Spieltags etwa sind dort allwöchentlich genauso nachzulesen wie Gegentorquoten oder Heim- und Auswärtstabellen. Am Wochenende fanden sich auch die Fußballerinnen des TuS Solbad Ravensberg weit oben in einer Rangliste wieder: Auf Platz 14 waren sie an einem der torreichsten Spiele in ganz Deutschland beteiligt. Doch der Ruhm ist zweifelhaft: Die 0:22-Niederlage des Kreisligisten beim SV Gadderbaum war der vorläufige Höhepunkt einer Misserfolgsserie, wie man sie in den Amateurligen zwischen Flensburg und Kempten aktuell kaum ein zweites Mal findet. 16 Mal gingen die Borgholzhauserinnen in der laufenden Saison auf den Platz, 16 Mal haben sie verloren. Und das meistens sehr hoch: 199 Gegentore stehen für den TuS zu Buche – mehr als elf im Durchschnitt. Der Wert wäre noch höher, hätte der Tabellenletzte die Partien gegen die Spitzenteams aus Häger und Ubbedissen nicht jeweils kampflos mit 0:2 abgegeben. Seit 1.620 Spielminuten ohne eigenen Treffer Endgültig prekär wird die sportliche Bilanz durch die Tatsache, dass die Mannschaft aus Kleekamp seit ihrer Gründung im vergangenen Sommer auf ihren ersten eigenen Torerfolg wartet. Seit sage und schreibe 1.620 Pflichtspielminuten steht die Null eisern auf der Ravensberger Habenseite. Lange soll das aber nicht mehr so bleiben. &bdquo;Wir kommen unserem ersten Treffer immer näher", sagt Mia Beißmann. Die Fröhlichkeit, mit der die Kapitänin des TuS Solbad Ravensberg diesen Satz unterlegt, verrät derweil viel über den Charakter ihrer Mannschaft. Und über Werte, die im prestigeträchtigen Fußballsport oft zu kurz kommen. &bdquo;Der Erfolg", betont die 23-Jährige, &bdquo;steht für uns nicht so sehr im Fokus. Es macht uns einfach Spaß, gemeinsam aufzutreten, gemeinsam zu kämpfen und zusammenzuhalten – auch wenn wir oft verlieren." Ein wichtiger Grundsatz, auf den sich Mia Beißmann und ihr Team geeinigt haben, lautet dabei: &bdquo;Es ist völlig okay, Fehler zu machen." Die Hälfte der Spielerinnen war noch nie im Fußballverein aktiv Rund 30 Spielerinnen haben sich vor der Saison beim TuS angemeldet. Fast alle sind geblieben. Die Hälfte von ihnen hatte vorher noch nie in einem Verein an den Ball getreten. &bdquo;Dafür machen wir echt gute Fortschritte", findet Mia Beißmann. Viel wichtiger als die fußballerische Erfahrung ist aus ihrer Sicht aber das, was sich seitdem neben dem Spielfeld entwickelt. &bdquo;In der Mannschaft haben sich viele Freundschaften gefunden. Wir feiern Geburtstage zusammen oder treffen uns zum Karaoke-Singen", erzählt die Abwehrspielerin. Einen großen Anteil an der Harmonie in der Mannschaft habe nicht zuletzt auch das vierköpfige Trainerteam: Chefcoach Patrick Sirges, Co-Trainer Frank Wieland, Athletiktrainer André Stieghorst und Andreas Steffen, der die Torhüterinnen betreut. &bdquo;Sie sind mit ganz viel Herz und Spaß dabei. Das ist total toll für uns", sagt Mia Beißmann. Riesenfreude über einen gehaltenen Elfmeter Dass die Solbad-Kickerinnen bisher noch kein Tor erzielt haben, heißt übrigens nicht, dass sie noch nie Grund zum Jubeln hatten. Am Sonntag in Gadderbaum etwa parierte Svenja Ellermann einen Elfmeter. Es war erst ihr zweites Spiel zwischen den Pfosten. &bdquo;Wir haben uns alle einen Ast gefreut", berichtet Mia Beißmann. Noch größer wäre die Begeisterung ohne Frage, wenn es endlich auch mal vorne klappt. Am Mittwoch zum Beispiel. Im Nachholspiel um 19.30 Uhr gegen den Tabellenvorletzten TuS Eintracht Bielefeld scheint die Gelegenheit so günstig wie nie. Doch falls auch diesmal kein Treffer für den TuS fällt, verspricht Mia Beißmann, dass die Fußballwelt am Kleekamp nicht untergeht. &bdquo;Bisher", so sagt sie, &bdquo;sind wir nach jedem Spiel mit einem Lächeln vom Platz gekommen."

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