So lebt 30-Jähriger aus dem Kreis Gütersloh in Australien

Borgholzhausen/Perth. Der Videoanruf erreicht Wahid Hesemann am Strand. Um kurz vor 17 Uhr Ortszeit ist es in Perth, der viertgrößten Stadt Australiens, noch 36 Grad warm. Der leichte Wind, der durch Hesemanns schwarze Locken fährt, macht die Hitze erträglicher. Während sein fast zweijähriger Sohn Henry Wilhelm im Schatten auf einem Spielplatz tobt und seine Partnerin Adrienne das Geschehen wachsam beobachtet, nimmt sich Hesemann die Zeit für ein ausgiebiges Telefonat. Für ein Gespräch, in dem der ehemalige Borgholzhausener Fußballer über seine Auswanderung berichtet. Seit 2016 lebt Wahid Hesemann am anderen Ende der Welt. Als Backpacker gestartet ist der Kontinent zwischen dem Indischen und Pazifischen Ozean mittlerweile sein Zuhause. Aus Monaten, die der Piumer dort verbringen wollte, wurden Jahre. Das Arbeitsvisum wich einem ständigen Bleiberecht. Hesemann ist gelernter Orthopädie-Schuhmacher. In diesem Beruf arbeitet er auch in Australien. In dem Land traf er seine Partnerin, bekam mit ihr ein Kind. Hesemann ist dort angekommen. Das sagt er selbst. Und doch gibt es etwas, an das er sich &bdquo;Down Under" wohl nie gewöhnen wird. Lesen Sie auch: Weihnachten bei 20 Grad mit Flip Flops - bekannte TV-Auswanderer feiern in Florida Silvesterparty am Pool mit 30 bis 40 Leuten &bdquo;Weihnachten und Silvester im Hochsommer", sagt Hesemann und lacht. Einem befreundeten deutschen Arzt ginge es genauso: &bdquo;Der feiert Heiligabend im Juni", sagt der Wahl-Australier. Schnee und Eis gebe es deshalb in Perth zwar lange nicht, bei milden zehn bis 15 Grad sei man trotzdem deutlich näher an den Temperaturen, die im Dezember viel zu häufig in Deutschland herrschen. Zum Jahreswechsel zeigte das Thermometer im Kreis Gütersloh etwa zwölf Grad an - natürlich samt Nieselregen. Wetterbedingungen, die Hesemanns Silvester-Pläne in Australien kräftig durchkreuzt hätten. Bei ihm gab es nämlich eine Poolparty. &bdquo;Mit 30 bis 40 Leuten und Barbecue", sagt Hesemann. Was in Deutschland coronabedingt seit rund zwei Jahren undenkbar ist, ist in Australien überhaupt kein Problem. Das Land hat die Pandemie mittlerweile gut im Griff. Fast 80 Prozent der Bevölkerung sind vollständig geimpft. Einen weiteren Lockdown schloss Premierminister Scott Morrison trotz der hochansteckenden Omikron-Variante vor einigen Tagen aus. Stattdessen sollen in wenigen Wochen die Außengrenzen wieder öffnen. Ein- und Ausreise sind dann wieder möglich. &bdquo;An den Feiertagen vermisst man die Familie etwas mehr" Für Wahid Hesemann bedeutet das, dass er Familie und Freunde endlich wiedersehen kann. Das bislang letzte Mal waren seine Eltern im März 2020 zu Besuch. &bdquo;Das war wunderschön", sagt Hesemann. Damals war Sohn Henry Wilhelm wenige Wochen alt und die Corona-Pandemie entfaltete erst ihre ganze Wucht. Annegret Hesemann und ihr Mann Uwe Kleinschmidt erlebten während ihres Aufenthalts den Beginn mit allen Konsequenzen: Reisebeschränkung, Quarantäne und ein irrgeleitetes Rückholprogramm. Seit fast zwei Jahren steht die Familie nun ausschließlich über die modernen Kommunikationskanäle in Kontakt. &bdquo;Natürlich ist es schöner, wenn die Eltern physisch vor Ort sind", sagt Hesemann: &bdquo;Daran denkt man vor allem an den Feiertagen. Da vermisst man die Familie noch etwas mehr als sonst", gibt er zu. "Ich hoffe, dass das mit dem Aufstieg endlich klappt" Und nach wie vor ist Wahid Hesemann sehr daran interessiert, was im Altkreis Halle passiert; 14.000 Kilometer Distanz hin oder her. Vor allem dem TuS Solbad Ravensberg drückt er aus der Ferne die Daumen. Regelmäßig checkt Hesemann im Internet die neuesten Ergebnisse des Fußball-B-Ligisten. Beim Blick auf die aktuelle Tabelle, die die Mannschaft als Spitzenreiter ausweist, huscht ihm ein Lächeln über das Gesicht. &bdquo;Ich hoffe, dass das mit dem Aufstieg endlich klappt", sagt er. &bdquo;Nach vielen gescheiterten Anläufen wäre das eine tolle Sache." Rund zehn Jahre kickte Hesemann am Kleekamp. Als Torwart durchlief er sämtliche Jugendmannschaften, bis er ins benachbarte Bielefeld zog. Noch immer fühlt sich der junge Familienvater eng mit dem Club verbunden. Mit Mustafa Solmaz etwa, dem bekannten Keeper des derzeitigen Teams, tauscht er sich regelmäßig aus. Dabei geht es nicht nur um Fußball, auch private Dinge sind ein Thema. In Hesemanns Leben steht 2022 nämlich eine Veränderung bevor. Jetzt will er sich selbstständig machen Der 30-Jährige will sich im neuen Jahr in Australien selbstständig machen. Die Pläne sind bereits weit vorangeschritten. Irgendwann will er außerdem noch Sydney, Melbourne und auch Brisbane sehen. Das ist ihm bisher nicht geglückt. &bdquo;Als Backpacker habe ich irgendwie versagt", gibt Hesemann mit einem Schmunzeln zu. Doch schon sein Opa Wilhelm habe immer gesagt: &bdquo;Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt."

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