Nach Tod vom beliebtem Vereins-Chef: Sein Nachfolger ist erst 23 Jahre alt

Borgholzhausen. Jonas Niemeyer hat im Kurzurlaub an der Ostsee noch einmal Kraft getankt. Der 23-Jährige weiß, dass in den nächsten Wochen, nein Monaten, viel Arbeit auf ihn wartet. Etwas mehr als 14 Tage ist er nun im Amt. Doch so richtig gewöhnt hat er sich an seinen neuen Titel noch nicht: Vereinsvorsitzender ist er nun. Vom TuS Solbad Ravensberg. Einstimmig schenkten ihm die Mitglieder bei der Wahl auf der Jahreshauptversammlung das Vertrauen. Trotz seines Alters. Niemeyer hat Respekt vor der Aufgabe. &bdquo;Aber auch große Lust", wie er sagt. Doch die Fußstapfen, in die er tritt, sind riesig. Das weiß er. &bdquo;Ralf Heidmann war ein Alleskönner", sagt Niemeyer anerkennend. Ein Satz voll Bewunderung. Für seinen Vorgänger, der Mitte Juli mit nur 62 Jahren seinem Krebsleiden erlag. Noch aus dem Krankenbett hat Heidmann zwei Tage vor seinem Tod die Vereinsgeschäfte geführt. &bdquo;Er hat bis zum Schluss alles für den TuS Solbad gegeben", sagt Niemeyer. Logisch, dass Heidmann auch die Suche nach einem Nachfolger nicht dem Zufall überließ. Lesen Sie auch: Sarah Süß wird Bürgermeister mit 28: "Im Wahlkampf war mein Alter das Top-Thema" &bdquo;Wir wollen jetzt nicht der Bigcity-Dorfclub werden" Schon Mitte Mai bat Heidmann den jungen Niemeyer um ein Gespräch, in dem er ihm seinen Posten anbot. &bdquo;Ich war ziemlich überrascht", gibt Niemeyer zu. Mehr als eine Woche Bedenkzeit benötigte er, um eine Entscheidung zu fällen. Dann sagte er schließlich zu. &bdquo;Ich finde, die junge Generation kann sich nicht immer nur aus der Verantwortung stehlen", sagt er. Niemeyer ist seit 2009 im Verein. Bis zur A-Jugend spielte er am Kleekamp Fußball. Weil er 2014 aber den Schiedsrichterschein machte und seit 2017 diesem Hobby mehr Aufmerksamkeit schenkt, beendete er seine aktive Karriere. Als Unparteiischer ist Niemeyer mittlerweile bis zur Landesliga im Einsatz. Als Linienrichter assistiert er sogar in der Oberliga. Gleichzeitig engagiert sich der junge Mann im Kreisschiedsrichterausschuss. Er finanziert sein Studium mit zwei Nebenjobs Außerdem studiert er Stadtplanung in Dortmund. Dieses Bachelor-Studium finanziert er sich mit zwei Nebenjobs. Niemeyers Tag war also schon voll mit Terminen, als er noch kein Vereinsvorsitzender war. Etwa 15 Stunden die Woche zusätzliche Arbeit kommt jetzt noch dazu, schätzt er. Derzeit ist der Student vor allem damit beschäftigt, sich einzuarbeiten. Weil Heidmanns Tod schneller als erwartet kam, konnten sich Vorgänger und Nachfolger nicht mehr großartig austauschen. Die Übergabe beschränkte sich auf ein halbstündiges Telefonat. &bdquo;Aus dem habe ich aber viel mitgenommen", sagt Niemeyer. Außerdem hat der Borgholzhausener von den Kindern des Verstorbenen zwei dicke Ordner erhalten. Verträge, Buchhaltung Vereinsgeschäfte an sich: Für Niemeyer ist das alles neu. &bdquo;Ich muss mich fast überall einlesen", sagt er. Unterstützung erfährt er von seinem Vorstandsteam. Vier von sechs Mitgliedern sind wie Niemeyer unter 30 Jahre alt. Die Vereinsurgesteine Michael Giannotti und Dirk Walwei bringen mehr Erfahrung mit. &bdquo;Insgesamt sind wir sehr gut aufgestellt", sagt Niemeyer. "Wir wollen jetzt nicht der Bigdity-Dorflub werden" Den Weg, den Ralf Heidmann eingeschlagen hat, will Niemeyer in seiner Amtszeit als Vorsitzender fortführen. &bdquo;Wir wollen jetzt nicht der Bigcity-Dorfclub werden und alles umkrempeln", sagt Niemeyer. Das größte Projekt, das der Verein im Moment realisiert, ist der Bau des Dorfgemeinschaftshauses. Dieses soll, so der Plan, noch in diesem Jahr fertig werden. Auf Dauer möchte der Borgholzhausener Club zudem konstant die Zahl von 400 Mitgliedern erreichen. Weitere Ziel seien es, im Jugendbereich alle Jahrgänge zu besetzen, die Darts- und Ringerabteilung auszubauen und zu stärken und noch mehr Leute zu finden, die sich im TuS Solbad ehrenamtlich engagieren wollen. &bdquo;Natürlich werden wir auch Fehler machen und Lehrgeld bezahlen", sagt Niemeyer. Er ist sich sicher: &bdquo;Am Ende werden wir alle an den Führungsaufgaben wachsen."

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