25 Jahre Brand Bartholomäuskirche

25 Jahre alter Gemeindebrief-Artikel von Günter Deutsch

Susanne Lahr
20.02.2015 | 20.02.2015, 20:46

Anlässlich des Brandes der Brackweder Bartholomäuskirche am 21. Februar 1990 schrieb der ehemalige Brackweder Pfarrer Günter Deutsch seine Gedanken und Empfindungen  im Gemeindebrief von Bartholomäus Ostern 1990 auf:

"Am Mittwoch, 21. Februar, um 10 Uhr stand ich, aus Bielefeld gekommen, auf dem Treppenplatz, schaute den Handwerkern auf dem Kirchendach zu und freute mich über die schlichte Schönheit unserer Kirche. Zwei Stunden später stand ich mit meiner Frau zusammen wieder an der gleichen Stelle und musste mit ansehen, wie unsere Kirche in hellen Flammen stand.

Als Dach und Turm im Feuer zusammensackten, ging es uns durchs Herz. Wir hätten weinen mögen. Manchen Brackweder sah ich an jenem Tag mit Tränen in den Augen. Es war uns, als wäre ein Stück unseres Lebens gestorben. In der Nacht fanden wir wenig Schlaf, immer wieder sahen wir unsere brennende Kirche.

Wir haben unser Kirche geliebt. Beide Familien, die meiner Frau und auch unsere Familie, waren mit dieser Kirche auf besondere Weise verbunden. Als mein Schwiegervater, Pastor Münter, als junger Soldat am Ende des vergangenen Jahrhunderts in der Nähe unseres Bahnhofes biwakierte, sah er den aufragenden Turm unserer Kirche und dachte: In dieser Kirche möchte ich einmal Pastor sein. Und dann war er es.

Mehr als 35 Jahre hat er in dieser Kirche seinen Dienst als Pastor treu getan. Vor 52 Jahren, am 2. Advent 1938, stand ich zum ersten Mal auf der Kanzel unserer Kirche und habe hier meinen ersten Gottesdienst gehalten. Ich war damals auf dem illegalen Predigerseminar der Bekennenden Kirche in Bielefeld.

Nach dem Krieg habe ich dann 32 Jahre in dieser Gemeinde gearbeitet, in dieser Kirche fröhliche und ernste Gottesdienste gefeiert und bin bei Taufen, Konfirmationen und Trauungen manchem Brackweder begegnet.

Vieles aus diesen Jahren wurde in diesen Tagen in meiner Erinnerung wieder lebendig. Als am Kriegsende in unmittelbarer Nähe der Kirche Bomben fielen, zersprangen die Glasfenster unserer Kirche, im übrigen aber blieb die Kirche unbeschädigt. Nun ist sie zerstört. Es wäre meiner Frau und mir eine große Freude, wenn Gott es uns schenkte, die Einweihung der neuen "alten" Kirche mit feiern zu können.

Ein kleines Erlebnis sei noch hinzugefügt: Am Tage nach dem Brand, als große Kräne unsere Kirchenglocken aus der Turmruine holten, kreiste eine ganze Weile ziemlich niedrig über der ausgebrannten Kirche ein Turmfalkenpaar. Es hatte mit dem zerstörten Turm sein Zuhause verloren. Auch die stumme Kreatur, Gottes Schöpfung, hatte teil an dem Leid, das über uns gekommen war. Bei diesem Erlebnis dachte ich an unsere ehemaligen Küster, Friedrich Dallmann und August, Nolte, die uns immer wieder einmal von den in der Kirche nistenden Turmfalken erzählt hatten."